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# taz.de -- Cristiano Ronaldo beim Confed-Cup: Der Unberührbare
> Die Steueraffäre kann Cristiano Ronaldo nichts anhaben. Auch seine
> jüngsten Betrugsversuche sind kein Thema. Der Star muss Star bleiben.
Bild: Redet übers Spiel und nur übers Spiel: Cristiano Ronaldo
Moskau taz | Das tapfere Mädchen! Das wird Cristiano Ronaldo der kleinen
Polina Haeredinowa nicht vergessen. Das zehnjährige Kind im Rollstuhl hat
den Weltfußballer aus Portugal vor dem Spiel gegen Russland auf das Feld
geführt, um dem Superstar in einer der schwersten Stunden seines Lebens
beizustehen. Hand in Hand standen sie vor dem Spielfeld. Die Kleine küsst
den gefallen Fußballer gar, bevor das Gruppenspiel gegen die Gastgeber im
Spartak-Stadion von Moskau beginnt.
Vielleicht ist es der Beistand des Mädchens, das den Steuerverbrecher, der
den spanischen Staat um mehr als 14 Millionen Euro Steuereinnahmen
[1][gebracht haben soll], derart anspornt, dass er gleich in der neunten
Minute das einzige und damit entscheidende Tor des Spiels erzielt.
Ja, das wäre auch eine schöne Geschichte. In Wahrheit wird die Geschichte
des Einlaufkinds im Rollstuhl, das sich bei Fifa-Sponsor McDonald’s für das
Spektakel in Moskau beworben hatte, so erzählt. Es spricht Jean-François
Pathy, irgend so ein Marketing-Fuzzi des Internationalen Fußballverbands:
„Das Programm von McDonald’s ist eine von vielen großartigen Initiativen,
die den Fifa-Geschäftspartnern helfen, eine aktive Rolle für den Erfolg des
Fifa-Konföderationen-Pokals 2017 zu spielen. Die Chance, junge Fans mit
unterschiedlichen Hintergründen und Lebensgeschichten mit dem Fußball zu
verbinden, ist einzigartig.“ Und Cristiano Ronaldos Rolle in diesem Spiel
ist unangetastet – trotz allem.
Trotz der Vorwürfe der Steuerhinterziehung, die nach Enthüllungen der
European Investigative Collaboration, zu der auch das Nachrichtenmagazin
Der Spiegel gehört, die spanischen Ermittlungsbehörden auf den Plan gerufen
haben. Trotz des Gerichtsverfahrens, das mittlerweile eingeleitet worden
ist. Und trotz der jüngsten Enthüllungen, nach denen Ronaldo und seine
Anwälte Verträge, die die Unschuld des reichen Kickers belegen sollten,
manipuliert haben sollen. Der Star muss Star bleiben in der Fifa-Welt. Das
Spiel wird weitergespielt.
## Hammersätze von CR 7
Zum zweiten Mal im zweiten Match wird Ronaldo nach der Partie zum Spieler
des Spiels gewählt, eine Auszeichnung, die es eigentlich nur deshalb gibt,
damit sich Budweiser, dieser Getränkesponsor der Fifa, der so etwas
Ähnliches herstellt wie Bier, auf eine besondere Art präsentieren kann.
„Budweiser Player of the Match“ heißt die Auszeichnung, die den Geehrten
verpflichtet, auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zu erscheinen und sich
mit dem Logo des Gebräus ablichten zu lassen. Nach dem Spiel gegen Mexiko
hatte Ronaldo die Zeremonie geschwänzt. Offizieller Grund: eine
medizinische Behandlung.
Nach dem Spiel gegen Russland erscheint er tatsächlich. Und er sagt
tatsächlich etwas. Den Reportern, die seit fast einer Woche auf diesen
Moment gewartet haben, stockt der Atem. Sollten sie endlich Auskunft
erhalten? „Die Mannschaft hat sehr gut gespielt.“ Dann: „Es war das erste
Mal, dass Portugal auf russischem Boden gewonnen hat.“ Ronaldo sondert noch
zwei Hammersätze dieser Bauart ab. Dann verschwindet er. Fragen sind keine
erlaubt.
„Er ist hier, um über das Spiel zu sprechen. Basta! Nicht über seinen Klub
und nicht über seine Familie.“ Portugals Trainer Fernando Santos gibt den
Anwalt für seinen Star und schickt dann noch einen Satz nach, der als der
unverschämteste dieses Abends in Erinnerung bleiben wird: „Sie werden
andere Gelegenheiten haben, all die Antworten zu erhalten, die Sie wollen.“
Wer’s glaubt.
Ronaldo bleibt der Unberührbare. Noch funktioniert er als Superstar. So wie
der argentinische Starkollege Lionel Messi trotz eines verlorenen
Steuerhinterziehungsverfahrens. In der kommenden Woche will Ronaldo laut
der spanischen Sportzeitung AS bei einem Gericht in Madrid 14,7 Millionen
Euro hinterlegen. Die Summe, die er an der Steuer vorbeigeschleust haben
soll. Die Zeitung zitierte einen Sprecher Ronaldos: „Das bedeutet nicht,
dass Cristiano eine Schuld eingesteht, sondern es ist nur ein Zeichen
dafür, dass er zur Zusammenarbeit bereit ist.“
Dessen Verehrung ist auch in Russland noch ungebrochen. Nach dem Spiel
verkauft eine ältere Dame vor dem Stadion Autogrammkarten. Der kleine Jura,
der vielleicht sieben Jahre alt ist, bettelt seinen Vater an. Er will
unbedingt eine Ronaldo-Karte. „Ich habe auch Smolow und Akinfejew“, sagt
die Händlerin und zeigt auf die Bilder des Stürmers und Torwarts der
Sbornaja. Jura muss lachen. Die Händlerin lacht mit. „Alle wollen nur
Ronaldo“, sagt sie.
23 Jun 2017
## LINKS
[1] /Cristiano-Ronaldo-vor-dem-Kadi/!5416613
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Confederations Cup
Cristiano Ronaldo
Portugal
Fußball
Schwerpunkt #metoo
Cristiano Ronaldo
Russland
Deutscher Fußballbund (DFB)
Confed Cup
Cristiano Ronaldo
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