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# taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Rote Linie überschritten
> Die AfD in Lichtenberg sägt ihren umstrittenen Stadtrat Wolfgang Hebold
> ab und benennt auch gleich einen neuen Kandidaten.
Bild: Endstation Lichtenberg: Wolfgang Hebold wird nicht AfD-Stadtrat im dortig…
Wolfgang Hebold wird nicht Stadtrat der AfD in Lichtenberg werden. Das gab
die Bezirksfraktion am vergangenen Dienstag bekannt und benannte auch
gleich ihren neuen Kandidaten: Frank Elischewski, bisher Schatzmeister der
Fraktion.
Damit hat die AfD einen Kandidaten gefunden, dessen Biografie zwar auch
nicht ganz alltäglich – er soll bisher als Beamter beim
Bundesnachrichtendienst gearbeitet haben – aber politisch weitaus
unbescholtener ist als diejenige Hebolds, gegen den wegen Volksverhetzung
ermittelt wird.
Die AfD hat offenbar erkannt, dass sie diesen Kandidaten nicht durchsetzen
können wird, auch wenn der innerhalb der Berliner AfD weit rechts stehende
Bezirksverband Lichtenberg lange an ihm festhalten wollte. Dass das so ist,
liegt vor allem an zwei Dingen, die in den letzten Wochen passiert sind: an
der fraktionsübergreifenden Absage, einen solchen Kandidaten zu wählen. Und
am zivilgesellschaftlichen Protest im Bezirk, bis in den Sitzungssaal der
Bezirksverordnetenversammlung hinein.
Zweifellos: Hebold als Stadtrat wäre eine Katastrophe gewesen. Und zwar
nicht, weil der Mathematiker, der wegen islamfeindlicher Äußerungen im
Frühling letzten Jahres seine Lehraufträge an drei Berliner Hochschulen
verlor, automatisch ein schlechter Stadtrat gewesen wäre in dem Sinne, dass
er mit seiner Arbeit sachlich überfordert gewesen wäre. Sondern weil man
der AfD so signalisiert hätte, dass sie selbst ihre rechtesten Kandidaten,
diejenigen, bei denen es äußerst fraglich ist ob sie sich noch auf dem
Boden des Grundgesetzes bewegen, an die Macht bringen können.
Der Fall aus Lichtenberg ist also nicht nur deshalb über den Bezirk hinaus
relevant, weil die AfD-Stadtratskandidaten in Pankow und Neukölln bisher
ebenfalls durchgefallen sind. Sondern auch, weil er zeigt, dass es im
Umgang mit der AfD eben doch noch eine Alternative dazu gibt, die Partei
einfach machen zu lassen und auf Selbstentzauberung zu hoffen: sich auf die
roten Linien eines demokratischen Grundkonsenses besinnen und diese überall
dort verteidigen, wo sie überschritten werden – ganz egal, wie oft das
dieser Partei mittlerweile passiert.
13 Jan 2017
## AUTOREN
Malene Gürgen
## TAGS
Schwerpunkt AfD in Berlin
Antje Kapek
Schwerpunkt AfD in Berlin
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