# taz.de -- Sarg-Aktion in Eppendorf: Kein Platz für Flüchtlinge | |
> Der Streit über die erste Unterkunft in Eppendorf gipfelte in einer | |
> umstrittenen Kunstaktion. Die Anwohner machten schonmal gegen Geflüchtete | |
> mobil | |
Bild: Auf dieser Wiese in der Loogestraße sollen Flüchtlinge wohnen | |
HAMBURG | taz Flüchtlingsunterkünfte haben es in Eppendorf schwer. | |
Planungen für eine Unterkunft für 2.400 Flüchtlinge in der Osterfeldstraße | |
blieben erfolglos, eine Einrichtung im Seelemannpark wurde erst mal auf Eis | |
gelegt und diese Woche protestierte eine Künstlerin gegen die Bestrebung, | |
104 Flüchtlinge in der Loogestraße unterzubringen. Sie stellte einen Sarg | |
auf die Grünfläche, auf der die Unterkunft geplant ist. Auf den Bändern am | |
Trauerflor stand unter anderem: „Opfer Rot/Grüner Borniertheit“. | |
Harald Rösler (SPD), Bezirksamtsleiter Nord, nannte diese Aktion | |
„unerträglich“: „Es zeigt aber, wozu man hier im Stadtteil in der Lage | |
ist.“ Es habe zahlreiche Proteste und nicht endende Diskussionen über | |
Flüchtlingsunterkünfte gegeben. Er wolle sich jedoch nicht vom Widerstand | |
einer „lautstarken Minderheit“ beirren lassen, sagt Rösler. Die 104 Plätze | |
seien dann wohl ein „Minirekord“ in der Stadt. | |
„Die Mehrheit in Eppendorf will bei der Unterbringung von Flüchtlingen | |
mitwirken, aber sobald es um einen konkreten Standort geht, formiert sich | |
Widerstand“, sagt Rösler. „Auch die unsinnigsten Bedenken wurden mir | |
bereits mitgeteilt.“ Die angeblich fehlende Bürgerbeteiligung wurde unter | |
anderem kritisiert, obwohl es Initiativen gab, bei denen die Bürger | |
Standorte vorschlagen konnten. Bei dem stadtweiten Projekt „Finding Places“ | |
wurde etwa der Seelemannpark genannt. Die geplante Einrichtung in der | |
Loogestraße ist für Rösler die „denkbar kleinste Einheit einer | |
Flüchtlingsunterbringung überhaupt. Es gibt keinerlei Gründe, die gegen den | |
Standort sprechen.“ | |
Tatsächlich gibt es bisher in Eppendorf keine Flüchtlingsunterkunft. | |
Hamburg benötigt jedoch Plätze in der Folgeunterbringung. Der Zentrale | |
Koordinierungsstab Flüchtlinge (ZKF) stellte im Februar fest, dass rund | |
6.000 Menschen bereits länger als sechs Monate in Erstaufnahmeeinrichtungen | |
wohnen, weil keine Plätze in einer Folgeunterkunft frei sind. Mehr als | |
30.000 Plätze werden laut ZKF bis Ende des Jahres benötigt. Derzeit gibt es | |
fast 40.000 Plätze in Erstaufnahme- und Folgeeinrichtungen insgesamt, | |
weitere 16.000 sind geplant. | |
Im April einigten sich der Senat und die Bürgerinitiative Hamburg für gute | |
Integration auf einen neuen Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge in den | |
Bezirken. Anjes Tjarks, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der | |
Bürgerschaft, stellte fest, dass „jetzt auch in der Hafencity, Eppendorf | |
und Blankenese Unterkünfte“ gebaut werden müssen. | |
Die geplanten 104 Plätze auf der grünen Wiese in der Loogestraße nennt | |
Rösler „das Mindeste, was man von Eppendorf erwarten kann“. Laut dem | |
Verteilungsschlüssel müssten eigentlich um die 200 Plätze geschaffen | |
werden. | |
Bisher steckt das Flüchtlingsheim noch in der Planung, die Baugenehmigung | |
wird demnächst beantragt. Die Wohncontainer in der Loogestraße können aber | |
erst 2018 genutzt werden. Die Unterkunft im Seelemannpark ist derzeit | |
ohnehin nur als Ersatzlösung angedacht. Und auch die könnte erst Mitte 2018 | |
fertig sein, um 88 Flüchtlinge zu beherbergen. | |
16 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Philipp Steffens | |
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