Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fischimport aus Norwegen: Biolachs weiter ohne Biosiegel
> Um das EU-Biosiegel zu bekommen, müsste Norwegen die Kriterien des
> Europäischen Wirtschaftsraums erfüllen. Das tut das Land aber nicht.
Bild: Bio? Nicht bio? Lecker Lachs aus Norwegen
Berlin taz | Trotz Berichten über eine Annäherung des norwegischen
Agrarministeriums und der Europäischen Kommission darf Ökolachs aus dem
Land weiterhin nicht das EU-Biosiegel tragen. „Norwegische
Aquakulturprodukte können in der EU nicht als Bioware vermarktet werden“,
schrieb die Europäische Kommission am 24. Oktober in einem Brief an die
Mitgliedstaaten der Freihandelszone „Europäischer Wirtschaftsraum“ (EWR),
der der taz vorliegt. Damit gilt die Mitte Juli beschlossene Importsperre
weiter. Die staatliche Marketingorganisation Norwegian Seafood Council
bestätigte der taz, dass sich Norwegen und die EU noch nicht geeinigt
hätten.
Norwegen war bis zu dem Entzug des Ökosiegels einer der wichtigsten
Lieferanten von Biolachs für den deutschen Markt. Schätzungen zufolge
werden dort jährlich etwa 16.000 Tonnen im Wert von 100 Millionen Euro
erzeugt, was einem Prozent der norwegischen Lachsproduktion insgesamt
entspricht. Normalerweise geht das meiste nach Deutschland, welches nun
aber vor allem auf Irland als Lieferant ausweicht. Norwegen ist genauso wie
Island nicht Mitglied in der EU, sondern des EWR.
Doch beide Länder schöben seit neun Jahren die Aufnahme der aktuellen
EU-Bioverordnung in das EWR-Abkommen auf, heißt es in dem Schreiben der
Kommission. „Im Ergebnis wenden Norwegen und Island heute immer noch
Bioproduktionsvorschriften von 1991 an, die außerdem keine Regeln für
Aquakulturen enthalten.“ Die beiden Länder hätten Ausnahmen verlangt, „die
weiterere Wettbewerbsverzerrungen zwischen EU- und EWR-Bioproduzenten
schaffen würden“.
Konkret hatte Norwegen gefordert, in der Ökoschafhaltung wie bislang
Stallböden zulassen zu dürfen, die durchgängig Spalten aufweisen. Brüssel
schreibt aus Tierschutzgründen vor, dass der Boden auf mindestens der
halben Stallfläche vollständig bedeckt und mit Stroh eingestreut sein muss.
Zwar erklärte der norwegische Landwirtschaftsminister Jon Georg Dale dem
EU-Schreiben zufolge am 7. Oktober, dass seine Regierung nun einverstanden
sei, die EU-Biovorschriften in den EWR-Vertrag zu übernehmen. „Allerdings
versäumt er es, einen klaren Termin zu nennen, zu dem das passiert“,
moniert die Kommission. Im Übrigen müsse auch Island noch mitziehen.
## EU blockt Kritik an ihrer harten Haltung ab
Die harte Haltung der EU war in Teilen der Ökobranche auf Kritik gestoßen.
Denn der norwegische Biolachs wird im Gegensatz zu den Schafen Fachkreisen
zufolge schon jetzt genauso gehalten, wie es die aktuellen Vorschriften aus
Brüssel verlangen.
Die EU-Kommission aber sieht ihre Hände gebunden. Die betreffenden
Verordnungen seien bereits 2007/2008 verabschiedet worden. Sie hätten eine
Übergangsfrist bis 2013 enthalten, die später bis 2015 verlängert worden
sei. Norwegen habe also mehrere Jahre Zeit gehabt, um sich auf die neuen
Regeln einzustellen. „Die Kommission hat keine rechtliche Grundlage,
weitere Flexibilität für den Biolachs zu gewähren.“
Das Norwegian Seafood Council, das zum Fischereiministerium des Landes
gehört, betonte, Oslo könne ohne die Regierung in Reykjavík keine Änderung
des EWR-Abkommens erreichen. „Und das Verfahren, um zu einer Einigung
zwischen den Staaten zu kommen, läuft noch.“ Norwegen selbst habe bereits
einen Entwurf für neue Biovorschriften gemäß den EU-Regeln zur
Kommentierung veröffentlicht. Stellungnahmen würden bis 5. Dezember
angenommen. Mindestens bis dahin wird es also wohl nichts mit frischem
Biolachs aus Norwegen in Deutschland.
16 Nov 2016
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Lachs
Bio-Lebensmittel
Norwegen
Biosiegel
Lachs
Bio-Lebensmittel
Lachs
Norwegen
## ARTIKEL ZUM THEMA
EU-Kommission hebt Importsperre auf: Ökolachs aus Norwegen wieder „bio“
Nach jahrelangem Streit übernimmt Norwegen die aktuellen Regeln der EU für
Öko-Lebensmittel. Nun darf es wieder Biolachs in die Union exportieren.
Grünen-Politiker über Öko-Verordnung: „Ein Pestizidlimit für Bio ist vom …
Jetzt muss die deutsche Ökobranche Kompromisse machen bei der Reform der
EU-Ökoverordnung, sagt Martin Häusling, Verhandlungsführer des
EU-Parlaments.
Bio-Siegel der EU: Lammopfer für den Biolachs
Der Ökofisch ist für Norwegen ein wichtiges Exportgut. Deshalb beugt Oslo
sich dem Druck der EU und verschärft die Regeln für Bio-Schafzüchter.
Wegen Streit mit der EU: Lachs aus Norwegen nicht mehr bio
Die gesamte Ware des Landes verliert das Siegel der EU, auch der beliebte
Edelfisch. Importeure kaufen in Irland, die Preise ziehen an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.