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# taz.de -- Psychologie in Bremen: Auf den Kopf gestellt
> Eigentlich sollte der Studiengang Psychologie in Bremen auslaufen. Nun
> wird er neu aufgestellt. Die inhaltliche Ausrichtung steht noch nicht
> fest
Bild: Auch angehende PsychologInnen können sich mal verloren fühlen.
Bremen taz | Anstatt den Studiengang Psychologie abzusägen, stellt die Uni
Bremen das Fach ganz neu auf. Im Wissenschaftsplan 2020 stand der
Studiengang noch auf der Kippe, der Wissenschaftssenat war mit der
Ausrichtung nicht mehr zufrieden und forderte eine Umstrukturierung. Auch
wegen des Durchschnittsalters der ProfessorInnen sah der Senat im
Studiengang eine gute Möglichkeit zum Sparen: Fast alle Professuren laufen
bis 2020 altersbedingt aus.
Von den sieben ProfessorInnen bleibt nur der Neuropsychologe Manfred
Herrmann, die übrigen Stellen werden international ausgeschrieben. „Ich bin
57 und momentan der jüngste Professor im Fach Psychologie“, sagt Herrmann.
Dieser Generationswechsel sei daher begrüßenswert. Die Berufung neuer
ProfesorInnen sei ein langer Prozess, aber spätestens zum Wintersemester
2017/18 sollen alle Stellen besetzt sein, so Uni-Rektor Bernd
Scholz-Reiter.
Von diesem natürlichen Generationswechsel betroffen ist auch das
Professoren-Ehepaar, gegen welches wegen des Verdachts auf Betrug und
Steuerhinterziehung ermittelt wird (Radio Bremen berichtete). In ihrer
Kinder- und Jugendambulanz soll unter ihrer Leitung Abrechnungsbetrug mit
den Krankenkassen betrieben worden sein. Die Ambulanz wurde 2014
geschlossen.
Wie die Staatsanwaltschaft Bremen auf Nachfrage mitteilte, dauern die
Ermittlungen an. In diesem Jahr kamen ihre Namen in den Panama-Papers vor,
sie sollen hinter einer Briefkasten-Firma in Panama City stecken. Die
Staatsanwaltschaft Stade ermittelt nun wegen Steuerhinterziehung. Auch
diese Ermittlungen dauern an, sagt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas auf
Nachfrage: „Wir haben umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt, das nimmt
einige Zeit in Anspruch.“
Neben einem Bachelor wird es einen psychologischen Master mit dem
Schwerpunkt auf Klinischer Psychologie und Psychotherapie geben. Daneben
soll es Kooperationen mit anderen Fachbereichen für zwei weitere Master
geben. Diese sollen Schwerpunkte jeweils im Bereich Medien und Gesellschaft
haben.
Die Ausrichtung dieser Master stehe noch nicht fest: „Es ist so breit, dass
wir uns nicht im Vorfeld festlegen wollen“, sagt Scholz-Reiter. Die neuen
ProfessorInnen sollen diese gestalten. „Ihre Kompetenzen und Interessen
spielen da eine Rolle“, sagt er.
Studierende in einem der aktuellen Master wie Wirtschaftspsychologie oder
Neurowissenschaften sollen von der Umstrukturierung jedoch nicht betroffen
sein. „Die jetzigen Master werden zu Ende geführt. KeinE StudierendE muss
sich Sorgen machen“, sagt Scholz-Reiter.
Der Studiengang sei wegen der gesellschaftlichen Relevanz und der hohen
Nachfrage sehr wichtig für die Uni, so Scholz-Reiter. „Dieses Jahr kamen
5.000 Bewerbungen auf 132 Plätze“, sagt er, „Psychologie ist nicht nur in
Bremen, sondern europaweit eines der begehrtesten Fächer.“
Der Bund übernimmt seit 2015 die BAFöG-Kosten der Länder komplett, wodurch
Bremen mehr Geld hatte, welches zum Teil in die Uni gesteckt wurde. Dass
der Studiengang nicht geschlossen wird, liege für Scholz-Reiter aber auch
am Protest: „Studierende, MitarbeiterInnen, der akademische Senat und das
Rektorat wollten die Schließung nicht“, sagt er.
Ganz ohne Kürzungen geht es an der Uni jedoch nicht: Das renommierte
Zentrum für Humangenetik soll geschlossen werden. Das Zentrum für
europäische Rechtspolitik, welches im letzten Jahr von der Schließung
bedroht war, darf bleiben.
15 Sep 2016
## AUTOREN
Sebastian Krüger
## TAGS
Psychologie
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Wissenschaft
Uni Bremen
Inklusion
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