# taz.de -- Flughafen Hahn in Rheinland-Pfalz: Chinesen wollen Pleite-Flughafen | |
> Tausend Pannen und ein glückliches Ende? Ein chinesisches | |
> Luftfrachtunternehmen soll nun den Airport im Hunsrück übernehmen. | |
Bild: Neue Runde in de Endlos-Debatte um den Flughafen Hahn | |
MAINZ taz | Dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewenz (SPD) war | |
die Erleichterung anzusehen. Nach scheinbar endlosen Verhandlungen und dem | |
wiederholten Austausch der Berater hat das Land Rheinland-Pfalz als | |
Eigentümer des defizitären Flughafens Hahn doch noch einen seriösen Käufer | |
gefunden. Lewenz teilte vor Journalisten mit, das Land werde ab sofort | |
exklusiv mit dem milliardenschweren chinesischen Luftfahrtunternehmen HNA | |
und seinem deutschen Partner ADC verhandeln. | |
Damit würde eine ehemalige US-amerikanische Militärbasis an einen Konzern | |
verkauft, an dem der chinesische Staat maßgeblich beteiligt ist. Doch das | |
ist nicht die einzige Kuriosität in der Geschichte vom Aufstieg und | |
Niedergang dieses Regionalflughafens auf dem Hunsrückkamm, der zunächst als | |
Beispiel für gelungene Konversion galt, inzwischen aber ständig | |
Marktanteile verliert und rote Zahlen schreibt. | |
Das erste Bieterverfahren zur Privatisierung des Flughafens war im letzten | |
Sommer kläglich gescheitert. Obwohl die renommierte Beratungsfirma KPMG den | |
Verkaufsprozess über Jahre begleitet hatte, war das Land als Eigner auf | |
einen windigen Investor, ebenfalls aus China, hereingefallen. | |
Ein Journalist musste herausfinden, dass an der Adresse des angeblichen | |
Firmensitzes des Investors lediglich ein Reifenhandel zu Hause war. Der | |
vorgelegte Liquiditätsnachweis erwies sich als gefälscht. Die | |
Landtagsopposition hatte im Sommer den Rücktritt des für den Verkauf | |
zuständigen Innenministers gefordert und gegen Ministerpräsidentin Malu | |
Dreyer (SPD) einen Misstrauensantrag in den Landtag eingebracht, den die | |
Mainzer Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen mit ihrer Mehrheit | |
zurückwies. Der spektakuläre Flop lieferte immerhin Stoff für die | |
Büttenreden der Mainzer Fastnacht. | |
## Ein seriöser Käufer aus China | |
Nun soll alles ganz anders werden. Professor Martin Jonas von der | |
inzwischen eingeschalteten Beratungsfirma Warth & Klein Grant Thornton | |
versicherte am Montag auf einer Pressekonferenz, mit dem Luftfahrtkonzern | |
HNA habe man einen seriösen und äußerst erfolgreichen Käufer gefunden. Der | |
Konzern sei Eigentümer von 13 Flughäfen und weltweit führend bei der | |
Luftfracht. | |
Nach Zukäufen sei der Konzern der weltweit größte Caterer für | |
Luftverkehrsunternehmen. HNA werde die Mehrheit am Hahn übernehmen und habe | |
zunächst drei Fracht- und drei Passagierflüge wöchentlich von und nach | |
China zugesagt. Allerdings räumte Jonas ein, „damit dreht man den Flughafen | |
nicht in schwarze Zahlen“. Zudem werde HNA die Kosten reduzieren, | |
Entlassungen nicht ausgeschlossen. Doch HNA habe das Potenzial, den Airport | |
zu entwickeln. | |
Über den Kaufpreis vereinbarten die Verhandlungspartner Stillschweigen. Ein | |
Geschäft dürfte der Verkauf des Flughafens für das Land in jedem Fall nicht | |
werden. Anwalts- und Beratungskosten dürften den Kaufpreis auffressen. | |
Hätte das Land jedoch keinen Käufer für das Objekt gefunden, wäre der | |
Flughafen nach dem von der EU verlangten Ende der staatlichen Subventionen | |
in die Insolvenz geschlittert – mit verheerenden Folgen für Tausende | |
Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region. Aber: „Bis zum Abschluss | |
eines Vertrages gibt es immer Risiken“, sagte Berater Jonas. | |
25 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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