# taz.de -- Diplomatische Krise um Katar: „Trumpisierung des Umgangs“ | |
> Weitere Länder isolieren Katar, während aus Washington widersprüchliche | |
> Signale kommen. Russische Hacker sollen die diplomatische Krise ausgelöst | |
> haben. | |
Bild: Keine klare Sicht auf die Verhältnisse – Nebel in Doha | |
WASHINGTON/DOHA dpa/afp | Nach harschen Worten von US-Präsident Donald | |
Trump haben die Vereinigten Staaten das Golf-Emirat Katar aufgefordert, | |
seinen Kampf gegen den islamistischen Terror zu verstärken. „Es hat | |
Fortschritte gegeben, aber es muss noch mehr getan werden“, sagte eine | |
Sprecherin des US-Außenministeriums in Washington. Bundesaußenminister | |
Sigmar Gabriel war Katar im Konflikt mit seinen arabischen Nachbarn | |
beigesprungen und hatte Trumps Politik im Mittleren Osten kritisiert. Am | |
Mittwoch empfängt der SPD-Politiker seinen saudi-arabischen Amtskollegen | |
zum Gespräch – einen Tag nach dem Chefdiplomaten Katars. | |
US-Außenministeriumssprecherin Heather Nauert beteuerte am Dienstag, die | |
USA wollten in der jüngsten Auseinandersetzung Katars mit Saudi-Arabien und | |
den anderen Golf-Staaten nicht Partei ergreifen. Außenminister Rex | |
Tillerson habe angeboten, zu vermitteln. „Es hat ein Zerwürfnis gegeben und | |
der Minister hat angeboten, dabei zu helfen, es zu kitten“, sagte die | |
Sprecherin. „Wir werden weiterhin mit Katar und anderen Ländern in der | |
Region kooperieren, um den Terrorismus zu bekämpfen.“ | |
Nauert war merklich bemüht, vorherige Äußerungen von Trump wieder | |
einzufangen. Der US-Präsident hatte sich in der diplomatischen Krise | |
eindeutig [1][auf die Seite Saudi-Arabiens und seiner Verbündeten | |
geschlagen]. Die Isolation des Golf-Emirats führte er am Dienstag in einer | |
Reihe von Twitternachrichten auf seine Reise in den Nahen Osten zurück. | |
Schon dort hätten beim Thema Terrorfinanzierung alle Hinweise auf Katar | |
gedeutet. „Vielleicht wird das der Anfang vom Ende des Terrorhorrors sein“, | |
schrieb er weiter. | |
Später teilte das Weiße Haus mit, Trump habe mit dem saudi-arabischen König | |
telefoniert und über das gemeinsame Ziel gesprochen, jegliche | |
Terrorfinanzierung und Förderung von Extremismus in der Region zu stoppen – | |
durch welches Land auch immer. Ein geeinter Golf-Kooperationsrat sei | |
entscheidend im Kampf gegen den Terrorismus und für regionale Stabilität. | |
## Isolation geht weiter | |
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und der | |
Jemen hatten am Montag alle diplomatischen Kontakte zu Katar abgebrochen. | |
Mauretanien zog am Dienstag nach, auch Jordanien fuhr seine diplomatischen | |
Beziehungen zurück. Katars Nachbarländer schlossen zudem die Grenzen. | |
Zugleich stellten sie den Flugverkehr nach Katar ein. Damit ist das | |
Golf-Emirat, in dem 2022 die Fußball-WM ausgetragen werden soll, weitgehend | |
isoliert. | |
Die arabischen Staaten beschuldigen Katar, Terrororganisationen wie den | |
sunnitischen „Islamischen Staat“ (IS) zu unterstützen. Gleichzeitig stoßen | |
sie sich an den angeblich guten Beziehungen Katars zum schiitischen Iran. | |
Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien sieht in Teheran einen Erzrivalen | |
in der Region. | |
Gabriel kritisierte, Katar solle offenbar isoliert und existenziell | |
