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# taz.de -- Anschlag auf Kopten in Kairo: Terror im Herzen Ägyptens
> Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag auf die Kirche bekannt. Doch die
> Tat zielte auf die muslimisch-christlichen Beziehungen.
Bild: Untröstlich: 25 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, sind bei dem Ansc…
KAIRO taz | Völlig fassungslos und aufgebracht stehen die Menschen wenige
Stunden nach dem Anschlag auf die koptische Kathedrale in Kairo vor ihrem
Gotteshaus. Um zehn Uhr vormittags explodierte dort eine Bombe, gerade als
die Menschen bei der Messe waren.
Nach ersten Informationen soll die Bombe unter einem Sitz versteckt gewesen
sein, in Gebetsraum, der an die Kathedrale angrenzt. Dort hielten sich
besonders viele Frauen und Kinder auf. Nach Angaben des ägyptischen
Innenministeriums gab es 25 Tote und 30 Verletzte.
„Ich war gerade auf dem Weg zur Messe, da gab es einen Riesenknall. Ich bin
dann rein und habe überall zerfetzte Körper gesehen“, berichtet Hani Zaki,
immer noch sichtlich schockiert. Als er das erzählt, gibt es kleinere
Handgreiflichkeiten zwischen den Menschen, die zusammengeströmt sind und
den Sicherheitskräften. Auch zwischen einer Gruppe von Demonstranten, die
im Namen der Regierung und des ägyptischen Präsidenten lautstark den
Terrorismus verdammten und die Regierung preisen und einer größeren Gruppe
koptischer Jugendlicher, die zwischendrin sogar den Sturz der Regierung
forderten, kam es zu kleineren Auseinandersetzungen.
## Ärger über die Sicherheitskräfte
Hani Zaki ist ebenfalls wütend auf die Sicherheitskräfte. „Wo waren die?
Das war doch keine kleine Bombe. Wie wurde die rein geschmuggelt? Sollten
sie nicht alle Taschen kontrollieren?“, fragt er und fordert den Rücktritt
aller, die für die Sicherheit der Kathedrale verantwortlich waren.
Neben ihm steht Hanan Fawzi und schaut immer noch verschreckt. Auch sie war
auf dem Weg zu Messe, als, wie sie schildert, ein lauter Knall durch das
ganze Viertel hallte. Was sie dann sah, als sie in die Kirche ging, hätte
sie niemals erleben wollen. Überall, sagt sie, lagen zerrissene und blutige
Körper auf dem Boden. „Es gibt kein Wort für das, was sie getan haben, die
haben keine Religion“, meint sie. „Die Worte Terrorismus und Verbrechen
reichen für so etwas gar nicht, für das, was sie mit den Herzen der Ägypter
machen“, sagt sie. Präsident Fattah al-Sisi verkündete eine dreitägige
Staatstrauer.
Obwohl es in den vergangenen Monaten oft Anschläge vor allem auf die
Sicherheitskräfte gab, hatte dieser eine neue Qualität. Es war ein Schlag
mitten in das Herzstück der koptisch-christlichen Gemeinde. Bisher hat sich
noch keine Gruppierung zu dem Anschlag bekannt. Doch wer immer dafür
verantwortlich ist, er hatte das Ziel, in das Feuer der ohnehin oft
angespannten muslimisch-christlichen Beziehungen in Ägypten noch weiteres
Öl zu gießen.
11 Dec 2016
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Kopten
Kairo
Abdel Fattah al-Sisi
Attentat
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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