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# taz.de -- Polizei sucht digitalen Panzerknacker: „Jackpotter“ knackt Geld…
> 600 Kilometer in 15 Stunden: Ein Unbekannter knackt zwei Geldautomaten
> mit einer neuen Methode, genannt „Jackpotting“.
Bild: Unbeschädigte Geldausgabeautomaten
Berlin taz | Was in Filmen und Computerspielen, die sich mit dem Thema
„hacking“ oder Cyber-Kriminalität befassen, längst zum Standardrepertoir
eines jeden Durchschnittsgauners gehört, hat ein Unbekannter in gleich zwei
Bundesländern an einem Tag nachgemacht: Nur mit einem USB-Stick bewaffnet
spazierte er in Bankfilialen und erbeutete eine vermutlich sehr große Menge
an Bargeld.
Die Methode, der er sich bediente, nennt sich „Jackpotting“ und wurde
erstmals vor einigen Jahren auf einem Hacker-Kongress in den USA
vorgestellt. Die Berliner Polizei [1][veröffentlichte nun Bilder aus den
Überwachungskameras] in den Bankfilialen, um Hinweise aus der Bevölkerung
zu dem Mann zu bekommen.
Am Morgen des 9. August betrat der Mann gegen 6.50 Uhr ein Geldinstitut im
baden-württembergischen Esslingen und räumte noch am selben Tag gegen 21
Uhr einen Bankautomaten in einer Filiale im Berlin-Reinickendorf aus.
Beachtlich ist dabei die Entfernung der beiden Geldautomaten, rund 600
Kilometer voneinander. Es könnte sich dabei um eine Verschleierungstaktik
des Täters handeln, mutmaßt die Polizei.
Der Polizeimeldung zufolge „manipulierte der Tatverdächtige in beiden
Fällen die Steuerungselektronik von jeweils einem Geldausgabeautomaten und
veranlasste so die Auszahlung von größeren Geldbeträgen“. Dabei öffnete er
das Gehäuse der Automaten und schloss einen wahrscheinlich mit
Schadsoftware präparierten USB-Stick an, um die Software des Gerätes zu
hacken. Eines der von der Polizei veröffentlichten Bilder zeigt den Mann
mit einem Handy am Ohr, während er vor einem der Automaten steht.
## Der Hacker Barnaby Jack prägte den Begriff „Jackpotting“
2010 hatte der neuseeländische Hacker und Sicherheitsexperte, Barnaby Jack
auf der Informationssicherheitskonferenz „Black Hat“ in Las Vegas
[2][mehrere Möglichkeiten demonstriert], Bankautomaten unterschiedlicher
Hersteller mit Hilfe eines selbstgeschriebenen Programms zu knacken. Vor
Publikum demonstrierte er, wie er sich in wenigen Minuten Zugriff auf die
Software der Geräte verschaffte und sich so eine beliebige Zahl Geldscheine
auswerfen lassen konnte. Die Hersteller der Geräte hätten unmittelbar nach
der Präsentation die Sicherheitslücken geschlossen, die Methode sei jedoch
auch auf andere Geräte anwendbar, sagte der Computerexperte.
Möglicherweise hat sich der Knacker der deutschen Geräte von dieser
Präsentation inspirieren lassen. Ein Polizeisprecher sagte gegenüber taz:
„Wir beobachten, dass es sich hierbei um ein relativ [3][neues Phänomen]
handelt. Deutschlandweit hat es bislang vier solcher Taten gegeben.“ Wie
viel der Mann gestohlen hatte, wollte der Sprecher aus
ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten.
Immer wieder werden in Berlin Geldautomaten „geknackt“, allerdings durch
wesentlich brachialere Methoden. In den meisten Fällen leiten die Täter ein
Gasgemisch in das Innere der Geräte und entzünden dieses, um an das Geld im
Tresor zu kommen. Erst in der Nacht zum Dienstag hatten Unbekannte
versucht, einen Automaten in einem Wohnhaus in der Skalitzer Straße in
Kreuzberg zu sprengen. Sie scheiterten jedoch und mussten ohne Geld
flüchten.
21 Oct 2015
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.386807.php
[2] https://www.youtube.com/watch?v=v-dS4UFomv0
[3] http://www.atmmarketplace.com/articles/jackpotting-makes-its-way-to-western…
## AUTOREN
Florian Brand
## TAGS
Hacking
Kriminalität
Banken
Geld
Goldmünze
U-Bahn
Steuerhinterziehung
Cyberkriminalität
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