# taz.de -- Kommentar G-20-Gipfel: G-20-Führungsduo mit Schwächen | |
> Angela Merkel und Nicolas Sarkozy dominieren den G-20-Gipfel. Aber das | |
> darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eigentlich zerstritten sind. | |
Keine Frage, der G-20-Gipfel in Cannes hat die internationale | |
Machtarchitektur verändert. Die USA standen am Rand wie nie zuvor, und die | |
finanzstarken Schwellenländer waren so gefragt wie nie zuvor. Am | |
auffälligsten aber war die Dominanz von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy. | |
Beim Thema Eurokrise und Griechenland traten die beiden gut abgestimmt und | |
energisch auf - und setzten sich weitgehend durch. Die knallharte | |
Erpressung von Griechenland - Ja zum Sparpaket oder raus aus dem Euro - war | |
erfolgreich. Ihr Plan, über den Internationalen Währungsfonds kurzfristig | |
mehr Geld für die europäischen Krisenstaaten zu mobilisieren, scheint | |
aufzugehen. | |
Selbst Italien billigt eine internationale Kontrolle seiner Staatsfinanzen. | |
Doch die Einigkeit und Durchsetzungsstärke dürfen nicht darüber | |
hinwegtäuschen, dass das deutsch-französische Führungsduo in einer anderen | |
Frage nach wie vor tief zerstritten ist. | |
Während Sarkozy dafür plädiert, der Europäischen Zentralbank die | |
Finanzierung von Staatsdefiziten dauerhaft und offiziell zu ermöglichen, | |
lehnt Merkel dies weiterhin entschieden ab. Ob sich die Kanzlerin damit | |
weiterhin durchsetzen kann, ist angesichts der weiteren Zuspitzung der | |
Eurokrise und der Probleme, ausreichende Mittel für den Rettungsfonds | |
aufzutreiben, alles andere als klar. | |
Weitgehend versagt haben Deutschland und Frankreich auch, was ihre | |
ursprünglichen Gipfelziele angeht: Die Pläne zur Hedgefondsregulierung sind | |
so vage wie der Aktionsplan für mehr Wachstum. Die Konvention zur | |
Steuerflucht ist zahnlos, Klimaschutz war kein Thema, und bei der | |
Entwicklungsfinanzierung, etwa durch die Finanztransaktionssteuer, gibt es | |
keinen Fortschritt. | |
Dass es bei vielen dieser Fragen auch weiterhin keine Einigkeit in der G 20 | |
geben wird, ist abzusehen. Wenn Merkel und Sarkozy wirklich führen wollen, | |
müssen sie anfangen und eine Koalition der Willigen zusammenstellen. Merkel | |
sollte sich ihren eigenen Ratschlag für die Griechen zu Herzen nehmen: Was | |
zählt, sind nicht Versprechen, sondern Taten. | |
4 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
G20-Gipfel | |
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