Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Blackfacing in einer ARD-Sendung: Verstehen Sie Rassismus?
> Guido Cantz verkleidet sich in „Verstehen Sie Spaß“ als Afrikaner. Ist
> das lustig oder rassistisch? So viel vorweg: Es geht beides zusammen.
Bild: Lustig ist „Verstehen Sie Spaß?“ nur selten – so unlustig aber noc…
Gleich vorweg: Im Folgenden wird nicht erörtert, ob „Verstehen Sie Spaß?“
lustig ist. Ob das Unterhaltungsshow-Fossil mit der Kalauerlawine sich
nicht vielmehr allmählich überlebt. Nein. Im Folgenden wird die Frage
erörtert, ob Sich-als-Afrikaner-Verkleiden lustig ist oder rassistisch. So
viel vorweg: Es geht beides auf einmal. Wow.
Am Samstagabend lief im Ersten mal wieder die jahrtausendealte
Reinlegeshow. Und Moderator Guido Cantz hatte sich überlegt, den Schweizer
Talkshowmoderator Röbi Koller reinzulegen. [1][Indem er als „Südafrikaner“
auftrat], der in Kollers Show seine lang vermisste Tochter wiedertreffen
sollte – eine Weiße. Witz Ende.
Als die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) im Vorfeld davon
erfuhr, forderte sie, die Ausstrahlung zu unterlassen, sowie eine
Entschuldigung für die „Entgleisung der ARD“. Ja, verstehen die keinen
Spaß?
Wird sich auch Guido Cantz gedacht haben, der sich in der Livesendung
verteidigte, das Set-up sei „in keinster Weise rassistisch angelegt“
gewesen. Die Leute sollten zum Lachen gebracht werden und sich nicht
verletzt fühlen. Ach so, wenn etwas lustig ist, kann es also nicht
rassistisch sein. Nun ja. Erstaunlicherweise geht beides gleichzeitig. Die
Frage ist nur, wer lacht und wer nicht.
Die Einschätzung, man könne sich mit dunklem Make-up und dicken Lippen „als
Afrikaner verkleiden“, reduziert nämlich eine Milliarde Menschen auf genau
zwei Körpermerkmale. Lachen dürfen darüber alle die, mit denen so etwas nie
gemacht wird. Und deshalb ist das rassistisch. Auch dann, wenn der Sketch –
und das zu behaupten, so weit wollen wir hier wie gesagt nicht gehen –
lustig gewesen sein sollte.
30 Oct 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=mdA13_U7jEE
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
ARD
Blackfacing
Anti-Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Kolumne Habibitus
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Theater
Schwerpunkt Rassismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Blackfacing im Bremer Theater: Mit rassistischer Schminke
Das Theater Bremen sorgt mit seiner Aufführung der Oper „The Rake’s
Progress“ für einen Blackfacing-Skandal, den der Intendant nicht erkennen
mag.
Streit um missglückte Flüchtlingskomödie: Kabongo? Kennt doch keiner
Blöde Scherze, unsensible Poster? Nicht das einzige Problem des Films
„Willkommen bei den Hartmanns“. Die Erklärungen sind noch schlimmer.
Kolumne Habibitus: Horror aus der Flasche
Montag ist Halloween. Aber wie gruselig ist bitte das Leben? Um
katastrophalen Kostümen vorzubeugen, hier ein paar Tipps.
Blackfacing-Spektakel in Bremen: Fest der Reaktion
Während die katholische Kirche ihren Sternsingern vom althergebrachten
Rassismus geschwärzter Gesichter abrät, ist es bei der Bremer Eiswette gang
und gäbe.
Debatte Rachel Dolezal: Was? Weiß? Ich?
Der Fall einer weißen Frau, die sich als Schwarze ausgibt, entfacht in den
USA eine Debatte über Identität. Wer darf eigentlich schwarz sein?
Berliner Theatertreffen: Der Einbruch der Realität
Ein Theatertreffen wird politisch: Der Thementag „Say it loud, say it
clear!“ zu Flucht und Asylpolitik bietet auch illegalisierten
Laiendarstellern eine Bühne.
Anglizismus des Jahres: Unsichtbar durch Farbe
„Blackfacing“ ist der Anglizismus des Jahres 2014. Ein Wort, das auf ein
größeres Rassismusproblem in der Gesellschaft aufmerksam macht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.