getroffen werden. „Eine solche Trumpisierung des Umgangs miteinander ist in | |
einer ohnehin krisengeschüttelten Region ganz besonders gefährlich“, sagte | |
er dem Handelsblatt. Er sei „sehr besorgt über die dramatische Eskalation | |
der Lage und die Folgen für die ganze Region“. | |
Trumps Rüstungsdeals mit den Golfmonarchien verschärften das Risiko einer | |
Aufrüstungsspirale, sagte Gabriel. „Das ist eine völlig falsche Politik.“ | |
Deutschland setze darauf, Konflikte durch Gespräche zu entschärfen. Bei | |
seinem Treffen mit dem saudischen Außenminister Adel Al-Dschubair in Berlin | |
werde er „sicher mehr erfahren über die Beweggründe der Saudis für ihr | |
äußerst hartes Vorgehen“. | |
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die Isolation des | |
Golf-Emirats. Die derzeitige Lage nütze „keinem der Länder in der Region“, | |
sagte er am Dienstag vor türkischen Diplomaten in Ankara. Zugleich lobte er | |
die Zurückhaltung Katars, das keine Gegenmaßnahmen ergriffen habe. | |
Trump hatte die Golf-Staaten im Mai bei einem Gipfel in Riad auf einen Pakt | |
gegen den Terror eingeschworen. Zugleich kritisierte er den Iran scharf. | |
Die USA sind mit allen Konfliktparteien eng verbündet. In Katar befindet | |
sich der größte US-Militärstützpunkt in der Region. Auf der Luftwaffenbasis | |
Al-Udeid sind mehr als 10.000 US-Soldaten stationiert. | |
## Wer war’s? Russische Hacker | |
Einem US-Medienbericht zufolge soll die diplomatische Krise mit Katar indes | |
auf eine von russischen Hackern initiierte Fehlinformationskampagne | |
zurückgehen. | |
Der US-Sender CNN berichtete derweil unter Berufung auf | |
US-Geheimdienstmitarbeiter, russische Hacker hätten eine „Fake | |
News“-Geschichte bei der staatlichen Nachrichtenagentur Katars platziert, | |
die Saudi-Arabien und andere Staaten zum Abbruch der diplomatischen | |
Beziehungen mit Katar veranlasst habe. | |
Dem Medienbericht zufolge reisten Experten der US-Bundespolizei FBI Ende | |
Mai nach Katar, um den mutmaßlichen Cyberangriff zu untersuchen. | |
Saudi-Arabien habe die gegen Katar verhängte diplomatische und | |
wirtschaftliche Blockade dann teilweise mit dem falschen Bericht begründet. | |
Laut CNN gab die Regierung Katars an, dass der Medienbericht vom 23. Mai | |
falsche Informationen hinsichtlich der katarischen Führung beinhaltete, die | |
dem Iran und Israel gegenüber freundlich schienen. Überdies soll in dem | |
Bericht in Frage gestellt worden sein, ob sich Trump im Amt halten könne. | |
Katars Außenminister Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani sagte CNN, | |
das FBI habe den Hackerangriff und die „Fake News“-Geschichte bestätigt. | |
„Was auch immer an Vorwürfen laut geworden ist, alles basiert auf | |
Fehlinformationen“, sagte er dem US-Sender. | |
Sollten sich die Vorwürfe gegen Russland bestätigen, würde dies auf | |
russische Bemühungen zur Untergrabung der US-Außenpolitik hinweisen. Den | |
US-Ermittlern zufolge wollte Russland mit dem Hackerangriff Spannungen | |
zwischen den USA und ihren Verbündeten schüren. Die US-Geheimdienste waren | |
bereits vergangenes Jahr zu dem Schluss gelangt, dass Russland hinter | |
Hackerangriffen während des US-Wahlkampfs steckt. | |
7 Jun 2017 | |
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