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# taz.de -- Anschlag in Paris: Auftritt der Terrorinterpreten
> Kaum mehren sich die Details zum Anschlag in Paris, schon stürzen sich
> die Präsidentschaftskandidaten auf den Fall. Ganz vorneweg: Marine Le
> Pen.
Bild: Mit sich statt mit Frankreich beschäftigt: Marine le Pen
Paris taz | Am Donnerstagabend waren die elf Präsidentschaftskandidaten
gerade dabei, in je fünfzehnminütigen Gesprächen den Journalisten des
Fernsehsenders France-2 ihr Programm darzustellen, als auf den anderen
Kanälen die Meldung von einer Schießerei auf der Avenue des Champs-Elysées
in die Wahldebatte platzte.
Zunächst war die Nachrichtenlage äußerst unklar und verworren. Auch die
Kandidaten, die kurz darauf zu dieser neuen Ausgangslage Stellung beziehen
wollten, hatten nur wenige bestätigte Anhaltspunkte.
Der Konservative François Fillon wollte aber weitergehen als seine
Konkurrenten, er sprach unvorsichtigerweise von mehreren angeblichen
Schießereien in Paris, was zu diesem Zeitpunkt bereits offiziell vom
Sprecher des Innenministeriums dementiert worden war.
Erst nach der Wahlsendung wurde klarer, was geschehen war: Ein Mann hatte
sein Fahrzeug auf der bekannten Avenue in Paris neben einem
Mannschaftswagen der Polizei angehalten und ohne Vorwarnung aus einem
automatischen Gewehr das Feuer auf die Beamten eröffnet. Einer von ihnen
wurde dabei auf der Stelle getötet, zwei andere verletzt; auch eine
Touristin wurde getroffen.
## Freigelassen mangels Beweisen
Die Identität des Täters konnten die Ermittler schnell bestätigen, da es
sich um den Besitzer des Autos handelt. Er war der Polizei mindestens seit
2001 dank einer Vorstrafe wegen schwerer Körperverletzung bekannt, aber
auch seit Kurzem wegen des Verdachts islamistischer Radikalisierung.
Im Februar war er sogar kurz festgenommen worden, weil vermutet wurde, dass
er einen Anschlag auf die Polizei plane. Mangels Beweisen wurde er
freigelassen.
Inzwischen hatte sich der „Islamische Staat“ über seine Propagandakanäle
zum Angriff bekannt. Drei Personen sind am Freitag in Frankreich
festgenommen worden und werden verhört, ein der französischen Polizei von
den belgischen Behörden gemeldeter Verdächtiger hat sich in Antwerpen
gestellt. Das sind Hinweise aus den ersten Untersuchungsergebnissen, die
zweifellos auch in der laufenden Debatte über die Sicherheitspolitik als
Argumente dienen.
## Le Pen hetzt
Die Präsidentschaftskandidaten haben in unterschiedlicher Weise reagiert.
Noch am Donnerstagabend haben François Fillon, Emmanuel Macron und Marine
Le Pen angekündigt, sie würden ihre Freitagstermine der Wahlkampagne
absagen. Benoît Hamon und Jean-Luc Mélenchon dagegen erklärten, gerade um
zu zeigen, dass sich die Demokratie nicht einschüchtern lassen, würden sie
ihre Kampagne wie vorgesehen bis zum Schluss fortsetzen.
Der Sozialliberale Macron kündigte eine Erklärung an, die FN-Chefin Le Pen
organisierte daraufhin eine Pressekonferenz am Freitagmorgen, um ihre
Vorstellungen im Kampf gegen den Terrorismus darzustellen.
Le Pen hat bei ihrem Auftritt die derzeitige Regierung der Untätigkeit
bezichtigt. Sie zeigt damit, dass sie den Vorfall ungeniert
instrumentalisieren möchte. Für sie besteht ein Zusammenhang zwischen dem
islamistischen Terrorismus und der Immigration sowie den Flüchtlingen in
Europa. Sie fordert nationale Grenzkontrollen, einen völligen
Einwanderungsstopp, die Ausweisung von ausländischen Verdächtigen und die
Internierung der wegen islamistischer Radikalisierung bekannten Franzosen.
Sie erklärte schamlos, mit ihr als Präsidentin hätte es die Anschläge gegen
Charlie Hebdo und das Bataclan nicht gegeben.
21 Apr 2017
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Emmanuel Macron
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Terrorverdacht
Anschlag
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