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# taz.de -- Podemos-Parteitag in Madrid: Der Ruf nach Einheit
> Es gibt Streit um die Zukunft der gerade einmal drei Jahre alten Partei.
> Die Sorge um die Einheit ist vielen Teilnehmern des Parteitages
> anzumerken.
Bild: Generalsekretär Pablo Iglesias bei der Eröffnung. Rechts mit dunkelviol…
Madrid taz | „Einheit! Einheit!“, rufen die 7000 Anwesenden als der
scheidende Parteivorstand am Samstagvormittag in die überdachte
Stierkampfarena Vistalegre im Arbeiterstadtteil Carabanchel in Madrid
einzieht. Die Menschen auf dem zweitägigen Podemos-Parteitag applaudieren
den beiden Kontrahenten, Generalsekretär Pablo Iglesias und Politsekretär
Iñigo Errejón, gleichermaßen. Wochenlang hatten sie sich zusammen mit ihren
Anhängern wilde Debatten geliefert; nie direkt; immer in den Medien und den
sozialen Netzwerken.
[1][„Pablistas“ gegen „Errejonistas“]. Das ist der Streit um die Zukunft
der gerade einmal drei Jahre alten Partei. Vereinfacht auf den Nenner
gebracht geht es um die Partei als Teil eines breiten Linksblocks, oder um
eine transversale Podemos. Eine Partei, die stark auf Widerstand und
Mobilisierung der Zivilgesellschaft setzt, oder um eine Podemos, die
Politik in den Institutionen macht.
Auf den Parteitagsreden konnte nur, wer zwischen den Zeilen zu lesen
vermag, die Unterschiede der beiden Kontrahenten ausmachen. Iglesias redete
von einer transversalen Partei, „die in nichts“ den anderen Parteien
ähnelt. Errejón von „einer Podemos ohne Etiketten“, die in der Lage ist,
die soziale Basis auszubauen und in der jeder, egal woher er kommt,
willkommen ist.
Der Parteitag gleicht einem großen Meeting, in dem einer nach dem anderen
auftritt – offiziell um Programme und Kandidaturen zu verteidigen. Doch
sowohl Iglesias als auch Errejón hielten Reden als wären sie auf einem der
zahlreichen Wahlkampfveranstaltungen der letzten zwei Jahre. Alle
beteuerten immer wieder, alles daran zu setzten, um Spaniens konservative
Regierung der Partido Popular (PP) von Mariano Rajoy, die nur wenige
Kilometer weiter ihren Parteitag abhielt, zu besiegen.
## Entscheidungen werden online getroffen
Podemos „Bürgerversammlungen“ sind keine Parteitage herkömmlicher Art. Es
wird nicht debattiert und es wird nicht abgestimmt. Die Entscheidungen
fallen online. Im Web wählen seit einer Woche die über 450.000
Eingeschriebenen die politischen und organisatorischen Grundlagen für die
nächsten Jahre und ihre Vertreter für den Parteivorstand. Auch der
Generalsekretär wird gewählt, doch hier hat Iglesias nur einen völlig
unbekannten Herausforderer. Errejón stellt sich nicht. Es könnte knapp
werden. Das scheint zumindest Iglesias zu befürchten. Denn er droht mit
Rücktritt und Niederlegung des Parlamentsmandats, falls seine Dokumente
nicht gewinnen und seine Liste nicht die Mehrheit im neuen Parteivorstand
habe. Abgestimmt wird noch bis Samstag 20 Uhr. Das Ergebnis wird am Sonntag
um 14 Uhr in Vistalegre bekanntgegeben.
Die Sorge um die Einheit ist nach den harten Debatten der vergangenen
Wochen vielen Teilnehmern anzumerken. „Ich verstehe das alles nicht“,
gesteht Pablo Susinos. Der 52-jährige Bibliothekar aus einem Dorf bei
Santander gehört dem regionalen Parteivorstand in Kantabrien an. „Der
Konflikt ist sehr madrilenisch“, ist er sich sicher. In den Provinzen sei
davon wenig zu spüren. Er selbst hat gemischt gewählt. „Die besten der drei
wichtigsten Listen“ – der von Iglesias, der von Errejón und der
trotzkistisch beeinflussten Antikapitalisten.
Pilar Vaquero (52), Beamtin aus Madrid, hat sich im Streit auf eine Seite
geschlagen, auf die der „Pablistas“. Sie sieht in Iglesias Politik die
Chance, „Wechsel in der Gesellschaft herbeizuführen“. Sie gehört zu „Va…
(„Auf geht's“), der Podemos-Unterorganisation, die soziale Proteste
organisiert, beispielsweise gegen die Energieversorger wegen der Abstellung
der Stromversorgung bei bedürftigen Familien. „Einheit ja, aber keine
falsche Einheit“, will sie ab Montag. Wer verliert, müsse sich unterordnen.
„Wenn unterschiedliche Meinungen zum Ausdruck gebracht werden, ist es
nötig, zuzuhören“, mahnt Mar Mas. Die 50-jährige Kapitänin ist
LGTBI-Aktivistin und kandidiert als Vertreterin einer Basisversammlung –
Círculos – um einen der vier Sitze im Parteivorstand. Diese wählen die
aktiven Mitglieder aus den Círculos und die Anwesenden in Vistalegre. Mas
hat die Liste Errejón gewählt, weil Politik in den Institutionen nötig sei,
um Vertrauen bei den Menschen zu schaffen. Vertrauen darauf, dass Podemos
in der Lage ist, Spanien zu regieren. Mas mahnt: „Wir müssen uns wieder
zusammenraufen, denn wir haben eine große Verantwortung. Wir müssen Schluss
machen mit der sozialen Ungerechtigkeit, der Korruption, der Regierung der
PP und einer Sozialdemokratie, die keine ist.“
Lesen Sie auch: [2][Streit bei Podemos in Spanien – Fundi, Realo oder
beides?]
11 Feb 2017
## LINKS
[1] /Streit-bei-Podemos-in-Spanien/!5379904/
[2] /Streit-bei-Podemos-in-Spanien/!5379904/
## AUTOREN
Reiner Wandler
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