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# taz.de -- Terroranschläge in Teheran: Die Angriffe sind vorbei
> Die Angriffe auf Parlament und Mausoleum in Teheran wurden von der
> Polizei beendet. Die IS-Miliz hat sich zu den Anschlägen bekannt.
Bild: Polizeiabsperrung vor der Grabstätte von Ayatollah Khomeini
Teheran afp | Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat sich
erstmals zu Anschlägen im Iran bekannt. Bei den offenbar koordinierten
Angriffen auf das Parlament im Zentrum von Teheran und das Mausoleum von
Ayatollah Khomeini südlich der Stadt wurden zwölf Menschen getötet, drei
Attentäter sprengten sich in die Luft. Die IS-Miliz hatte wiederholt dem
Iran gedroht, bisher aber keine Anschläge im Land verübt.
Der Angriff im Parlament endete erst nach fünfstündigen Schusswechseln
zwischen der Polizei und den Angreifern. Das IS-Sprachrohr Amaq
veröffentlichte ein Video der Angreifer aus dem Parlament, während der
Angriff noch lief. Die Polizei teilte am Nachmittag mit, alle Attentäter
seien getötet worden. Laut den Rettungskräften wurden insgesamt zwölf
Menschen von den Attentätern getötet und 39 weitere verletzt.
Zwei Gruppen aus jeweils vier bis fünf Angreifern hatten am Vormittag den
Parlamentskomplex im Stadtzentrum und das Mausoleum des Staatsgründers in
der Ebene südlich von Teheran gestürmt. Dabei wurden Medienberichten
zufolge unter anderen ein Wachmann im Parlament sowie ein Gärtner im
Mausoleum getötet.
Zwei Attentäter, darunter mindestens eine Frau, sprengten sich am Grabmal
in die Luft. Ein weiterer Angreifer zündete seinen Sprengstoffgürtel in
einem Bürogebäude des Parlaments, wo sich die Angreifer verschanzt hatten.
Über Stunden waren Schüsse im Parlament zu hören, bevor die Polizei zum
Sturm auf die Angreifer ansetzte.
Die IS-Miliz hatte dem überwiegend schiitischen Iran wiederholt mit
Angriffen gedroht. Im März veröffentlichte die sunnitische
Extremistengruppe ein Video auf Persisch, in dem sie drohte, den Iran zu
erobern und „der sunnitischen muslimischen Nation zurückzugeben“. Wie
andere sunnitische Extremisten betrachtet die IS-Miliz Schiiten als
Ungläubige und verübt regelmäßig Anschläge gegen sie.
Das IS-Sprachrohr Amaq meldete am Mittwoch, „Kämpfer“ der IS-Miliz hätten
die Anschläge auf das Parlament und das Mausoleum verübt. Erst am Sonntag
hatte Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei im Mausoleum bei
einer Kundgebung zum 28. Todestag Khomeinis dem Westen eine verfehlte
Strategie gegen Dschihadisten vorgeworfen.
## „Nebensächliche Angelegenheit“
Der Anschlag ereignete sich, während die Abgeordneten gerade eine Sitzung
im Parlament abhielten. Fernsehbilder zeigten, wie die Parlamentarier
ungerührt ihre Debatte fortsetzten. Parlamentspräsident Ali Laridschani
bezeichnete die Angriffe als „nebensächliche Angelegenheit“ und zeigte sich
überzeugt, dass die Sicherheitskräfte damit fertig werden würden.
Die Nachrichtenagentur Fars veröffentlichte Bilder, wie sich eine
Attentäterin vor dem Mausoleum in die Luft sprengt. Im Internet kursierten
Bilder eines abgetrennten Kopfes, der angeblich einem der Attentäter
gehörte. Das Geheimdienstministerium erklärte, eine dritte Gruppe von
„Terroristen“ sei vor den Angriffen ausgeschaltet worden.
Eine große Menge von Sicherheitskräfte riegelten das Parlament im
Stadtzentrum und das Grabmal ab, das am Rande der Autobahn zur
Theologenstadt Ghom in der Ebene südlich von Teheran liegt. Teile der Metro
von Teheran wurden geschlossen, und Innenminister Abdolrahman Fasli berief
eine Krisensitzung des Sicherheitsrats ein.
Die schiitische Regionalmacht unterstützt im syrischen Bürgerkrieg
Machthaber Baschar al-Assad sowie schiitische Milizen im Irak. Dass es im
Iran bisher nicht zu größeren IS-Anschlägen kam, führen Experten unter
anderem auf die scharfe Überwachung der iranischen Gesellschaft durch den
Geheimdienst zurück.
In der südöstlichen Grenzprovinz Sistan und Belutschistan sind sunnitische
Separatisten aktiv, zudem gibt es im Nordwesten kurdische Rebellen, doch
begehen sie zumeist keine Angriffe in den Großstädten. Die letzten
Anschläge in den Metropolen wurden Anfang der 2000er Jahre von den
Volksmudschaheddin verübt, doch schwor die Oppositionsgruppe seitdem der
Gewalt ab.
7 Jun 2017
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