# taz.de -- Entscheidung über Open-Air-Feste: Feierlaune auf dem Prüfstand | |
> Das im März erlassene Gesetz zur Regelung von Freiluftpartys läuft nur | |
> auf Probe. Im Dezember wird über die Verlängerung entschieden. | |
Bild: Nicht gerade spontan, aber auch draußen und schon lange legal: Die Bremi… | |
BREMEN taz | Mit dem „Ortsgesetz über nicht kommerzielle spontane | |
Freiluftpartys“ hat Bremen dieses Jahr Partys unter freiem Himmel erlaubt. | |
Mit Auflagen: Die Party muss beim Stadtamt gemeldet werden, es dürfen nicht | |
mehr als 300 Leute feiern und der Ort darf nicht offiziell angekündigt | |
werden. Auch dürfen diese Partys nur auf bestimmten Flächen stattfinden und | |
keinen kommerziellen Nutzen haben. | |
Das klingt zunächst nach einem Sieg der Feiernden über die bisherigen | |
Verbote. Nachdem zahlreiche Feiern von der Polizei aufgelöst wurden, | |
demonstrierten Anhänger der Freiluftpartys für mehr Freiräume und Akzeptanz | |
– die Bürgerschaft reagierte mit dem neuen Ortsgesetz. | |
## Nur acht Anträge wurden abgelehnt | |
Seitdem wurden beim Stadtamt 37 Partys angemeldet, 27 davon bestätigt – | |
zwei Anträge wurden zurückgezogen und acht abgelehnt, weil die Flächen | |
ungeeignet seien. Demnach fand ungefähr wöchentlich ein Open Air statt. Das | |
wundert Hendrik von den „Weserbagaludn“ nicht: „In Bremen gibt es viele | |
Fans der Freiluftpartys – das zeigt auch schon die Breminale.“ Das Gesetz | |
bezieht sich zwar auf andere Open Airs, aber draußen zu feiern, sei nun mal | |
beliebt. | |
Das Gesetz sei ein Fortschritt, sagt das Traumfänger Kollektiv. Jedoch | |
seien die Auflagen vom Stadtamt schwer umzusetzen. Besonders da die | |
Anmeldung zwar offiziell bis zu 48 Stunden vorher eingereicht werden kann, | |
die Bearbeitung aber effektiv vier bis fünf Tage dauerten. Wer sich beeile, | |
bekomme trotzdem oft erst einen Tag vor Veranstaltungsbeginn die Zusage. | |
Die Auflage, Klos für die Gäste zur Verfügung zu stellen, sei damit quasi | |
unmöglich: „Jeder Dixiklo-Anbieter in Bremen braucht mindestens zwei Tage | |
Vorlaufzeit“, sagt das Traumfänger Kollektiv. Spontan ist da nicht mehr | |
viel. | |
Auch seien die möglichen Flächen sehr begrenzt und einige Sperrungen nicht | |
nachvollziehbar. Beispielsweise ist der Bereich um die Stephanie-Brücke | |
aufgrund von Bauarbeiten nicht freigegeben – obwohl diese schon vor drei | |
Monaten beendet wären. Trotzdem wünscht sich das Kollektiv einen | |
Fortbestand des Gesetzes, da „es in jedem Fall viel weniger Ärger gibt, | |
auch mit den Anwohnern“. | |
## Störende Auflagen | |
Richart Raven, ebenfalls Organisator von Freiluftpartys, stimmt dem nicht | |
zu. Er ist von dem Gesetz enttäuscht: „Ich dachte Bremen würde eine | |
Vorreiterrolle einnehmen – aber das ist alles mehr Schein als Sein!“ Die | |
Auflagen stören ihn, vor allem fühlt er sich vieler Freiheiten beraubt. Vor | |
dem Gesetz sei mal geduldet worden, mal nicht, aber insgesamt hätte man | |
mehr Möglichkeiten gehabt. Für ihn gehört zum Freiluftfeiern ein | |
„Freiheitsgefühl, was man nicht beantragen kann“. Das gebe es nun nicht | |
mehr. | |
Aber: „Man muss keine Angst mehr haben, dass die Party eh um 22 Uhr geräumt | |
wird“, sagt Hendrik von den „Weserbagaludn“. Mit dem Gesetz könne man | |
besser planen und es gebe den Veranstaltungen einen vernünftigen Rahmen – | |
damit stehe man auch den Anwohnern gegenüber besser da. | |
Die Polizei hat bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht und teilt mit, | |
dass Freiluftpartys „in den vergangenen Monaten größtenteils | |
unproblematisch und störungsfrei verliefen“. Es sei zu keinen nennenswerten | |
Beschwerden gekommen und die Auflagen des Stadtamts seien bis auf wenige | |
Ausnahmen eingehalten worden. | |
Das Stadtamt selbst ist mit Äußerungen zu dem Gesetz sehr vorsichtig, | |
solange noch nicht der abschließende Bericht vorliegt. Diese offizielle | |
Evaluation wird Ende des Jahres erwartet. | |
20 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Pia Siber | |
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