# taz.de -- Kommentar Deutsche G20-Präsidentschaft: Anspruchslos ins neue Jahr | |
> Die politische Führung in den G20-Staaten ist ungewiss. Daran kann der | |
> deutsche Vorsitz des informellen Bundes auch nicht viel ändern. | |
Bild: „G20 angreifen“: In Hamburg zeigen sich Graffitikünstler kampfeslust… | |
Der 1. Dezember 2016 ist ein ausgesprochen ungünstiger Zeitpunkt, um die | |
rotierende Präsidentschaft des informellen Zusammenschlusses der zwanzig | |
wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) zu übernehmen. | |
In den USA ist Donald Trump gewählt, aber noch nicht im Amt, und sein Kurs | |
ist unbekannt. In Frankreich, Italien und Großbritannien ist nicht klar, | |
wie es politisch weitergeht. Was aus der Türkei wird, ist völlig offen. | |
Russland ist kein verlässlicher Partner, China auch nicht. Die EU ist eher | |
eine Hülse denn ein Akteur. Aufstrebende Schwellenländer wie Brasilien, | |
Südafrika und Südkorea stecken in tiefen Regierungskrisen. Argentinien, | |
Australien, Indien, Indonesien, Mexiko und Saudi-Arabien sind mit sich | |
selbst beschäftigt, Japan und Kanada mit übermächtigen Nachbarn. | |
Von so manchen G20-Ländern weiß man heute nicht, wer sie beim Staatengipfel | |
in Hamburg im Juli 2017 vertreten wird. Und ein Gipfeltreffen, auf dem | |
Putin, Erdoğan, Trump, Xi, Modi, Zuma und der saudische König den Ton | |
angeben, ist kein günstiges Forum für Angela Merkel. | |
Von daher ist es verständlich, wenn die deutsche G20-Präsidentschaft von | |
vornherein die Losung ausgibt, dass von ihr nichts zu erwarten ist. Die | |
meisten Dinge, bei denen eine Zusammenarbeit sinnvoll wäre, scheiden aus, | |
weil es keine Zusammenarbeit gibt. | |
Initiative zeigt die Bundesregierung nur in Themenbereichen, bei denen der | |
kleinste gemeinsame Nenner ausreicht, um darüber zu reden. Mehr Engagement | |
in Afrika oder für die internationale Gesundheitspolitik – da kann niemand | |
etwas dagegen haben, selbst wenn nichts daraus folgt. | |
Im derzeitigen Weltklima erwartet sowieso niemand, dass irgendjemand in der | |
Lage ist, Probleme zu lösen. Da ist es ehrlich, den Anspruch gar nicht erst | |
zu erheben. Man darf sich höchstens fragen, was das dann noch soll. Die | |
G20-Runde beschreitet den Weg in die Irrelevanz, den die G8-Runde schon | |
hinter sich hat. Gut ist das nicht. | |
1 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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