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# taz.de -- Islamistische Anschläge in Afghanistan: Unheiliger Wettbewerb
> Bei einem Anschlag in Afghanistan sind 30 Menschen gestorben. Die Taliban
> und der IS konkurrieren derzeit um die spektakulärsten Aktionen.
Bild: Sicherheitskräfte nach dem Anschlag in Kabul am Mittwoch
Kabul taz | Wie im Vorjahr haben die afghanischen Aufständischen auch
diesmal ihre alljährliche Frühjahrsoffensive begonnen, bevor sie offiziell
für eröffnet erklärt wurde. Am Mittwoch stürmte ein fünfköpfiges Kommando,
einer der Männer als Selbstmordattentäter voran, das
Sardar-Daud-Militärhospital in der afghanischen Hauptstadt. Andere
Kommandomitglieder sollen mit Arztkitteln getarnt in das achtgeschossige
Gebäude eingedrungen sein, dort das Feuer eröffnet und sich in oberen
Stockwerken verschanzt haben. Gegen sie wurden per Hubschrauber
Sonderkommandos auf dem Dach des Krankenhauses abgesetzt. [1][Mindestens 30
Menschen kamen ums Leben], mehr als 50 weitere wurden verletzt.
Zu dem Angriff bekannte sich der afghanisch-pakistanische Ableger des
„Islamischen Staates“ (IS). Bereits am 7. Februar hatte sich vor dem
Eingang des Obersten Gerichts ein Selbstmordattentäter in die Luft
gesprengt und 20 Menschen mit in den Tod gerissen. Dabei wurde auch ein im
Januar aus Deutschland abgeschobener abgelehnter Asylbewerber verletzt.
Auch zu diesem Anschlag hatte sich der örtliche IS-Ableger bekannt.
Aber auch die Taliban schlugen in den vergangenen Tagen bereits mehrmals in
Kabul zu. Genau vor eine Woche stürmten sie mit ähnlichen Kommandoaktionen
zwei Geheimdienstbüros und eine benachbarte Polizeidienststelle. In einem
Fall wurde eine Autobombe eingesetzt, um den Mitkämpfern den Weg frei zu
sprengen. Insgesamt wurden 23 Menschen getötet und über hundert verletzt,
die meisten davon Zivilisten.
Die gleichzeitigen Angriffe von Taliban und IS in Kabul zeigen, dass beide
darum konkurrieren, wer die spektakulärsten Aktionen durchführen kann.
Landesweit aber sind die Taliban dem IS haushoch überlegen, der sich nur
noch in wenigen Distrikten hält, während die Taliban mehrere Provinzen fast
völlig kontrollieren.
## Anschläge in vier Provinzen
Allein am Mittwoch meldeten verschiedene Quellen weitere
Taliban-Aktivitäten aus vier weiteren Provinzen. In Kundus, Farjab und
Samangan lieferten sie sich Gefechte mit Regierungskräften. In Kandahar
wurde ein Polizist von einem vorbeifahrenden Motorrad aus erschossen. Über
drei Tage versuchten Taliban in einem massiven Angriff, das Distriktzentrum
von Nesch, ebenfalls in Kandahar, einzunehmen, wurden am Dienstag aber
zurückgeschlagen.
Hingegen hielten sie mehrere Tage lang das Distriktzentrum von Tala wa
Barfak in der Nordprovinz Baghlan und rückten in das von der ismailitischen
Minderheit besiedelte Kajan-Tal vor. Zuvor fing der afghanische
Geheimdienst einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen ab, dessen Ziel die
alljährliche Massenveranstaltung zum Beginn des afghanischen Neujahrs am
21. März in Masar-i-Scharif gewesen sein soll.
Mit ihrem Schattengouverneur von Kundus, Mullah Abdul Salam, der [2][Ende
Februar bei einem US-Drohnenangriff getötet wurde], büßten sie aber auch
einen ihrer effektivsten Kommandeure ein. Er hatte im September 2015 für
zwei Wochen die dortige Provinzhauptstadt besetzt. Seither war er ein
Hauptziel der alliierten westlichen und afghanischen Truppen.
Gleichzeitig versuchen die Taliban, sich bei der Bevölkerung als effektive
Parallelregierung zu profilieren. Am Wochenende riefen sie einheimische
Geschäftsleute, ausländische Hilfsorganisationen und sogar Regierungen auf,
der in mehreren Provinzen von schweren Schnee- und Regenfällen betroffenen
Zivilbevölkerung zu helfen. Gleichzeitig ordneten sie an, die Helfer zu
schützen.
8 Mar 2017
## LINKS
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## AUTOREN
Thomas Ruttig
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