# taz.de -- Proteste gegen Polizeigewalt in Charlotte: Der Ausgangssperre zum T… | |
> Im Fall Keith Lamont Scott steht Aussage gegen Aussage. Klarheit könnte | |
> ein Polizeivideo schaffen. Protestler fordern dessen Veröffentlichung | |
> trotz Ausgangssperre. | |
Bild: Und sie gehen weiter: Proteste gegen Polizeigewalt gegen Schwarze in Char… | |
Charlotte afp/ap | Angesichts völlig widersprüchlicher Schilderungen zum | |
Hergang der Tötung eines Schwarzen durch einen Beamten in Charlotte wächst | |
der Druck auf die Behörden, das Polizeivideo zu dem Vorfall freizugeben. | |
Die Hinterbliebenen des erschossenen Keith Lamont Scott forderten ebenso | |
eine Veröffentlichung des Materials wie Protestler, die trotz einer | |
verhängten Ausgangssperre am Donnerstagabend erneut gegen Polizeigewalt auf | |
die Straße gingen. Anders als den vorangegangenen zwei Nächten kam es kaum | |
zu Gewaltausbrüchen und Sachbeschädigungen. | |
Nach dem Tod Scotts hatte die Polizei mitgeteilt, dass er sich wiederholten | |
Aufforderungen widersetzt habe, seine Schusswaffe fallen zu lassen. | |
Bewohner berichteten hingegen, der Mann sei unbewaffnet gewesen. Aufklärung | |
könnten die Bilder der Armaturenbrettkamera im Streifenwagen und Bodycams | |
der beteiligten Beamten geben, die Scotts Familie am Donnerstag zu sehen | |
bekam. | |
Ihr Anwalt Justin Bamberg war bei der Vorführung dabei. Im Video sei nicht | |
zu erkennen gewesen, ob Scott vor seiner Erschießung etwas in den Händen | |
gehalten habe, sagte er. Vielmehr sei Scott zu sehen, wie er ruhig aus dem | |
Wagen gestiegen sei, während die Beamten ihm mehrere Befehle erteilt | |
hätten. Doch habe er sich den Polizisten nicht genähert, seine Hände an den | |
Seiten gehabt und sei langsam rückwärts gelaufen, als er erschossen worden | |
sei. | |
Polizeichef Putney Kerr lehnte eine Freigabe des Videos mit dem Argument | |
ab, dass dies die die laufenden Ermittlungen untergraben würde. Das | |
Material werde publik gemacht, wenn er einen „zwingenden Grund“ dafür sehe, | |
sagte er. | |
Nach Bekanntwerden des Falls waren Proteste in Gewalt ausgeartet. Am | |
Mittwochabend wurde ein 26-Jähriger bei einer Demonstration nahe einem | |
Hotel im Zentrum von Charlotte angeschossen. Tags darauf sei er seinen | |
Verletzungen erlegen, teilten die Behörden mit. Stadtvertreter erklärten, | |
die Polizei habe nicht auf den Mann gefeuert und fahnde nach dem Schützen. | |
Um weitere Ausschreitungen im Keim zu ersticken, verhängte Bürgermeisterin | |
Jennifer Roberts dann eine nächtliche Ausgangssperre. Die Maßnahme sollte | |
von Mitternacht an sechs Stunden lang gelten. Hunderte Demonstranten | |
widersetzten sich dieser und blieben auch in der Nacht zu Freitag um | |
Mitternacht auf den Straßen des Stadtzentrums. Kurz vor Inkrafttreten der | |
Ausgangssperre gab es bereits erneut Zusammenstöße zwischen Polizisten und | |
Demonstranten, in deren Verlauf die Sicherheitskräfte Tränengas einsetzten. | |
Mehrere hundert Protestteilnehmer hatten eine wichtige Stadtautobahn in der | |
Nähe des Stadions von Charlotte blockiert. Einige der Demonstranten legten | |
sich auf dem Asphalt nieder. Die Kundgebungsteilnehmer flohen, nachdem die | |
Polizei Tränengas einsetzte. | |
Später blockierten die Demonstranten vorübergehend eine Kreuzung und | |
skandierten unter anderem „Gebt das Video frei“. Sicherheitskräfte waren | |
mit massivem Aufgebot vor Ort, griffen zunächst aber nicht ein. | |
Charlotte gehört nun zu einer Reihe von US-Städten, die von Protesten gegen | |
Polizeigewalt gegen Schwarze erschüttert werden. Ähnliche Fälle, bei denen | |
Schwarze von Beamten getötet wurden, gab es in Baltimore, Milwaukee, | |
Chicago, New York und Ferguson. Erst am Donnerstag leitete die | |
Staatsanwaltschaft in Tulsa im Staat Oklahoma ein Strafverfahren wegen | |
Totschlags gegen eine weiße Polizistin ein, die vergangene Woche einen | |
unbewaffneten Schwarzen erschoss. | |
23 Sep 2016 | |
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