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# taz.de -- Einbruch ins Bode-Museum: Vorbild Panzerknacker
> Das war die Woche: Eine 100-Kilogramm-Goldmünze bleibt verschwunden.
> Warum musste man den hässlichen Trumm überhaupt ausstellen?
Bild: Vorsicht, protzig: Eines von fünf Exemplaren der „Big Maple Leaf“-Go…
Ganz ehrlich: Diese Münze ist nicht nur so groß wie ein Autoreifen, sie ist
auch genauso hässlich. Niemand würde sie sich freiwillig in die Vitrine im
Wohnzimmer stellen. Trotzdem darf bezweifelt werden, dass jemand, der die
„Big Maple Leaf“ mit dem Konterfei von Queen Elizabeth II. finden würde,
sie ganz ehrlich wieder ins Bode-Museum zurückbrächte. Denn die Münze, die
in der Nacht zu Montag aus dem Haus auf der Museuminsel gestohlen wurde,
wiegt 100 Kilo und ist aus reinstem Gold.
Es war ein filmreifer Coup: Nach bisherigem Ermittlungsstand der Polizei
kletterten die Diebe gegen halb vier Uhr morgens von der S-Bahn-Trasse
direkt hinter dem Museum mit einer ausziehbaren Aluleiter auf einen
Gebäudevorsprung und stiegen durch ein Fenster ein. Anschließend liefen sie
durchs halbe Museum ins Münzkabinett, zertrümmerten die Panzerglasvitrine
der Riesenmünze, liefen wohl den gleichen Weg zurück und transportieren sie
mit einer Schubkarre zum Monbijoupark. Dort stiegen sie in ein Fluchtauto
und verschwanden.
Warum die Alarmanlage des Museums nicht anschlug, will die Polizei aus
ermittlungstaktischen Gründen nicht mitteilen. Ungeklärt ist auch, ob die
Täter – wegen des Gewichts der Münze wird von mindestens zwei Personen
ausgegangen – Helfer im Museum hatten.
Sicher sind sich Experten und Ermittler, was die Diebe mit der Münze
vorhaben: Sie wollen sie einschmelzen. Schließlich hat sie beim aktuellen
Goldpreis einen Materialwert von rund 3,75 Millionen Euro. Auch das
Einschmelzen ist keine leichte Aufgabe: Gold hat einen Schmelzpunkt von
1.064 Grad, auch muss die Münze dafür vorher zerkleinert werden. Aber wer
derart cool in ein Museum einsteigt, könnte auch das schaffen.
Das Museum hofft derweil, dass es die Münze weitgehend heil zurückbekommt.
So lange könnte untersucht werden, warum das Trumm überhaupt dort
ausgestellt war. Natürlich ist das Riesengoldstück selten: Nur fünf Stück
wurden von dem Königlich Kanadischen Münzamt geprägt. Allerdings erst 2007.
Historisch bedeutsam ist sie nicht. Sondern einfach nur protzig.
1 Apr 2017
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Goldmünze
Big Maple Leaf
Kriminalität
Berlin-Mitte
Goldmünze
Kolonialismus
Rote Armee Fraktion / RAF
Hacking
Fortsetzungsroman
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