| # taz.de -- Anbauverbot für Genpflanzen: Der Gen-Mais lauert schon | |
| > Ein neues Gesetz soll für flächendeckende Anbauverbote in Deutschland | |
| > sorgen. Bundesländer und Umweltverbände fürchten Schutzlücken. | |
| Bild: So bald nicht mehr möglich: Genmaisernte in Groß Lüsewitz, 2015 | |
| Berlin taz | Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf zum Anbauverbot | |
| von Genpflanzen in Deutschland auf den Weg gebracht. Über Beschränkungen | |
| oder Verbote für den Anbau sollen danach künftig Bund und Länder in einem | |
| zweistufigen Verfahren gemeinsam entscheiden. Kommt kein flächendeckendes | |
| Anbauverbot zustande, können die Länder dies sogar unter „zwingenden | |
| Gründen“ selbst verhängen. | |
| Klingt eindeutig, die Auswirkungen der Regelung sind jedoch hochumstritten: | |
| „Mit diesem Gesetzentwurf stellen wir langfristig ein flächendeckendes | |
| Anbauverbot für grüne Gentechnik sicher“, sagte Agrarminister Christian | |
| Schmidt (CSU) am Mittwoch. Dagegen glaubt Linken-Agrarexpertin Kirsten | |
| Tackmann: „Die Hürden sind so hoch, dass ein Anbauverbot nicht ermöglicht, | |
| sondern eher verhindert wird.“ | |
| Wer gentechnisch veränderte Pflanzen in Deutschland anbauen will, braucht | |
| dafür eine Erlaubnis der EU. Aber auch die Mitgliedstaaten können ihr Veto | |
| einlegen. Bislang gibt es noch keinen kommerziellen Anbau in Deutschland. | |
| Mit dem Gesetz will die Bundesregierung nun rechtssicher organisieren, wie | |
| auch in Zukunft ein solches „Nein“ zu Gentechnik aussehen soll. | |
| Laut Gesetzentwurf benötigt dies die Mehrheit der Länder, außerdem die | |
| Stimmen von sechs Bundesministerien. Ein einstimmiges Votum der Ressorts | |
| Agrar, Forschung, Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit und Umwelt halten Kritiker | |
| für unwahrscheinlich. „Die SPD darf diesen Gesetzentwurf nicht mittragen, | |
| sie muss bundesweite Gentech-Anbauverbote durchsetzen“, forderte die | |
| BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer. | |
| ## Widerstand im Bundesrat kaum möglich | |
| Kommt kein einhelliges Votum der Ministerien zustande, bleiben die Verbote | |
| an den Bundesländern hängen. Jedes Bundesland müsste selbstständig für | |
| gentechfreie Felder sorgen – wenn es das überhaupt politisch will. Kritiker | |
| befürchten deshalb, dass Deutschland zum Verbots-„Flickenteppich“ werden | |
| könnte. | |
| „Pollen machen nicht an Ländergrenzen halt, deshalb ist die schleichende | |
| gentechnische Kontamination von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion | |
| absehbar“, sagt Moldenhauer. Auch müssten die Länder ihre Verbote begründen | |
| – und wären Adressat möglicher Klagen von Saatgutkonzernen. | |
| Widerstand können die Länder im Bundesrat kaum leisten. Bei dem Gesetz | |
| handelt es sich nur um ein Einspruchsgesetz, die Länderkammer kann es | |
| bremsen, nicht verhindern. Im Bundestag rechnet Minister Schmidt mit | |
| Zustimmung. Im Frühjahr 2017 soll das Gesetz in Kraft treten. (mit dpa) | |
| 2 Nov 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Markus Sehl | |
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