| # taz.de -- Spitzenverdiener im Profisport: Spiel ohne Grenzen | |
| > Im europäischen Fußball sind die Spieler die Profiteure der Finanzströme. | |
| > Im US-Sport schöpfen allen voran die Klubeigentümer die üppige Rendite | |
| > ab. | |
| Bild: Kunst am Ball: Julian Draxler lässt sich diese bei Paris St. Germain fü… | |
| Julian Draxler ist das letzte prominente deutsche Beispiel, warum | |
| Vertragslaufzeiten als Orientierungsrahmen nicht wirklich taugen. Sein bis | |
| ins Jahr 2020 ausgestellter Kontrakt beim VfL Wolfsburg hinderte ihn nicht, | |
| bereits vergangenen Sommer, nachdem er lediglich ein Jahr in der | |
| niedersächsischen Stadt rumgebracht hatte, heftig auf seinen Abschied zu | |
| drängen. | |
| Zu Jahresbeginn klappte es schließlich. Der Scheichklub Paris St. Germain | |
| löste ihn für 41 Millionen Euro beim VfL Wolfsburg aus. Am Samstagabend | |
| gelang ihm in seinem ersten Pflichtspiel beim 7:0- Pokalerfolg gegen den SC | |
| Bastia auch noch mit einem sehenswerten Lupfer sein Einstandstor. | |
| Eigentlich ist es ein Wunder, dass so wenige Fußballer ihre Verträge | |
| auslaufen lassen. Der einzige Superstar, der im vergangenen Sommer | |
| ablösefrei wechselte, war der schon recht betagte Zlatan Ibrahimovic (35), | |
| der sowieso kurz vor der Rente steht. Und ansonsten? Sami Khedira fällt | |
| einem noch ein. Er wechselte 2015 ablösefrei zu Juventus Turin. Sein | |
| damaliger Marktwert: 18 Millionen Euro. Die waren futsch für Real Madrid. | |
| Läppisch, mag man denken angesichts der horrenden Summen, die derzeit | |
| aufgerufen werden. Und auch Mario Götze hätte diesem Beispiel folgen | |
| können. Doch er wechselte zu Saisonbeginn zu Borussia Dortmund, was dem FC | |
| Bayern immerhin noch 22 Millionen Euro einbrachte. | |
| Es ist rätselhaft, wieso Spieler nicht konsequenter ihre Verträge | |
| aussitzen: Schließlich können sie, sobald ablösefrei, die Hand aufhalten | |
| und sagen: Die Millionen, die ihr euch jetzt an Ablöse spart, die fließen | |
| bitte schön in meine eigene Tasche. Finanziell betrachtet also keine dumme | |
| Idee. Einwenden mag man, dass Fußball zu spielen ein durchaus | |
| risikobehafteter Job ist: Ein falscher Tritt, und es steht monatelanges | |
| Aqua-Jogging im Reha-Center an. Froh ist dann der, dessen Arbeitspapier | |
| erst in vier Jahren endet. | |
| ## „Keine große Wahl“ | |
| Vertragsverlängerungen wie die von Kroos oder auch die aktuellen Gespräche | |
| von Mesut Özil mit Arsenal London deuten darauf hin, dass die besten Kicker | |
| des Planeten ihre guten Verhandlungspositionen allem Taktieren der Klubs | |
| zum Trotz zunehmend ausspielen. Arsenals Teamchef Arsene Wenger sagte | |
| unlängst, als Verein habe man „keine große Wahl“. Denn nur die Besten der | |
| Besten ermöglichen Titel und Champions-League-Teilnahmen. | |
| Wer dort als Klub rausrutscht, gerät ganz schnell in einen Abwärtsstrudel. | |
| Also setzen die Vereine alles daran, ihre Topstars zu halten und | |
| andernfalls mindestens so viel Ablöse zu kassieren, dass sie in etwa | |
| gleichwertigen Ersatz verpflichten können. | |
| In den USA haben die Profisportler deutlich weniger Macht. Dort haben | |
| gewiefte Klubmanager Gehaltsobergrenzen eingeführt, um sich den Topspielern | |
| nicht gänzlich auszuliefern. Das Argument: So soll die Liga spannend | |
| bleiben. Wohin würden allerdings die Fernseh- und Werbemillionen fließen, | |
| wenn nicht in die Taschen der Kroos’, Messis und Ronaldos? | |
| ## Verdrehte Welt | |
| In MLB (Baseball), NFL (Football), NHL (Eishockey) und NBA (Basketball) | |
| sicherlich nicht in die Taschen von Putzmännern, Ticketverkäufern und | |
| Sicherheitspersonal. Nein. Die Formel ist einfach: Je weniger Millionen für | |
| exorbitante Spielergehälter draufgehen, desto mehr Kohle verbleibt auf den | |
| Konten der Klubs, die in den USA wiederum Privateigentum sind. Das Ganze | |
| nennt man dann Solidarität. Irgendwie auch irrwitzig. | |
| Zwar verdienen Stars wie Basketballer LeBron James von den Cleveland | |
| Cavaliers (31 Millionen US-Dollar jährlich) astronomische Summen, | |
| bestbezahlter NFL-Mitarbeiter ist indes Liga-Funktionär Roger Goodell. Er | |
| hat, wie das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet, in fünf Jahren 145 | |
| Millionen Dollar eingestrichen – mehr als doppelt so viel wie der | |
| bestbezahlte Spieler im gleichen Zeitraum. | |
| In der NFL gilt ein striktes Maximum für Spielergehälter, ein „Salary Cap�… | |
| von insgesamt 155 Millionen Dollar je Team. In der MLB zahlen Klubs dagegen | |
| lediglich eine Strafgebühr, sobald sie ihre Spieler mit mehr als 189 | |
| Millionen Dollar entlohnen. | |
| ## Der Schlüssel zu höheren Renditen | |
| Weltweit der wertvollste Klub ist mit 4,2 Milliarden Dollar das texanische | |
| NFL-Team Dallas Cowboys. Bei einem Umsatz von 700 Millionen Dollar belaufen | |
| sich die gesamten Spielergehälter laut der Sport-Datenbank Spotrac auf 153 | |
| Millionen Dollar. | |
| Im Baseball, wo es keinen strikten Salary-Cap gibt, zahlen die New York | |
| Yankees fast genauso viel, machen aber 184 Millionen Dollar weniger Umsatz. | |
| Forbes listet gleich 27 NFL-Teams und sieben MLB-Teams unter den weltweit | |
| 50 wertvollsten Klubs auf. Für Vereinseigentümer sind limitierte | |
| Spielergehälter der Schlüssel zu höheren Renditen: 91 Millionen Euro Profit | |
| im Jahr machen die 30 Football-Teams der NFL durchschnittlich. | |
| Zugute kommt den US-Ligen, dass sie als Quasi-Monopolisten keine anderen | |
| Ligen fürchten müssen. Im Fußball hingegen besteht ein Wettbewerb zwischen | |
| nationalen und kontinentalen Ligen und Verbänden. Schwups, weg wären die | |
| hiesigen Stars, ab auf dem Weg nach England oder gar China, sobald sie | |
| hierzulande nicht mehr abkassieren können. Ein Ende des Gehaltsirrsinns ist | |
| daher nicht in Sicht. | |
| 10 Jan 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Moritz Förster | |
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