# taz.de -- EuGH-Urteil zu EU und Freihandel: Asterix jubelt | |
> Der EuGH urteilt, dass die Parlamente der Einzelstaaten mitsprechen | |
> können. Die Wallonie begrüßt das Urteil, das Europaparlament ist | |
> gespalten. | |
Bild: Auch auf offiziellen EU-Schildern ist Mitsprache möglich | |
Brüssel taz | Als Erster reagierte Paul Magnette, der „belgische Asterix“ | |
und prominente Widerstandskämpfer gegen das Freihandelsabkommen Ceta. | |
[1][„Das EU-Gericht hat uns recht gegeben“], freute sich der | |
Ministerpräsident der belgischen Region Wallonie, der Ceta im Herbst fast | |
zu Fall gebracht hatte. | |
„Für uns ist das eine große Genugtuung“, fügte der sozialistische Politi… | |
hinzu. Er habe ja schon immer gesagt, dass Freihandelsabkommen der | |
„nächsten Generation“, die tief in die nationale Gesetzgebung eingreifen, | |
auch von nationalen und regionalen Parlamenten abgesegnet werden müssen – | |
und nicht nur vom Europaparlament in Straßburg. | |
Ungewöhnlich wortkarg gab sich dagegen die EU-Kommission. Sie begrüßte das | |
Urteil zwar, weil es endlich Klarheit bringe. Gleichzeitig kündigte die | |
Brüsseler Behörde aber an, die Entscheidung aus Luxemburg nun sorgfältig zu | |
prüfen. Offenbar hoffen Kommissionschef Jean-Claude Juncker und sein Team, | |
noch ein Schlupfloch zu finden. | |
Die EU-Kommission hatte das Gericht selbst angerufen, nachdem sie sich 2013 | |
mit Singapur grundsätzlich auf ein Freihandelsabkommen geeinigt hatte. Die | |
EU-Behörde wollte damit erreichen, dass ihre Kompetenzen in der | |
Handelspolitik gestärkt werden – zulasten der nationalen und regionalen | |
Parlamente. Das ist nun schiefgegangen. | |
Ein gemischtes Echo kam aus dem Europaparlament. Während sich Grüne und | |
Linke freuen, weil sie Ceta und andere neue Freihandelsabkommen wie das | |
(inzwischen auf Eis gelegte) TTIP generell ablehnen, reagierte die | |
konservative EVP-Fraktion vorsichtig: „Wir haben endlich klare Sicht und | |
können den Blick nach vorne wenden“, sagte der CDU-Handelsexperte Daniel | |
Caspary. | |
Das EU-Gericht habe klargestellt, dass die meisten Zuständigkeiten – etwa | |
zu Transport, nachhaltiger Entwicklung oder geistigem Eigentum – allein auf | |
EU-Ebene liegen. Gleichzeitig habe es aber die Mitsprache der nationalen | |
Parlamente gestärkt und es den Bürgern leichter gemacht, sich in der | |
EU-Politik wiederzuerkennen. | |
Der Chef der europäischen grünen Partei, Reinhard Bütikofer, sieht den | |
„Versuch der Kommission, sich zusätzliche Kompetenzen anzueignen“, als | |
gescheitert an. Was das bereits mit Singapur ausgehandelte Abkommen | |
betrifft, müsse sich die Brüsseler Behörde jetzt schnell entscheiden. | |
Bütikofers Ansicht nach sollte sie den „privilegierten Investorenschutz“ | |
abtrennen und das Freihandelsabkommen, das ansonsten in die alleinige | |
EU-Kompetenz fällt, schnell in Kraft setzen. | |
16 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] /EU-Laender-und-Freihandelsabkommen/!5410253/ | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
## TAGS | |
Schwerpunkt TTIP | |
EuGH | |
Freihandel | |
CETA | |
Grüne | |
Schwerpunkt TTIP | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Freihandelsabkommen mit Kanada: Der Bundesrat kann Ceta stoppen | |
Das umkämpfte Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada ist längst | |
nicht durch. Der Bundesrat könnte es noch kippen. | |
EU-Länder und Freihandelsabkommen: Ein Veto-Recht ist möglich | |
Dürfen EU-Institutionen alleine über Handelsabkommen entscheiden? Im Fall | |
eines Vertrages mit Singapur urteilte der EuGH, dass die Länder mitsprechen | |
können. |