# taz.de -- Streit um Kriegskunstwerk „Monument“: Dresdner Larmoyanz | |
> Die Busse vor der Frauenkirche werden wütend attackiert. Ein | |
> Diskussionsforum versucht, den Streit über das Kunstwerk zu kanalisieren. | |
Bild: Das Kunstwerk „Monument“ des syrischen Künstlers Manaf Halbouni steh… | |
DRESDEN taz | Vehement wird [1][um die Aleppo-Busse vor der Frauenkirche] | |
und [2][die symbolischen Lampedusa-Gräber] vor der Semperoper gestritten. | |
„Wir wollen niemanden umerziehen, sondern miteinander ins Gespräch kommen“, | |
sagt Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) zu Beginn | |
eines Diskussionsforums zum Thema. | |
Clever hatten das Kulturrathaus und das Büro zur Bewerbung als Europas | |
Kulturhauptstadt 2025 das Gemecker aufgegriffen und in das nur hundert | |
Meter vom temporären Bus-Mahnmal entfernte Verkehrsmuseum eingeladen. Knapp | |
zehn Tage nach Aufstellung [3][der an ein syrisches Vorbild erinnernden | |
Schrottbusse] gelang tatsächlich ein Abend des kulturvollen Streits mit | |
etwa 150 Gästen. | |
Die knappe Hälfte von ihnen applaudierte am Donnerstagabend den Kritikern | |
der Kunstwerke. Und die muteten den nachdenklicheren Befürwortern einiges | |
zu. Von einer „grauenhaften Gegenüberstellung“ der schrecklichen Busse vor | |
der wunderbaren Frauenkirche war die Rede. Anderswo sollten die Busse | |
stehen, vor den Werkstoren von Kraus-Maffei etwa oder vor den | |
Kriegstreibern im Berliner Verteidigungsministerium etwa, aber nicht im | |
unschuldigen Dresden, das am Krieg in Syrien ohnehin nichts ändern könne. | |
„Scheinheilig und heuchlerisch“ wurden die Installationen deshalb genannt. | |
Und eine „Schande für Dresden“ sind die senkrecht stehenden Busse, die in | |
Aleppo Zivilisten schützen sollten, ohnehin. | |
Mutmaßungen über die spezifische Dresdner Larmoyanz und Ignoranz ließen | |
sich an diesem Abend mit einer Fülle von Originaltönen belegen. Emotional | |
am ehesten nachzuvollziehen ist das Trauma der schwer verwundeten Stadt. | |
Was nach den Zerstörungen des 13. Februar 1945 an Puppenhausidyllen und | |
Heile-Welt-Simulationen wieder aufgebaut wurde, darf auf keinen Fall | |
optisch beeinträchtigt werden. Solche Mahnmale gefährdeten deshalb den | |
Frieden in der Stadt, wurde behauptet. | |
Schwerer wiegt, dass unbewusst die Goebbels-Propaganda von einem | |
einzigartigen Kriegsverbrechen an einer einzigartigen Stadt fortwirkt. | |
Damit einher geht die Leugnung jeglichen Kontextes. Schon beim AfD-Gedenken | |
am Dienstag beschwerte sich eine Frau, dass Oberbürgermeister Dirk Hilber | |
(FDP) die Bombardierung Dresdens überhaupt mit dem Kriegsschicksal anderer | |
Städte in Zusammenhang bringt. „Nein, der 13. Februar ist deutsch, der | |
gehört uns“. Oberbürgermeister Hilbert „spuckt den Toten ins Grab“, hie… | |
beim Bürgerforum. | |
Doch den stärksten Beifall erhielt ein 79-jähriger Ur-Dresdner und | |
Zeitzeuge, der genau diese vergleichende Mahnung für eine „großartige Idee�… | |
hält. Neben Empathiebekundungen spielte auch die Frage nach dem | |
Kunstcharakter des „Monuments“ eine Rolle. Marion Ackermann, | |
Generaldirektorin der Dresdner Kunstsammlungen, lobte den lakonischen, | |
reduzierten und verfremdenden Charakter der Installationen. Aufklärung | |
leistete vor allem Christiane Mennicke-Schwarz vom Kunsthaus Dresden. Sie | |
sagte, dass es unter mehr als hundert Fotos der Originalbusse in Aleppo nur | |
ein einziges mit einer salafistischen Fahne gebe. Rechte Propaganda hatte | |
deshalb dem Künstler Manaf Halbouni islamistische Absichten unterstellt. | |
Die Gesamtkosten von 57.000 Euro hätten sich durch touristischen Zuspruch | |
und vermehrten Handelsumsatz schon nach wenigen Tagen mehr als rentiert, | |
erklärte zur Überraschung vieler Matthias Hundt, Prokurist der | |
Dresden-Information. Auch seine Korrespondenz lasse darauf schließen, dass | |
Dresden endlich anders als nur als Pegida-Hauptstadt wahrgenommen werde. | |
Das überregionale Interesse an der produktiven Auseinandersetzung mit den | |
Mahnmalen führe die Stadt derzeit aus der Defensive. | |
Lesen Sie auch: [4][Das Kunstwerk „Monument“ in Dresden – Der Schutzwall] | |
17 Feb 2017 | |
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## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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