# taz.de -- Türkische Justiz lockert Regeln für Autorin: Asli Erdogan darf au… | |
> Die türkische Schriftstellerin Asli Erdogan ist wegen „Terrorpropaganda“ | |
> angeklagt, ihr droht lebenslange Haft. Jetzt darf sie das Land verlassen. | |
Bild: Asli Erdogans Verbrechen ist das Schreiben | |
Istanbul afp | Die türkische Justiz hat die Ausreisesperre gegen die | |
[1][Schriftstellerin Asli Erdogan] aufgehoben, die wegen „Terrorpropaganda“ | |
angeklagt ist. Ein Gericht in Istanbul entschied am Donnerstag, dass auch | |
die Linguistin Necmiye Alpay das Land wieder verlassen darf. Das Verfahren | |
gegen die beiden Intellektuellen gilt als Beispiel für die zunehmende | |
Einschränkung der Meinungsfreiheit in der Türkei. | |
Neben Erdogan und Alpay stehen sieben weitere Angeklagte vor Gericht. Ihnen | |
drohen unter anderem wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in der | |
verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK lebenslange Haft. | |
Erdogan bezeichnete die Aufhebung des Ausreiseverbots als „positiven | |
Schritt“, kritisierte aber gleichzeitig die Fortsetzung des Prozesses. „Ich | |
schreibe seit 18 Jahren, und kein Verbrechen ist in meinen Schriften | |
gefunden worden“, sagte die Autorin der Nachrichtenagentur AFP nach der | |
Anhörung. Das Verfahren zeige, dass in der Türkei jeder mit einem Prozess | |
überzogen werden könne. | |
„Sie geben einem zu verstehen, dass in diesem Land jeder Journalist, jeder | |
Anwalt, jeder Politiker sich jederzeit im Gefängnis wiederfinden kann“, | |
sagte die 50-jährige Autorin, deren Romane wie „Die Stadt mit der roten | |
Pelerine“ auch [2][ins Deutsche übersetzt] worden sind. „Dies ist ein | |
schweres Trauma, dem wir ausgesetzt sind.“ | |
## Den Angeklagten droht lebenslange Haft | |
Erdogan und Alpay wird wegen ihrer Arbeit für die prokurdische Zeitung | |
Özgür Gündem „Terrorpropaganda“ vorgeworfen. Die Zeitung war im Oktober … | |
Notstandsdekret geschlossen worden. Die Regierung warf ihr vor, ein | |
Sprachrohr der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein, die im | |
Südosten des Landes seit 1984 gegen den türkischen Staat kämpft. | |
Der Prozess gegen Alpay und Erdogan wird von Kritikern als Beispiel für die | |
zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit unter der | |
islamisch-konservativen Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan | |
angeführt. Ihre mehr als viermonatige Inhaftierung stieß auch im Ausland | |
auf scharfe Kritik. Ende Dezember wurden die beiden Frauen schließlich | |
unter Auflagen freigelassen. | |
Das Verfahren gegen sie wurde am Donnerstag auf den 31. Oktober vertagt. | |
Den beiden Intellektuellen sowie ihren sieben Mitangeklagten droht in dem | |
Prozess weiterhin lebenslange Haft. „Ich weiß nur eins: Ich bin | |
unschuldig“, sagte Erdogan. „Ich muss den Preis allein dafür zu zahlen, | |
dass ich im Namen der Gedankenfreiheit meine Meinung gesagt habe.“ | |
Ihr Anwalt Erdal Dogan sagte, Erdogan werde weiter die Zustimmung des | |
Innenministeriums brauchen, um ausreisen zu können. Wegen der | |
Ausreisesperre hatte die Autorin Anfang Mai nicht nach Amsterdam reisen | |
können, um eine Auszeichnung entgegenzunehmen. | |
22 Jun 2017 | |
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