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# taz.de -- Kommentar Krise am Golf: Trumps Eigentor in Katar
> Trump hat Saudi-Arabien einen Freibrief erteilt, den Konflikt mit Katar
> und dem Iran zu eskalieren. Das könnte zum Krieg führen.
Bild: Trump in Riad, 20. Mai 2017
Es war einer der lustigsten Filmausschnitte seit Monty Python: Ein älterer
Herr mit seltsamer Haarfarbe und beseeltem Gesichtsausdruck hüpft mit
Schwert zwischen Dutzenden Scheichs herum. Selten waren die Besuche eines
US-Präsidenten im doch eher freudlosen Saudi-Arabien optisch so
unterhaltsam.
Die Folgen des Schwerttänzchens sind weit weniger amüsant. [1][Trump hat
mit seinem Besuch] und seinen Schimpftiraden gegen den Iran das
Gleichgewicht in der Region gestört. Schlimmer noch: Er hat dem
sunnitischen Saudi-Arabien einen Freibrief erteilt, gegenüber dem
schiitischen Rivalen Iran die Lage zu eskalieren.
Genau darum geht es bei dem überraschenden Abbruch aller Beziehungen zu
Katar. Das reiche Emirat soll für seine Beziehungen zu Teheran bestraft
werden – und zwar mit einer so umfassenden Isolation, wie es sie nicht mehr
gegeben hat, seit Ägypten und Jordanien mit Israel Friedensverträge
schlossen.
Hier liegt nun das Problem der Trumpologie, die streng monokausal denkt und
nie mehrere Schritte im Voraus plant. Der US-Präsident hat mit seiner
Zuspitzung am Golf ein Eigentor geschossen, denn in Katar sind 10.000
US-Soldaten stationiert. Der wichtigste Militärstützpunkt der Region in
einem Staat, der den Terror unterstützt? Das dürfte auch Trump überrascht
haben. Wie die künftige Zusammenarbeit im Kampf gegen den IS laufen soll,
wenn Verbündete nun nicht mehr nach Katar fliegen können, könnte spannend
werden.
Das Beben am Golf ist die schwerste diplomatische Krise seit dem Irakkrieg
2003 und hat das Potenzial, außer Kontrolle zu geraten. Mag sein, dass die
Isolation aufgehoben wird, wenn Katar sich den Saudis unterwirft. Doch wenn
der Iran die Bestrafung Katars als Angriff auf sich versteht, kann ebenso
gut ein Krieg daraus erwachsen. In einer solchen Lage hätte Trump dann mehr
in der Hand als nur ein Schwert. Und das wäre überhaupt nicht mehr lustig.
6 Jun 2017
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[1] /!5408109
## AUTOREN
Silke Mertins
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