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# taz.de -- Kommentar neues Kabinett in Frankreich: Politik nur in Pastelltönen
> Macrons Auswahl ist von Kompetenz bestimmt: Drei zweifelhafte Politiker
> hat er durch Techniker ersetzt. Doch das allein wird nicht reichen.
Bild: Na denn, Prost!
Kann Kompetenz ein Erfolgsgarant in der Politik sein? Besser als
Inkompetenz, könnte man sagen. Für Erstere jedenfalls entschied sich der
französische Präsident Emmanuel Macron bei der [1][Auswahl seines neuen
Kabinetts].
Freilich hat die Exekutive gerade die quälende Erfahrung gemacht, wie sehr
alte Politik manchmal in der neuen fortbesteht. Drei Minister der
Mitte-Partei MoDem, Vertreter einer Allianz aus Tradition, stolperten über
die seit Monaten im Raum stehende Scheinbeschäftigungsaffäre. Der
würdevolle Abgang eines von ihnen, des bisherigen Justizministers François
Bayrou – der sich ganz klassisch über eine Intrige von Politik und Medien
beklagte, um sein Unglück zu erklären –, kann das Chaos nicht verbergen,
das der plötzlich auftretende Verdacht eines recht zweifelhaften
Arrangements verursachte, welcher Bayrous kleine Gruppe umgibt. Drei
Politiker verlassen also die Regierung – und werden durch Techniker
ersetzt.
Das Politische wird dennoch nicht vollkommen vergessen: Dieser Regierung,
die höchstens pastellfarben erscheint, wenn nicht gar gräulich, fügt man
nun noch etwas Farbe hinzu: mit zwei Ministerinnen aus der sozialistischen
Vergangenheit, zwei kleinkalibrigen Vertretern von MoDem, um die Treue zur
alten Allianz zu betonen, und mit einigen Sprösslingen aus der
Wahlkampfgarde Macrons.
Ist das nun die neue Welt? Diese Allergie gegenüber eindeutig Gewählten,
dieses diskrete Ablehnen der Legitimation durch die Wähler, all das wurde
schon mal versucht. Unter de Gaulle nämlich oder auch in Italien unter
Mario Monti – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Hier haben wir nun eine
Regierung der Sachkundigen. Ist das eine Erfolgsgarantie?
Nicht unbedingt. Beim ersten Streit werden die Widrigkeiten der Demokratie
wieder aufleben, das ist unausweichlich. Kompetenz allein wird also nicht
reichen. Es muss schon auch Politik gemacht werden. Aber die Politik in
diesem überqualifizierten Gespann repräsentiert allein: Macron.
Dieser Text ist Teil einer taz-Kooperation mit [2][der französischen
Tageszeitung Libération] im Wahljahr 2017
22 Jun 2017
## LINKS
[1] /Kommentar-neues-Kabinett-in-Frankreich/!5424307
[2] http://www.liberation.fr/
## AUTOREN
Laurent Joffrin
## TAGS
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Parlamentswahlen Frankreich
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