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# taz.de -- Physikerin auf simulierter Marsmission: Marsianerin auf Hawaii
> Vom verstauchten Knie bis hin zum Ausfall der Luftversorgung: Christiane
> Heinicke hat 365 Tage unter Mars-Bedingungen gelebt.
Bild: Ein Jahr lang hat Heinecke auf einem Vulkan wie auf dem Mars gelebt
Sie hatte sich darauf gefreut, ihre Haare wieder „knall-lila“ zu färben,
Obst zu essen, „bis es ihr aus den Ohren rauskommt“, und durch den Regen zu
laufen, ohne einen Kurzschluss in ihrer Kleidung fürchten zu müssen.
Christiane Heinickes Wünsche dürften bald in Erfüllung gehen: Am Samstag
hatte sie nach 365 Tagen bei simulierten Bedingungen wie auf dem Mars
wieder festen Boden unter den Füßen – den die 30-Jährige aus Sachsen-Anhalt
und ihre fünf BegleiterInnen allerdings nie wirklich verlassen hatten; sie
befanden sich immer am Fuße des Vulkans Mauna Loa auf Hawaii.
Die Lebensbedingungen auf dem Mars sollten bei dem Projekt der
US-Weltraumbehörde Nasa und der Universität Hawaii möglichst authentisch
sein. Das bedeutete begrenzten Ressourcenverbrauch und das Vermeiden von
Konflikten auf engstem Raum. Um Spannungen zu vermeiden, hatte jedes
Mitglied der Crew in der Isolation seinen eigenen Forschungsbereich.
Heinicke, die Geophysikerin ist, war für die Gewinnung von Wasser aus
Lavagestein zuständig. „Man kann wirklich Wasser aus dem Boden bekommen,
der trocken zu sein scheint“, sagte sie nach ihrer Rückkehr. „Es würde auf
dem Mars funktionieren.“
## Ausfall der Luftversorgung
Streitereien ließen sich trotzdem nicht ganz umgehen. In ihrem Blog
berichtet die Forscherin von Spannungen und Highlights. Ihr persönlicher
Höhepunkt war das Verlassen des Habitats – natürlich nur mit Raumanzug. Das
passierte etwa zwei- bis dreimal pro Woche. Dann wurden Karten erstellt,
Lavakanäle vermessen und Gesteinsdichten bestimmt. Manchmal erkundeten die
ForscherInnen auch das umliegende Gebiet auf einem Bewegungsradius von zwei
Kilometern. Was wenig scheine, sei gar nicht so wenig gewesen, so Heinicke.
Das Vorankommen in den Anzügen auf dem Lavagestein sei nicht einfach.
Genau das machte den Reiz für sie aus: „Eine willkommene Abwechslung vom
vorhersehbaren Tagesablauf im immer gleichen weißen Kuppelzelt.“ Die
Aufregung reichte vom verstauchten Knie bis hin zum Ausfall der
Luftversorgung.
Kein Wunder, dass sie sich danach sehnte, nicht mehr am Laufband Schlange
stehen zu müssen, um genügend Bewegung zu bekommen, sondern wieder im
T-Shirt durch die Gegend zu laufen. Dem Ende des Experiments sah sie
dennoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Das Leben in der Simulation habe
auch Vorteile: nicht für Strom und Miete zahlen, kein Verkehrslärm und
farbenfrohe Sonnenuntergänge an 300 Tagen im Jahr. Selbst an die „manchmal
nervtötenden Mitbewohner“ habe sie sich gewöhnt.
29 Aug 2016
## AUTOREN
Clara Heinrich
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