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# taz.de -- Namen von Computerviren: I love you, MyDoom
> Schadsoftware hat oft plakative und einprägsame Namen. Einige sind
> besonders im Gedächtnis geblieben. Wer hat sie sich ausgedacht?
Bild: Mach einen Knoten ins Netzwerkkabel, damit du den Computervirus nicht ver…
Wenn ein Computervirus den eigenen PC angegriffen hat, ist das zum Heulen.
Deshalb trägt der Erpressungstrojaner [1][WannaCry, der in den letzten
Wochen über 230.000 Computer infizierte], einen perfekten Namen. Er weckt
Erinnerungen an andere große Computerschädlinge der Vergangenheit: MyDoom,
Freitag-der-13.-Virus, Code Red oder Slammer. Viren, die klingen, als
sollte schon die bloße Erwähnung des Namens Angst und Schrecken verbreiten.
Doch wer denkt sich diese Namen aus?
Stefan Katzenbeisser, Professor im Fachbereich Informatik an der TU
Darmstadt, sagt, dass es in aller Regel nicht die Schöpfer der Viren sind.
Wie eine neue Tierart erhält der Computerschädling seinen Namen von dem
Forscher oder der Forscherin, die ihn entdeckt haben. Wenn der Professor
selbst einen Virus finden würde, könnte er ihn also Katzenbeisser-Virus
nennen. Das wäre ein sehr schöner Name.
Meistens sind die Entdecker Menschen, die für Antivirus-Software-Hersteller
arbeiten. Nicht selten kommt es dabei zu Problemen, wenn eine Schadsoftware
von mehreren Analysten gleichzeitig entdeckt und dann unter
unterschiedlichen Namen bekannt wird. Der Versuch, sich auf Konventionen
für die Benennung zu einigen, ist nicht neu; blieb aber bislang eher
erfolglos.
Manchmal, erklärt Katzenbeisser, werde der Name mehr oder weniger kreativ
aus im Code gefundenen Mustern abgeleitet. Der WannaCry-Trojaner allerdings
ist ein Beispiel, bei dem die Namensfindung relativ wenig Kreativität
benötigte: Die von ihm verschlüsselten Dateien tragen die Endung .WNCRY.
Ebenso naheliegend war die Benennung des Freitag-der-13.-Virus. Der 1987
entdeckte Virus löscht die Programmdateien des befallenen Computers an
jedem Freitag den 13. Eine Tatsache, die seine Bekanntheit gesteigert haben
dürfte.
## Hinter modernen Viren stehen finanzielle Interessen
Einige Computerviren passen nicht ins Schema der furchteinflößenden Namen,
sind aber trotzdem sehr einprägsam benannt. [2][ILOVEYOU, der im Jahr 2000
auftrat], oder der Michelangelo-Virus aus den frühen 90ern, der sich dank
der Popularität des Renaissance-Künstlers einprägt. Der Name des ersten ist
leicht mit der Betreffzeile der E-Mails erklärbar, über die er sich
verbreitete. Im zweiten Fall liegt er weniger nahe: Das Datum, an dem der
Virus ausbricht, der 6. März, fällt zufälligerweise mit Michelangelos
Geburtstag zusammen.
Könnte die Bekanntheit von Computerviren mit ihren plakativen Namen
zusammenhängen? Stefan Katzenbeisser will darüber nicht spekulieren. Die
großen Angriffe von vor über zehn Jahren, beispielsweise der
I-love-you-Virus, seien wohl am besten im Gedächtnis geblieben. Eben weil
die Medien ausführlich darüber berichteten und man entsprechend oft von
ihnen gehört habe. Ausschließen, dass Viren, die besonders großen Schaden
angerichtet haben, meistens sehr einprägsame Namen trugen, will
Katzenbeisser aber nicht. Das entspreche auch seiner Wahrnehmung.
Obwohl WannaCry ein Gegenbeispiel zu sein scheint – Stefan Katzenbeisser
ist überzeugt, dass Computerschädlinge, über die jeder redet, heute nicht
mehr im Interesse ihrer Schöpfer wären. Computerfreaks, die mit einem Virus
der Welt ihr Können zeigen wollten, gebe es kaum mehr. Inzwischen gehe es
um organisierte Kriminalität mit finanziellen Interessen. „Von der
romantischen Vorstellung vom Hacker müssen wir uns verabschieden.“
## Online-Durchsuchung klingt besser als Bundestrojaner
Nicht verabschieden müssen wir uns von einigen älteren Viren. Der Wurm
Conficker beispielsweise – erstmals aufgetreten 2008 – ist noch heute
virulent. Sein Name klingt nach einem deutsch-englischen Mischmasch mit
recht eindeutiger Bedeutung: Statt es zu konfigurieren, fickt er das
System.
Ob der Bundestrojaner da etwas gegen hat? Nein. Geheimdienste mögen
Sicherheitslücken in Computersystemen, weil sie sie selbst nutzen. Deshalb
behalten sie ihr Wissen für sich, wenn sie welche entdecken, erklärt
Katzenbeisser. Damit werde die gesamte Gesellschaft geschwächt, weil eine
Lücke, die die NSA findet, auch von anderen ausgenutzt werden kann. Genau
das war beim WannaCry-Trojaner der Fall.
Bundestrojaner oder Staatstrojaner wird meist als allgemeiner Begriff
verwendet, um staatliche Schadsoftware zu bezeichnen. Der Name ist bei den
Regierungen nicht beliebt. [3][Die österreichische Regierung spricht lieber
von Software zur Überwachung internetbasierter Kommunikation.]
Online-Durchsuchung klingt auch weniger schädlich. Die Bundesregierung will
mehr davon und ihren Einsatz ausweiten. Trotz WannaCry.
19 May 2017
## LINKS
[1] /!5409098
[2] http://www.people.carleton.edu/~brodiej/security_ily.html
[3] http://derstandard.at/2000056983409/Regierung-nennt-den-Bundestrojaner-nich…
## AUTOREN
Martin Thoma
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