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# taz.de -- Asbest-Skandal in Bremerhaven: Das vergessene Gutachten
> Trotz vorliegendem Gutachten: Die Landeseigene
> Fischereihafen-Betriebsgesellschaft schickte Mitarbeiter und Azubis in
> Bremerhaven ungeschützt auf giftige Mission.
Bild: Bei den Abrissarbeiten in Bremerhaven gab es weder in Form solcher Schild…
BREMEN taz | Die Bürgerschaftsfraktion der Grünen will in der nächsten
Sitzung der Deputation für Arbeit und des Landeshafenausschusses Antworten
auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass trotz festgestellter
Asbestbelastung Handwerker der landeseigenen
Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) ungeschützt Abrissarbeiten
durchgeführt haben.
Wie letzte Woche bekannt wurde, sind Anfang des Jahres etwa 20
FBG-Mitarbeiter bei Abrissarbeiten mit dem hochgiftigen Baustoff Asbest in
Berührung gekommen – ohne es zu wissen und folglich auch ohne
entsprechenden Arbeitsschutz.
Von Anfang Januar bis Ende Februar waren Handwerker und Auszubildende der
FBG damit beschäftigt, die alte Unternehmenszentrale der Nordsee GmbH in
der Klußmannstraße zunächst zu entrümpeln und dann abzureißen. Die
Restaurantkette war zuvor in einen Neubau am Fischereihafen umgezogen. Die
FBG, zuständig für die landeseigenen Liegenschaften am Hafen, entschied
sich daraufhin für einen Abriss in Eigenregie.
Dabei liegt der Gesellschaft schon seit April 2015 ein Gutachten vor, das
die Asbestbelastung des alten Gebäudes dokumentiert. Wie die
Geschäftsführerin der FBG Petra Neykov gegenüber Radio Bremen erklärte,
würden solche Gutachten standardmäßig in Auftrag gegeben, um Art und Umfang
der geplanten Bauarbeiten abschätzen zu können.
Warum allerdings aus dem seit Monaten vorliegenden Gutachten keine
Konsequenzen gezogen wurden und trotz der Gesundheitsgefahr keine Fachfirma
mit dem Abriss beauftragt wurde, bleibt unklar. Bei der FBG will man sich
zu dem gesamten Themenkomplex nicht mehr äußern und verweist auf das
inzwischen eingeleitete Verfahren der Staatsanwaltschaft. Die ermittelt in
alle Richtungen, als mögliche Straftatbestände kommt Körperverletzung
ebenso in Betracht wie ein Verstoß gegen das Chemikalien-Gesetz.
Inzwischen sollen alle betroffenen Mitarbeiter, darunter sechs
Auszubildende, medizinisch untersucht worden sein
Die Bremerhavener Abgeordnete Sülmez Dogan fordert zur nächsten Deputation
für Arbeit und des Landeshafenausschusses von der FBG einen Bericht: „Da
sind so viele offene Fragen. Und einfach zu sagen, wir haben das Gutachten
vergessen, klingt nicht sehr glaubwürdig.“ Die Abgeordnete, die auch
Sprecherin für Häfen, Schifffahrt und Fischerei ist, will außerdem das
direkte Gespräch mit Geschäftsführerin Petra Neykov suchen. „Was dort
passiert ist, kann man nur als grob fahrlässig bezeichnen. Das ist doch
unverantwortlich, wie da mit den Mitarbeitern umgegangen wurde!“
Asbest führt zur Lungenkrankheit Asbestose und schließlich auch zu
Lungenkrebs. Da die durch das Einatmen von Asbestfasern und -staub
ausgelösten Krankheiten eine jahrzentelange Inkubationszeit haben können,
müssen die betroffenen Mitarbeiter künftig alle drei Jahre medizinisch
untersucht werden. „Das alles ist wirklich skandalös“, sagt Sülmez Dogan,
„und für die Betroffenen ist das auch eine große psychische Belastung.“
.
4 Sep 2016
## AUTOREN
Karolina Meyer-Schilf
## TAGS
Bremerhaven
Asbest
Grüne Bremen
CDU Bremen
Asbest
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