Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Preisträgerin Patti Smith
> Sie ist eine Ikone, hochpolitisch und kraftvoll. Niemand könnte Bob Dylan
> bei der Nobelpreisverleihung besser vertreten.
Bild: Patti Smith ist die beste Stellvertreterin. Hier bei einem Auftritt im Ju…
Stellvertreterin sein ist eigentlich ihre Sache nicht. Patti Smith ist eine
Frontfrau – bei ihr ergibt diese Bezeichnung wirklich Sinn. Denn das
Bühnendasein hat bei der New Yorker Punkikone oft mit Auflehnung zu tun.
Erst recht im fortgeschrittenen Alter: Als die 69-Jährige zuletzt auf
Europatour „People Have The Power“ sang, schwang diese Power in ihrer
Stimme mit. Frisch und gut!
Am Samstag tritt sie bei der Verleihung des Literaturnobelpreises
stellvertretend für Bob Dylan auf. Der so geniale wie stoische Preisträger
reist wegen „anderer Verpflichtungen“ nicht nach Stockholm. Smith soll sein
„A Hard Rain’s a-Gonna Fall“ singen, gemeinsam mit dem Royal Stockholm
Philharmonic Orchestra.
Patti Smith ist die beste Stellvertreterin. Sie steht für Geradlinigkeit.
Vor den US-Wahlen hat sie die Verrohung der amerikanischen Demokratie
beklagt, den Wahlkampf als unwürdig bezeichnet. Sie ist eine Kämpferin für
Liberalismus und Humanität; aber auch eine, die weiß, was die Leute hören
wollen.
Als jemand aus dem Publikum bei einem Polittalk vor der Wahl „Patti for
President“ schrie, sagte sie: „Ich würde eher die Böden in öffentlichen
Schulen wischen, denn als Präsidentin zu kandidieren.“
In Stockholm wird sie auch all seine Fans vertreten; jene, die in seinen
Songs einen ganzen Lebensentwurf sehen. Smith selbst wurde stark von Dylan
geprägt. Sie vertritt zudem die 60er Counterculture, deren Verdienste mit
dem Nobelpreis auch gewürdigt werden. Eine Frau, zumal eine, die
Geschlechtergrenzen mit Leatherboots und Anzug locker überschreitet, ist
genau die richtige.
Ästhetisch gibt es gravierende Unterschiede zwischen Smith und Dylan –
diese näher an der engagierten Kunst, jener Verfechter der künstlerischen
Autonomie. Auf die von Dylan eingereichte Rede, die ein Komiteemitglied
verlesen soll, darf man gespannt sein. Patti Smith aber ist für die
Akademie ein Glücksfall. Die Frau mit dem fransigen Haaren wird sicher so
gut singen wie der Mann mit dem Zylinder – und vielleicht sogar weise Worte
zur Weltlage finden.
10 Dec 2016
## AUTOREN
Jens Uthoff
## TAGS
Bob Dylan
Nobelpreis für Literatur
Patti Smith
Bob Dylan
Bob Dylan
Farbe
Geschichte
Bob Dylan
Bob Dylan
Bob Dylan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Patti Smiths kleine Erzählung: Berührungen auf dünnem Eis
„Hingabe“ heißt Patti Smiths neues Buch. Es ist eine Geschichte über
Leidenschaft und die Dinge, die uns an unserer Selbstverwirklichung
hindern.
Dylan hat Literaturnobelpreis bekommen: Wer nobilitiert wen?
Ausgerechnet am 1. April nimmt Bob Dylan den Nobelpreis an. Seine
Zurückhaltung kann als Anwort auf ein vergiftetes Lob gedeutet werden.
Literaturnobelpreis für Bob Dylan: Und er holt ihn doch ab
Er hatte es dem Komitee nicht leichtgemacht mit seiner Reaktion auf den
Gewinn des Nobelpreises. Nun nimmt er die Auszeichnung doch persönlich
entgegen.
Kolumne Liebeserklärung: Braun
Die Farbe steht schon seit geraumer Zeit dafür, dass etwas nicht klappt.
Wie eine Schweizer Schule zeigt: Umdenken ist angebracht.
Die Wahrheit: Ungeheuer in Stockholm
Die Skandalchronik: eine unvollständige Auflistung der umstrittensten
Literaturnobelpreisträger, die die Geschichte gesehen hat.
Kommentar Dylans Absage an Stockholm: Der Meister enttäuscht
Bob Dylan bleibt der Verleihung des Nobelpreises für Literatur fern.
Ärgerlich, dass er ausgerechnet jetzt zur Lage in den USA schweigt.
Verleihung des Literaturnobelpreises: Ups, da kann ich nicht
Bob Dylan kommt nicht zur Preisverleihung nach Stockholm. Er hat keine
Zeit. Hier eine Liste mit Dingen, die man stattdessen machen kann.
Die Wahrheit: Bob Dylans Albtraum endlich vorbei
Erleichterung in der Welt der Popkultur: Der neue Literaturnobelpreisträger
ist seinen alten Stalker Alan J. Weberman für immer los.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.