# taz.de -- Schwarzbuch der Steuerverschwendung: Vier Millionen für 'ne Brück… | |
> Der Bund der Steuerzahler listet in seinem neuen Schwarzbuch die | |
> Geldgräber der Republik auf. Viele Hinweise kommen von BürgerInnen. | |
Bild: Vielleicht das bekannteste, aber nicht das einzige Millionengrab Deutschl… | |
Mit viel Geld kann man fast alles machen – manches sollte man aber nicht | |
tun, zum Beispiel es in überflüssigen Firlefanz stecken. Vor allem, wenn es | |
um Steuergeld geht. Deshalb stellte der Bund der Steuerzahler am Donnerstag | |
in Berlin das neue Schwarzbuch über die öffentliche Verschwendung vor. | |
Darin führt er 110 exemplarische Fälle auf kommunaler, Landes- und | |
Bundesebene auf. Die teilweise absurden Projekte reichen von einer | |
Fischtreppe ohne Fische für 103.000 Euro bis hin zu einer Brücke ohne | |
Anbindung für rund vier Millionen Euro. | |
Im Fokus steht in diesem Jahr die riskante Staatswirtschaft. Der | |
Rechercheverbund wollte aufdecken, wo sich die Länder wirtschaftlich | |
engagieren und woran sie scheitern. Mehr als 1.400 Staatsbetriebe halten | |
die Bundesländer und haben damit inzwischen rund 108 Milliarden Euro | |
Schulden angehäuft. | |
„Viele Betriebe arbeiten unrentabel, sind hoch verschuldet und werden mit | |
Steuergeld künstlich am Leben gehalten“, sagt Reiner Holznagel, Sprecher | |
des Bunds. Neben Flughäfen und Banken betreiben einige Länder sogar | |
Reitgestüte, Brauereien , Weingüter und Gartenschauen. | |
## Steuergelder „Soda“ | |
Besonders Bauvorhaben werden oft deutlich teurer als geplant oder stellen | |
sich im Nachhinein als unnötig heraus. Schönes Beispiel: Die sogenannten | |
„Soda“-Brücken – das sind Brücken, die nur so da stehen. Wie aktuell in | |
Berlin-Köpenick: Eine neue Fußgängerbrücke verbindet dort einen Hinterhof | |
mit einer Brache. Noch peinlicher ist die Tatsache, dass 75 Meter – etwa | |
drei Gehminuten – entfernt bereits eine Brücke steht. | |
Dass eine halbe Million Euro bei diesem Projekt verschwendet wird, war der | |
Verwaltung schnell klar. Trotzdem wurde die Brücke im Frühjahr | |
fertiggestellt und heimlich eingeweiht. Bei einem Durchschnittsalter von 45 | |
Jahren der über 1.000 Berliner Brücken wäre das Geld in der Sanierung | |
vielleicht besser angelegt. | |
Insgesamt wurden laut dem Bund der Steuerzahler mehrere Millionen | |
verschwendet. So flossen 81.000 Euro in einen Smartphone-Guide über die | |
Friedrichstraße. Das Problem: Der Senat verbot das Anbringen zugehöriger | |
Steuertafeln. | |
Ebenfalls teuer war der Umbau der Schöneberger Maaßenstraße in eine | |
„Begegnungszone“ mit 835.000 Euro. Sie sollte attraktiver für Fußgänger | |
werden – nun klagten aber Anwohner, Geschäftsleute und Verkehrsteilnehmer | |
unter anderem über die verengte Fahrbahn und den Parkplatzmangel. Nicht zu | |
vergessen: Der Flughafen BER als Dauerbrenner der Steuerverschwendung. | |
## Auch der „Hahn“ verschlingt Millionen | |
Auch andere Flughäfen erweisen sich als Geldgräber. Der Flughafen | |
Frankfurt-Hahn verschlang schon 300 Millionen Euro und schreibt trotzdem | |
noch keine schwarzen Zahlen. Im Jahr 2009 verkaufte die Fraport AG | |
sämtliche Hahn-Gesellschaftsanteile an das Land Rheinland-Pfalz für einen | |
Euro. Seitdem wachsen die Defizite immer weiter und die Passagiere bleiben | |
aus. Erst vor kurzem scheiterte ein geplanter Verkauf an einen dubiosen | |
chinesischen Investor. Sollte nicht bald ein zahlungskräftiger Investor | |
gefunden werden, würde der Flughafen Insolvenz anmelden müssen. | |
Auf Bundesebene gab es in der letzten Zeit einige Verfehlungen wie teure | |
Werbe-Kampagnen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel machte Marketing | |
de luxe, um Bürger über das Thema Energieeffizienz aufzuklären. In den | |
nächsten Jahren sollen 45 Millionen Euro ausgegeben werden unter dem Motto: | |
„Deutschland macht's effizient“. Sein Ministerium gab außerdem 235.00 Euro | |
aus, um in fünf Tageszeitungen Werbung für das TTIP-Abkommen zu schalten | |
(darunter auch in der taz). | |
Viele der Hinweise auf Steuerverschwendung kämen von den Bürgern selbst, so | |
Reiner Holznagel. Es gäbe ein großes Interesse daran, was mit den | |
Steuergeldern funktioniert. „Wir wollen, dass nicht nur | |
Steuerhinterziehung, sondern auch Steuerverschwendung bestraft wird. Beides | |
ist Kein Kavaliersdelikt und schadet den öffentlichen Haushalten | |
gleichermaßen“, sagt er. | |
Mit einem 10-Punkte-Plan will der Bund verantwortlichen Politikern | |
praktische Hinweise zu Eingrenzung der Staatswirtschaft geben. Nur wenn der | |
Steuerzahler auch einen Nutzen von den Geldern hat, könne die Steuermoral | |
verbessert werden. | |
6 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Judith Freese | |
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