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# taz.de -- Grüne US-Präsidentschaftskandidatin: Sprühen mit Dr. Jill
> Sie besprühte einen Bulldozer, jetzt hat sie eine Anzeige am Hals: Jill
> Stein, Kandidatin der Green Party für die US-Wahl. Ein cleverer PR-Gag.
Bild: Sprüht in Rot: Green-Party-Kandidatin Jill Stein
Etwas ungelenk wirkt es, wie die grauhaarige Stirnbandträgerin mit der
roten Farbdose herumhantiert. In bedächtigen Abständen zischt es aus der
Flasche heraus, als die kniende Frau das Stahlschild des Bulldozers
besprüht. Am Ende steht dort: „I approve this message“. Die Frau ist Jill
Stein, US-Präsidentschaftskandidatin der Grünen. Jetzt wurde sie angezeigt.
Stein muss sich wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung verantworten.
Die Behörden im Staat North Dakota leiteten am Mittwoch Ermittlungen gegen
die Politikerin ein, nachdem sie [1][beim unerlaubten Verzieren des
Bulldozers gefilmt worden war]. Stein solidarisiert sich mit dem Stamm der
Sioux, der seit Monaten gegen das Bauprojekt protestiert.
Der Polizei im Bezirk Morton zufolge verschaffte sich Stein gemeinsam mit
Ajamu Baraka, dem Vizepräsidentschaftskandidat der Grünen, und rund 200
weiteren Demonstranten am Dienstag Zugang zu dem Gelände, auf dem die
Bulldozer standen. Dort hätten sie Eigentum zerstört, einige Protestierende
hätten Messer bei sich gehabt und Masken getragen. Bauarbeiter waren zu dem
Zeitpunkt nicht anwesend.
Ein Schelm sei, wer vermutet, die Politikerin habe das mediale Echo
erwartet oder gar geplant. Gleich mehrmals postete sie auf ihrem
Twitter-Konto [2][ein Bild, das sie beim Besprühen der Baumaschine zeigt].
Dazu schrieb sie: „Die Dakota Access Pipeline ist Vandalismus auf
Steroiden“ und „Ich hoffe, die Behörden von North Dakota ermitteln gegen
die wahren Zerstörer“. Stein kommt laut Umfragen derzeit US-weit auf 3,3
Prozent der Wählerstimmen.
Besonders interessant ist, was Stein auf den Bulldozer sprühte. „I approve
this message“ ist in US-amerikanischen Wahlkämpfen ein Satz, der als eine
Art Authentifizierung am Ende von Wahlwerbespots der betreffenden
PolitikerInnen eingefügt wird. Dementsprechend kann Steins Aktion auch als
Verweis auf die von ihr kritisierten, institutionalisierten Abläufe vor der
US-Wahl im November gesehen werden. [3][Sie hält es für undemokratisch],
dass sie und der Kandidat der libertären Partei, Gary Johnson, nicht zu den
Fernsehdebatten mit Hillary Clinton und Donald Trump eingeladen werden.
Hierüber äußerte Stein nicht zum ersten Mal ihren Unmut: [4][2012 wurde sie
festgenommen], als sie versuchte, an einer offiziellen
Präsidentschaftsdebatte teilzunehmen – damals waren sie und zwei weitere
Kandidaten ebenfalls übergangen worden.
So augenfällig es ist, dass Stein den Protest der Sioux für ihre eigenen
Zwecke nutzt, so willkommen ist die dadurch erzeugte öffentliche
Aufmerksamkeit in diesem Fall für die Native Americans. Die geplante
Pipeline soll 1900 Kilometer lang sein und außer durch North Dakota durch
drei weitere US-Staaten führen. Da sie unter dem Missouri River gebaut
werden soll, sehen die Sioux ihre Wasserversorgung bedroht. Zudem wurden
durch die Bauarbeiten bereits mehrere ihrer heiligen Stätten zerstört.
Weitere sind bedroht. Mitglieder anderer Stämme solidarisierten sich mit
den Sioux und campieren seit Monaten in der Region.
Sprüh-Talent Stein drohen laut Polizei nun maximal 30 Tage Gefängnis oder
eine Geldstrafe oder beides.
8 Sep 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=k8FSKJzcfEM
[2] https://twitter.com/drjillstein?lang=de
[3] https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/sep/06/jill-stein-presidenti…
[4] http://abcnews.go.com/blogs/politics/2012/10/green-party-candidates-arreste…
## AUTOREN
Yannick Ramsel
## TAGS
Jill Stein
Sioux
US-Wahl 2024
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Ureinwohner
USA
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