# taz.de -- Brexit bald offiziell: Der Scheidungstermin steht | |
> Die Regierung wird am 29. März offiziell den Austritt des Landes aus der | |
> EU verkünden. Dann werden ziemlich zähe Verhandlungen beginnen. | |
Bild: Keine EU-Freundin: die britische Premierministerin Theresa May | |
Dublin taz | Jetzt wird es bitterernst. Die britische Regierung wird am 29. | |
März den Antrag auf Austritt aus der EU gemäß Artikel 50 stellen. Londons | |
EU-Repräsentant Tim Barrow informierte EU-Ratspräsidenten Donald Tusk, dass | |
er mit einem Brief aus London rechnen dürfe. | |
Der Artikel 50, der das Prozedere für den Austritt eines Mitgliedslandes | |
bestimmt, wurde auf Wunsch der damaligen britischen Regierung 2009 in den | |
Vertrag von Lissabon aufgenommen. Der Artikel legt fest, dass die | |
Verhandlungen zwischen dem austrittswilligen Land und der EU binnen zwei | |
Jahren abgeschlossen sein müssen. | |
Falls bis dahin kein neues Abkommen zustande gekommen ist, müssten die | |
anderen 27 EU-Länder einstimmig eine Verlängerung der Frist bewilligen. | |
Großbritannien könnte aber auch ohne Abkommen die EU verlassen. Das will | |
die Regierung in London jedoch vermeiden, weil das Land dann keinen Zugang | |
zum EU-Binnenmarkt hätte. Um den zu sichern, könnte Großbritannien dem | |
Europäischen Wirtschaftsraum beitreten, dem auch Island, Norwegen und | |
Liechtenstein angehören. Allerdings blieben dann die gleichen Rechte und | |
Pflichten wie in der EU bestehen. | |
Ob sich die Brexit-Befürworter mit einer solchen Regelung zufrieden geben | |
würden, ist zweifelhaft. Möglich wäre deshalb ein bilaterales Abkommen, bei | |
dem umstrittene Punkte ausgeklammert werden könnten. Ein | |
Mitbestimmungsrecht in EU-Fragen hätte Großbritannien aber auch dann nicht. | |
## Schottisches Referendum am Horizont | |
Nach dem Referendum vorigen Juni, das knapp zugunsten des Brexit ausging, | |
wollte Theresa May den Austritt im Alleingang einleiten, doch das höchste | |
Gericht in London urteilte, dass sie die Zustimmung des Parlaments einholen | |
müsse. Das Oberhaus schoss zwar zunächst quer, stimmte aber dann der | |
Gesetzesvorlage ohne die zunächst verlangten Garantien eines | |
Aufenthaltsrechts für EU-Bürger in Großbritannien zu. Vorige Woche | |
unterzeichnete die Queen das Gesetz, so dass der Weg für den | |
Brexit-Startschuss frei war. | |
May wird am Mittwoch nächster Woche nach der parlamentarischen Fragestunde | |
im Unterhaus eine Erklärung abgeben. Tusk hat angekündigt, dass er binnen | |
48 Stunden auf den Austrittsantrag antworten werde. Die offiziellen | |
Verhandlungen werden nach einem Sondergipfel der übrigen 27 Staaten im Mai | |
beginnen. Die EU wird dabei vom Franzosen Michel Barnier vertreten, der | |
seit vorigem Dezember der Chef-Unterhändler in Sachen Brexit ist. | |
May will noch vor dem Austrittsantrag nach Schottland und Nordirland | |
reisen, um die dortigen Politiker in die Verhandlungen miteinzubeziehen. | |
Beide Länder hatten gegen den Brexit gestimmt. Die schottische | |
Premierministerin Nicola Sturgeon will ein erneutes Referendum über | |
Schottlands Unabhängigkeit anberaumen. May sagte jedoch, das komme vor | |
Abschluss der Brexit-Verhandlungen nicht in Frage. | |
In Nordirland hat der bevorstehende Brexit die Befürchtung ausgelöst, dass | |
die Grenze zur Republik Irland, dem wichtigsten Handelspartner, dicht | |
gemacht werde. Zwar hat die britische Regierung angekündigt, dass das nicht | |
geschehen soll, aber eine konkrete Auskunft gab es bisher nicht. Nachteilig | |
für die Vertretung nordirischer Interessen ist, dass die ehemalige | |
Krisenprovinz auf absehbare Zeit keine Regionalregierung hat, da die beiden | |
führenden Parteien Sinn Féin und die Democratic Unionist Party tief | |
zerstritten sind. | |
20 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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