# taz.de -- Regierungskrise in Venezuela: Teenager bei Protesten erschossen | |
> Die Proteste der Opposition gegen die Regierung Venezuelas weiten sich | |
> auf die Slums aus. Bisher hat es fünf Tote gegeben, Hunderte wurden | |
> verletzt. | |
Bild: Die Nationalgarde steht an der Seite des Regierungschefs, Tausende dagegen | |
Barquisimeto dpa/ap/epd | Bei Demonstrationen gegen die sozialistische | |
Regierung in Venezuela sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein | |
13-jähriger Junge und ein 36-jähriger Mann seien am Dienstagabend in der | |
Stadt Barquisimeto im Westen des südamerikanischen Landes erschossen | |
worden, teilte der Gouverneur des Bundesstaates Lara, Henri Falcón, am | |
Mittwoch mit. | |
Der Oppositionsabgeordnete Alfonso Marquina machte bewaffnete Anhänger der | |
Regierung für den Tod des Jungen verantwortlich. Der 13-Jährige starb | |
demnach durch einen Schuss in den Bauch. Am 6. und 11. April waren nach | |
Behördenangaben [1][bereits zwei 19-jährige Studenten bei den Protesten | |
getötet worden]. | |
Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei den seit einer Woche andauernden | |
Protesten auf fünf. Hunderte Menschen wurden verletzt und festgenommen. | |
Zuletzt gingen im ganzen Land Tausende auf die Straße, um die Freilassung | |
der politischen Gefangenen und Neuwahlen zu fordern. | |
Nach dem Ausbruch von Protesten gegen die Regierung hat die venezolanische | |
Polizei Slum-Viertel in Caracas gestürmt. Demonstranten verbrannten am | |
Mittwoch (Ortszeit) Müll in den Straßen und gerieten mit der Polizei | |
aneinander. Die sozial schlechter gestellten Viertel in den Städten | |
Venezuelas galten in der Vergangenheit als Bollwerk der sozialistischen | |
Regierung unter Präsident Nicolás Maduro. | |
## Maduro sieht eine Verschwörung des Auslands | |
Präsident Nicolás Maduro wittert hinter den Protesten eine Verschwörung | |
konservativer Kreise und des Auslandes. [2][Die Polizei setzt Tränengas und | |
Gummigeschosse gegen die Demonstranten ein]. | |
Die katholische Kirche verurteilte das harte Vorgehen. „Wir sind besorgt | |
über die brutale Unterdrückung“, sagte der Erzbischof von Caracas, Jorge | |
Urosa. „Die Regierung solle die Demonstrationen zulassen, aber vor allem | |
die Probleme des Landes lösen. Es ist normal, dass die Bürger protestieren, | |
wenn ihre Bedürfnisse nicht befriedigt werden.“ | |
Auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) forderte Neuwahlen in | |
dem südamerikanischen Land. „Es hat sich gezeigt, dass das Regime nicht zum | |
Dialog bereit ist. Wir rufen die Regierung auf, auf die Forderung des Volks | |
einzugehen“, sagte OAS-Generalsekretär Luis Almagro in einer am Mittwoch | |
veröffentlichten Videobotschaft. | |
Seit Monaten liefert sich die sozialistische Regierung einen harten | |
Machtkampf mit dem von der Opposition dominierten Parlament. Zuletzt hatte | |
der regierungstreue Oberste Gerichtshof die Nationalversammlung entmachtet. | |
Wenig später wurde die Entscheidung wieder zurückgenommen. Dem | |
einflussreichen Oppositionsführer Henrique Capriles wurde für 15 Jahre das | |
passive Wahlrecht entzogen. | |
## Armut und schlechte Versorgungslage | |
Venezuela leidet zudem unter hoher Kriminalität und einer schweren | |
Wirtschaftskrise. [3][Das ölreichste Land der Welt steht vor dem Bankrott] | |
und muss fast monatlich mehrere Milliarden Euro an Auslandskrediten | |
bedienen. Deshalb können kaum noch Lebensmittel und Medikamente importiert | |
werden. | |
Wegen der schlechten Versorgungslage nimmt der Unmut der Bevölkerung immer | |
mehr zu. Am Dienstagabend bewarfen aufgebrachte Menschen im Süden des | |
Landes Maduros Wagenkolonne mit Eiern und Steinen. „Ganz Venezuela hasst | |
dich und deine korrupte Regierung. Sofort Wahlen“, twitterte | |
Oppositionsführer Capriles. | |
Dennoch kann Maduro weiterhin auf breite Unterstützung vor allem unter den | |
armen Venezolanern setzten. Tausende Regierungsanhänger erinnerten am | |
Mittwoch in Caracas an den gescheiterten Putsch gegen den früheren | |
Präsidenten Hugo Chávez vor 15 Jahren. | |
„In diesen Momenten erleben wir einen Staatsstreich gegen das Vaterland“, | |
sagte der Minister für soziale Bewegungen, Aristóbulo Istúriz, mit Blick | |
auf die Proteste. „Aber die Rechte wird scheitern wegen der Einigkeit des | |
Volkes.“ | |
13 Apr 2017 | |
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