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# taz.de -- Verbrechersuche mit Adventskalender: Hinter jeder Tür ein Gangster
> Mittels eines Adventskalenders hofft Europol Hinweise auf gesuchte
> Verbrecher zu erhalten. Dies soll sogar schon zu einer Festnahme geführt
> haben.
Bild: Türchen Nummer acht: Der hier Beschuldigte hat Drogen von Estland in die…
Berlin taz | Europol sucht mit einem [1][Adventskalender Europas Most
Wanted Criminials]. Bereits im Januar diesen Jahres hatte die europäische
Polizeibehörde ihre neue Website zur Fahndung nach den Most Wanted
veröffentlicht. Mit dem Kalender hat sie nun noch mal nachgelegt und will
Hobby-Detektive auf die vorweihnachtliche Verbrecherjagd schicken.
Der Adventskalender ist eine makabere Video-Krimi-Inszenierung, bei der
jeden Tag das Gesicht eines mutmaßlichen Verbrechers enthüllt wird.
Gruselige Verschwörungsmusik mit weihnachtlichen Glöckchen, die an den
Soundtrack des Films „Kevin allein zu Haus“ erinnert, untermalt die kurzen
Profile der Schurken. Das Gesicht des jeweiligen Täters erscheint umrahmt
von einer Handschelle, die einer Weihnachtskugel nachempfunden ist.
Schneeflocken segeln durchs Bild. Rechts dann die harten Fakten – schoss
Prostituierte in den Kopf, erstach drei Menschen, wird gesucht wegen
Drogenschmuggel.
Die Videos der Fahnenflüchtigen, sind wie die moderne Version der
Fahndungsplakate mit Verbrechervisagen, die im Wilden Westen des 19.
Jahrhunderts an die Wände der Saloons gepinnt wurden. Der mutige Cowboy,
der Zigarette rauchend am Holzverschlag lehnt und sich überlegt, wie er den
fiesen Schurken am Besten aufspüren könnte, hängt heute in
rückenverkrümmter Position vor seinem Computer und hackt sich vorzugsweise
in die lokale CCTV Überwachung ein, um seine Dienste für den Staatsschutz
zu erbringen.
Der vorweihnachtliche Wunsch, noch schnell etwas Gutes zu tun, bevor das
Jahr vorbei ist, wird hier also von Europol instrumentalisiert und soll der
Organisation vorzugsweise einiges an eigener Fahndungsarbeit ersparen.
Schließlich möchten die Beamten im Adventsstress auch mal die Füße
hochlegen. Und anscheinend zeigt der Kalender die gewünschte Wirkung: Der
erste Verbrecher des Weihnachts-Countdowns wurde nach Berichten der
Polizeibehörde in den Niederlanden gefasst.
Das Statement des Europol-Sprechers Jan Op Gen Oorth im ZDF zu der
Kalender-Aktion könnte grotesker nicht sein: „Ich will nichts vorwegnehmen,
es lohnt sich jeden Tag einmal reinzugucken, da gibt es Jungs, die sind
schwerer als andere. Lassen Sie sich überraschen.“
Die unzensierten Fotos der Gesuchten, die Europol zunächst auf allen
sozialen Medien benutzte, haben wegen der offensichtlichen Missachtung des
Datenschutzes bereits für Aufregung gesorgt. Außerhalb der eigenen Website,
auf Facebook oder Twitter, muss Europol nun einen schwarzen Balken über die
Augen der mutmaßlichen Verbrecher legen. Auf Facebook schreiben dazu
wütende Kommentatoren, wieso denn bei solchen Schurken überhaupt noch auf
die Privatsphäre geachtet werden müsste.
Die Protagonisten dieses bizarren Adeventsspektakels sitzen wahrscheinlich
irgendwo in einem Kellerloch und wünschen sich sehnsüchtig, dass der Monat
Dezember ganz schnell vorbeigeht.
9 Dec 2016
## LINKS
[1] https://eumostwanted.eu/Dec2016
## AUTOREN
Katharina Lipowsky
## TAGS
Weihnachten
Advent
Europol
Verbrechen
Kriminalität
Schwerpunkt Überwachung
Drogenschmuggel
Polizei Berlin
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