# taz.de -- Großbritannien vor dem Brexit: May unterzeichnet Austrittsbrief | |
> Die britische Premierministerin Theresa May hat einen Brief an die EU | |
> unterzeichnet, mit dem ihre Regierung den Brexit beantragt. Dieser geht | |
> nun an Brüssel. | |
Bild: Das ist kein Trauschein, sondern ein Trennungspapier | |
London afp | Wenige Tage nach dem EU-Jubiläumsgipfel von Rom leitet | |
Großbritannien seinen Austritt aus der Union offiziell ein: | |
Premierministerin Theresa May unterzeichnete am Dienstagabend den Brief an | |
die EU, mit dem ihre Regierung am Mittwoch den Brexit beantragen will. May | |
setzte am Regierungssitz in der Downing Street ihre Unterschrift unter das | |
historische Dokument. Der britische EU-Botschafter Tim Barrow soll den | |
Austritts-Antrag gegen 13.30 Uhr an EU-Ratspräsident Donald Tusk übergeben. | |
Von der britischen Regierung veröffentlichte Fotos zeigten May, wie sie vor | |
der Nationalflagge und unter einem Porträt des ersten britischen | |
Premierministers Robert Walpole sitzt, während sie den Brief unterzeichnet. | |
Mit der Übergabe des Austritts-Antrags an Tusk wird offiziell Artikel 50 | |
des EU-Vertrags ausgelöst. Anschließend beginnen die zweijährigen | |
Verhandlungen über den Austritt. Großbritannien wird damit der erste | |
Mitgliedstaat sein, der die EU verlässt. | |
Nach Angaben von Downing Street telefonierte May am Dienstagabend mit Tusk | |
sowie mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel (CDU). Bei den Gesprächen bestand demnach Einigkeit darüber, | |
dass es „im Interesse aller sei“, dass das Vereinigte Königreich ein enger | |
Verbündeter der EU bleibe. | |
Am Mittwoch will May im Parlament reden. Laut einem vorab veröffentlichten | |
Redemanuskript wird sie dabei der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die | |
durch das Brexit-Votum vom Juni aufgerissenen gesellschaftlichen Gräben | |
überbrückt werden und sich die „Entschlossenheit“ durchsetzt, das Ergebnis | |
des Votums „zu einem Erfolg zu machen“. | |
Wörtlich heißt es in dem Manuskript: „Wir sind eine große Union der Völker | |
und Nationen mit einer stolzen Geschichte und strahlenden Zukunft. Und | |
jetzt, da die Entscheidung gefallen ist, die EU zu verlassen, ist es an der | |
Zeit zusammenzurücken.“ Beim Brexit-Referendum hatten 52 Prozent der Briten | |
für und 48 Prozent gegen einen Austritt votiert. | |
## Schotten wollen Referendum | |
Nur wenige Stunden vor der Unterzeichnung des Brexit-Antrags machte das | |
schottische Parlament den Weg für ein neues Unabhängigkeitsreferendum frei. | |
Die am Dienstag mit 69 gegen 59 Stimmen angenommene Vorlage ermächtigt | |
Regierungschefin Nicola Sturgeon, bei der britischen Regierung eine zweite | |
Volksabstimmung über die Loslösung Schottlands vom Vereinigten Königreich | |
zu beantragen. | |
Sturgeon möchte die Schotten im Herbst 2018 oder spätestens im Frühjahr | |
2019 erneut über die Loslösung von Großbritannien abstimmen lassen – also | |
noch vor dem voraussichtlichen EU-Austritt Großbritanniens in zwei Jahren. | |
Schottland, das beim Brexit-Referendum im Juni mehrheitlich gegen den | |
EU-Ausstieg gestimmt hatte, will EU-Mitglied oder zumindest im | |
EU-Binnenmarkt bleiben. Für ein rechtsverbindliches Referendum ist noch die | |
Zustimmung der britischen Regierung nötig, die zum jetzigen Zeitpunkt | |
diesem jedoch nicht zustimmen will. | |
## Eine Frage der Zeit | |
Nach einem internen Papier der Bundesregierung, aus dem die Bild-Zeitung | |
zitiert, lehnt die Bundesregierung jede Form von „Einzelabsprachen“ ab, „… | |
diese zu einer Spaltung der 27 EU-Staaten führen könnten“. Zwar stünden | |
offiziell 24 Monate für die Brexit-Verhandlungen zur Verfügung, „de facto | |
verkürzt sich dieser Zeitrahmen wegen der erforderlichen Beteiligung des | |
Europäischen Parlaments (EP) und des anstehenden EP-Wahlkampfes nach | |
Einschätzung von EU-Kommission und des Auswärtigen Amts auf 15 Monate“. | |
Deutschland wolle zudem alle Brexit-Themen innerhalb der vorgesehenen Zeit | |
verhandeln, zitiert die Bild aus dem Papier. Denn Berlin lehnt Ausnahmen, | |
Übergangsregelungen und Nachverhandlungen für Einzelbereiche ab, „da | |
strittige Fragen“, wie etwa die Personenfreizügigkeit, später „kaum | |
einfacher zu verhandeln“ seien. | |
Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, David McAllister | |
(CDU), erwartet dagegen, dass die Verhandlungen „länger als die zwei Jahre“ | |
dauern dürften. Es seien voraussichtlich „Übergangsregelungen“ | |
erforderlich, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. So sei es | |
vorstellbar, dass für einen befristeten Zeitraum von wenigen Jahren weiter | |
europäisches Recht im Vereinigten Königreich Anwendung finde, etwa um in | |
den Handelsbeziehungen einen Rückfall auf WTO-Regelungen zu verhindern. | |
29 Mar 2017 | |
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