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# taz.de -- Kinderzirkus auf dem Tempelhofer Feld: Sachen ins Rollen bringen
> Bei Cabuwazi geht es neben der Artistik um Miteinander und Toleranz. Das
> soll nun auch auf dem Tempelhofer Feld geübt werden.
Bild: Jetzt auch auf dem Tempelhofer Feld: Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi
Vor dem alten Flughafengebäude reihen sich weiße Container aneinander. Und
gleich nebenan ragen jetzt rot-gelbe Zeltspitzen dem Himmel entgegen.
Fliegende Bauten auf dem Tempelhofer Feld, die bleiben dürfen. Am Sonntag
eröffnet hier der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi einen neuen Standort,
an dem auch Erwachsene Kurse in unterschiedlichsten Zirkusdisziplinen
besuchen können. Neben Spiel und Körperkunst will Cabuwazi Miteinander,
Toleranz und Selbstvertrauen vermitteln, wie ein Prospekt verrät. Das soll
künftig auch auf dem neuen Platz geschehen. Ein Schwerpunkt soll die Arbeit
mit Geflüchteten werden.
Auf dem Feld wird Cabuwazi direkter Nachbar der neu entstehenden
Tempohomes. In dem Containerdorf vor dem Flughafengebäude sollen ab Juli
Geflüchtete untergebracht werden, der Bau selbst dient bereits seit 2015
als Notunterkunft.
Neu ist dem Team von Cabuwazi der ehemalige Flughafen nicht. Seit zwei
Jahren gehen wöchentlich Mitarbeiter*innen des Cabuwazi in die Unterkunft.
Beyond Borders nennt sich das mobile Team, das bisher in Turnhallen und
Heimen untergebrachten Flüchtlingen Zirkusunterricht gegeben hat und nun in
den Zelten am Feld arbeiten wird. „Wenn sie nicht zu uns können“, sagt Karl
Köckenberger, „gehen wir halt zu ihnen.“
Köckenberger ist Mitbegründer und Geschäftsführer des Cabuwazi. Er freut
sich über den neuen Standort, wo künftig Projekte mit Geflüchteten und
anderen Berliner*innen stattfinden sollen.
Fünf Plätze bespielt Cabuwazi bereits in Berlin. Doch die Lage am Feld sei
etwas besonderes. Lange habe man Verhandlungen geführt, bis die Utensilien
vom Friedrichshainer Cabuwazi-Standort am Flughafen aufgebaut werden
konnten. Drei große Zirkuszelte, Zirkuswägen, Werkstätten und ein
Kostümfundus haben auf dem Areal ihren Platz gefunden, das künftig neben
Zirkus auch mit Theater, Tanz und Musik belebt werden soll. Bis Ende 2019
sei der Platz ihnen sicher, sagt Köckenberger.
## Ein Ort der Begegnung
Der Flughafen ist der erste feste Standort für die Cabuwazi-Arbeit mit
Geflüchteten. Und es soll ein Ort der Begegnung werden. An den Kursen
können alle Berliner*innen teilnehmen. Generell will Cabuwazi sein Angebot
inklusiv und niedrigschwellig gestalten. Bis auf die Cabuwinzig-Kurse für
Vier- bis Neunjährige sei das Angebot darum bisher immer kostenlos, sagt
Köckenberger.
Das nutzen auch die zwei Einradfahrerinnen, die in einem Zelt auf dem
Cabuwazi-Platz in Treptow üben. Die beiden 14-Jährigen kommen trotz der
weiten Anreise aus Johannisthal und Karlshorst seit Jahren einmal
wöchentlich zu Cabuwazi. Den Bedarf nach Zirkus stellt Köckenberger immer
wieder fest. Seitdem der gelernte Brückenbauer 1992 seinen Kindern Einräder
schenkte und plötzlich die Kinder aus der Nachbarschaft hinzustießen und
eifrig mitbalancierten, hat die Nachfrage nicht nachgelassen.
Die damals von den Kindern „Kreuzberger Einradchaos“ getaufte Gruppe ist
die Wiege des Cabuwazi. Innerhalb weniger Monate wuchs die Zahl der
interessierten Kinder und Jugendlichen, 1994 standen die ersten Zelte.
Mittlerweile stehen Cabuwazi-Zelte auf Plätzen in Altglienicke, Kreuzberg,
Marzahn, Treptow und nun in Tempelhof. 8.000 Kinder begrüße man jährlich,
so viel wie kein anderer Kinder- und Jugendzirkus in Deutschland, sagt
Köckenberger. 50 feste Mitarbeiter*innen, 150 Honorarkräfte und die vielen
Ehrenamtlichen machten das möglich.
## Große Nachfrage in der Stadt
Dass Kinderzirkus und Zirkuspädagogik eine prominente Rolle spielt in der
Stadt, zeigt auch die Angebotsdichte: die fünf Cabuwazi-Standorte
eingerechnet haben etwa 20 Einrichtungen ihren Platz in Berlin. Neben
Zirkus Zack und dem Juxircus betreibt auch die Ufafabrik seit den
Achtzigern einen Kinderzirkus. Konkurrenz gäbe es untereinander allerdings
nicht, versichert Köckenberger – dafür sei die Nachfrage viel zu groß.
Für den Nachwuchs an Mitarbeiter*innen sorgt Cabuwazi unter anderem selbst:
Die hauseigene Circus Akademie bietet Interessierten eine einjährige
Weiterbildung in Zirkuspädagogik. Und weil mit der Staatlichen
Artistenschule – eine der ältesten Zirkusschulen Europas – und der privaten
Schule für Darstellende Künste Die Etage außerdem wichtige
Zirkusinstitutionen in der Stadt angesiedelt sind, sind alle Zirkuskinder,
die auch eine Karriere als Artist*in anstreben, in Berlin bestens
aufgehoben.
13 May 2017
## AUTOREN
Anne Pollmann
## TAGS
Tempelhofer Feld
Elke Breitenbach
Tempelhofer Feld
Berlin
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