# taz.de -- Hochschulpolitik in Berlin: Hörsaal an der FU besetzt | |
> Seit Dienstagmittag besetzen Aktivist*innen einen Hörsaal in der FU | |
> Berlin. Ihre Forderung: selbstverwaltete Freiräume. | |
Bild: Nachdem im Januar das SoWi-Institut der HU besetzt wurde, ist jetzt die F… | |
Zum Beginn des Sommersemesters haben Aktivist*innen am Dienstagmittag den | |
Hörsaal 1A in der Silberlaube der Freien Universität (FU) Berlin besetzt. | |
Etwa 30 Studierende verschiedener Fachbereiche und Hochschulen legten im | |
Hörsaal Transparente und Flyer aus und riefen zu einer „konstituierenden | |
Vollversammlung“ auf. Im Hörsaal fand zu diesem Zeitpunkt keine | |
Lehrveranstaltung statt. | |
Unter den Hashtags #univonunten und #squattheuni hatte die Aktionsgruppe | |
„Holm bleibt“ zu der Aktion über Facebook und Twitter aufgerufen. Mit der | |
Besetzung will man an die Aktion am Institut für Sozialwissenschaften der | |
Humboldt Universität (HU) Berlin anschließen. Dort hatten im Januar und | |
Februar Aktivist*innen sechs Wochen lang einen Raum besetzt, um gegen die | |
Entlassung des Staatssekretärs und früheren Dozenten Andrej Holm und für | |
mehr Selbstbestimmung der Studierenden zu demonstrieren. | |
Mehr Transparenz und Mitbestimmung | |
Die Forderungen der Aktivist*innen an der FU richten sich vor allem an die | |
Verwaltung der Universität: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne | |
Mitbestimmungsmöglichkeiten für Studierende seien die neuen | |
Hochschulverträge, die von 2018 bis 2022 gültig sein werden, ausgehandelt | |
worden. | |
Sie legen die Finanzierung der Berliner Hochschulen fest, die an bestimmte | |
Leistungskriterien geknüpft wird. Diese muss die jeweilige Hochschule | |
erfüllen, um über einen Sockelbetrag hinaus eine Finanzierung zu erhalten. | |
Kriterien sind zum Beispiel die Anzahl der Studierenden und die Anzahl | |
erfolgreich abgeschlossener Studien. | |
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte die Eckpunkte der | |
Verträge am 28. März zusammen mit dem Vorstand der Landeskonferenz der | |
Rektoren und Präsidenten vorgestellt und von einer erheblichen Verbesserung | |
der Situation an den Berliner Hochschulen gesprochen. Vor ihrer endgültigen | |
Unterzeichnung müssen das Abgeordnetenhaus und der Senat zustimmen. | |
Mehr Freiräume, weniger „Lernfabrik“ | |
„Wir fordern eine Abkehr von der leistungsbasierten Hochschulfinanzierung, | |
denn diese hat auch Auswirkung auf Forschung und Lehre“, so ein Teilnehmer | |
der Aktion. Manche Studiengänge seien überlaufen, Studierende werden im | |
Eiltempo durch ihr Studium geführt. Es gelte deshalb, in der Universität | |
selbstverwaltete Freiräume zu schaffen, die außerhalb des „Leistungszwangs | |
in der Lernfabrik“ stehen würden. „Wir brauchen Raum, um diskutieren zu | |
können. Da uns dieser nicht gegeben wird, haben wir beschlossen, ihn uns zu | |
nehmen“, erklären die Aktivist*innen in ihrer Pressemitteilung. | |
In ihrem Aufruf sprachen die Aktivist*innen auch die Gesellschaft außerhalb | |
der Universitäten an: „First we take Dahlem – then we take Berlin“ lautet | |
der Leitspruch der Aktion. | |
Bis auf zwei Zivilpolizisten war am Dienstagnachmittag keine Polizei | |
anwesend. Ob das Präsidium der FU den Hörsaal räumen lassen wird, ist | |
bisher unklar. Ein Mitarbeiter der Universität wollte dies nicht | |
ausschließen, sofern die Besetzer*innen „nicht freiwillig gehen“ würden. | |
Auch zur Kritik an der Hochschule und den Forderungen der Besetzer*innen | |
wollte sich die FU bisher nicht äußern. | |
18 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Fabian Franke | |
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