# taz.de -- Kommentar Antisemitismus an Schulen: Leider keine Ausnahme | |
> Antisemitismus ist tief verwurzelt – und so gibt es trotz aufklärender | |
> Programme immer wieder Rückschläge, wie gerade erst an einer Berliner | |
> Schule. | |
Bild: Solidaritätsaktionen wie der „Kippa-Spaziergang“ im Jahr 2012 werden… | |
Alle wissen es, weil sie es selbst erlebt haben, ob als Opfer, Täter oder | |
Zuschauer: Schule kann ein schrecklicher Ort sein, ein Schauplatz der | |
Demütigung, der Brutalität, der Ungerechtigkeit und der Gemeinheit. Ein | |
neueres Wort dafür: Mobbing. Und es gibt wohlmeinende Programme dagegen. | |
Aber was bringen sie? | |
Der jüngste Fall: Ein jüdischer Jugendlicher wird in einem eher | |
bürgerlichen Berliner Wohnviertel über Monate von Altersgenossen | |
malträtiert. Weil er Jude ist. Die Schule, die sich mit dem Titel „Schule | |
ohne Rassismus“ schmückt, hat durchaus reagiert – auch mit einem Besuch der | |
Großeltern des Opfers, die den Holocaust überlebt haben. Es hat alles | |
nichts gebracht. Nun hat der Jugendliche die Schule verlassen. | |
Vieles spricht dafür, dass die jungen Täter nur das umgesetzt haben, was | |
sie zu Hause so hören: dass Juden Mörder seien etwa und ähnlich | |
gefährlichen Unsinn. Antisemitismus findet sich immer noch in manchen | |
Familien, viele von ihnen sind muslimisch geprägt. Das zeigen Studien. Was | |
kann man dagegen tun? | |
Einerseits sehr viel – andererseits ziemlich wenig. Den Antisemitismus | |
sieht die Wissenschaft als ein „Phänomen der langen Dauer“, einen | |
Vorurteilskomplex, der so tief in die abendländische Kultur eingewoben ist, | |
dass ihm nur schwer beizukommen ist – und das gilt auch für einen Teil der | |
nahöstlich-muslimischen Kultur. Es braucht deshalb wohl Jahrzehnte, bis es | |
hierzulande weniger Vorurteile solcher Art gibt, und in der Schule fängt es | |
an. | |
Jüdische Familien haben keine Zeit, so lange zu warten. Es ist nur logisch | |
und allzu verständlich, dass sie ihre Kinder von einer Schule nehmen, in | |
der diese antisemitisch gemobbt werden. Das deutsche Bildungssystem muss | |
darauf reagieren und den Wahn der Judenfeindschaft intensiver | |
thematisieren. Die Fortschritte werden nur langsam spürbar werden und | |
sicher oft Rückschläge erleben, so wie in Friedenau. Und jede Generation | |
wird fast von vorn beginnen müssen. | |
4 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Philipp Gessler | |
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