# taz.de -- Berlins CDU: Der General tritt zurück | |
> Berlins künftige CDU-Landeschefin Monika Grütters will nicht mit | |
> Generalsekretär Kai Wegner weiter machen. Der gibt freiwillig auf. | |
Bild: Der Generalsekretär der Berliner CDU, Kai Wegner, ist zurückgetreten. | |
Inder Berliner CDU tritt nach der Wahlniederlage nicht bloß Parteichef | |
Frank Henkel, sondern auch Generalsekretär Kai Wegner ab: Die designierte | |
neue Vorsitzende Monika Grütters will nicht länger ihn, sondern den | |
Landesparlamentarier und Stadtentwicklungsexperten Stefan Evers auf dem | |
Posten. Wegner sagte der taz am Dienstag, er werde sein Amt zum Parteitag | |
am 2. Dezember aufgeben, um der CDU eine Zerreißprobe zu ersparen. Unter | |
führenden Mitgliedern gab es Unverständnis über Grütters' | |
Personalentscheidung. | |
Beim Parteitag ist es traditionell das Recht der oder des Vorsitzenden, | |
einen Generalsekretär vorzuschlagen. Grütters, die seit 2005 | |
Bundestagsabgeordnete und seit 2013 Kulturstaatsministerin ist, begründete | |
ihre Wahl zugunsten von Evers strukturell. Sie halte es „für zwingend | |
erforderlich, diese Position mit einer in der Landespolitik verankerten | |
Persönlichkeit zu besetzen, wenn der Parteivorsitz bei einer | |
Bundespolitikerin liegt“, ließ sie am Dienstag über die CDU-Pressestelle | |
mitteilen. | |
„Ich hätte gerne weiter gemacht, aber ich respektiere den Wunsch von Monika | |
Grütters“, sagte der seit 2011 amtierende Wegner der taz. In der Partei | |
bedauerte man das. Der 44-jährige ist im Landesverband äußerst beliebt und | |
erhielt bei Wahlen teils bessere Ergebnisse als Henkel oder Grütters, die | |
bislang eine von vier stellvertretenden Parteivorsitzenden ist. Sein | |
Rückhalt ist breit und beschränkt sich nicht auf einzelne Kreisverbände | |
oder Parteiflügel. Galt er zu seiner Zeit als Abgeordnetenhausmitglied bis | |
2005 als konservativ, so ist er nun schon seit Jahren Lobbyist für | |
Schwarz-Grün, 2015 war er führender Kopf einer CDU-internen Bewegung pro | |
Homoehe. | |
Evers, 37, der 2011 ins Abgeordnetenhaus kam, ist seit wenigen Wochen einer | |
von drei Vize-Chefs der CDU-Abgeordnetenhausfraktion. Schon in der | |
vergangenen Wahlperiode vertrat er für die Fraktion das unter großer | |
öffentlicher Beobachtung stehende Thema Stadtentwicklung. Er ist einer der | |
eher wenigen CDU-Politiker, die führende Grüne neben Grütters nennen, wenn | |
sie Ansatzpunkte und Ansprechpartner für eine Zusammenarbeit mit den | |
Christdemokraten sehen. | |
## Nachfolger Evers überrascht | |
Gegenüber der taz zeigte sich Evers von Grütters‘ Ruf überrascht, sprach | |
von einer großen Ehre und lobte seinen noch amtierenden künftigen Vorgänger | |
Wegner. Der soll nach Grütters' Vorstellung als einer der Parteivizechefs | |
künftig die Rolle einnehmen, die sie bislang hat. | |
Anders als nach dem jüngsten Führungswechsel 2008 und einem zeitweiligen | |
Chaos in der Partei hat die CDU dieses Mal auf Regionalkonferenzen ihrer | |
rund 12.000 Mitglieder verzichtet. Aus Kreisen führender Funktionäre hieß | |
es, das habe viel damit zu tun, dass sich Noch-Chef Henkel seit der | |
verlorenen Abgeordnetenhauswahl vom 18. September weitgehend aus der | |
Parteiarbeit zurück gezogen habe. | |
In der jüngeren CDU-Geschichte kam es schon vor, dass die Partei dem | |
Vorsitzenden – Grütters wäre die erste Frau an der Spitze – bei seinem | |
Generalsekretär-Vorschlag nicht folgte: „Erst gewählt, dann gewatscht“ | |
titelte die taz 2003 über den damaligen neuen Chef Joachim Zeller. Dessen | |
damals gleich in zwei Wahlgängen durchfallender Kandidat: Kai Wegner. | |
15 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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