| # taz.de -- Kommentar Timbuktu-Prozess Den Haag: Kulturzerstörung = Kriegsverb… | |
| > Das Verfahren muss Präzedenzcharakter haben. Es sollte den Rest der Welt | |
| > an all die Verbrechen erinnern, die ungesühnt bleiben. | |
| Bild: Ahmad al-Mahdi vor Gericht in Den Haag | |
| Der Timbuktu-Prozess gegen den Malier Ahmad al-Mahdi vor dem | |
| Internationalen Strafgerichtshof (ICC) schreibt Geschichte. Erstmals | |
| erkennt die internationale Justiz Kulturzerstörung als Kriegsverbrechen an. | |
| Indem die Richter in Den Haag die entsprechende Anklage zur | |
| Hauptverhandlung zuließen, haben sie das unabhängig vom Urteil – bei dem es | |
| um das Ausmaß der Schuld des einzigen Angeklagten geht – bereits | |
| festgelegt. | |
| Das müsste eigentlich Präzedenzcharakter haben. Die Zerstörung der | |
| Buddha-Statuen von Bamiyan in Afghanistan durch die Taliban, das Wüten des | |
| „Islamischen Staates“ in Palmyra in Syrien – es gibt viele Fälle der | |
| mutwilligen Vernichtung von Kulturerbe, die vor Gericht gehören. Die | |
| Mausoleen von Timbuktu gehören keineswegs zu den einzigartigsten | |
| Kulturgütern der Welt, aber die Zielsetzung hinter ihrer Zerstörung durch | |
| Islamisten ist eine universelle, die nicht länger straflos bleiben darf. | |
| Allerdings wird dies nie geschehen, denn für Syrien ist der ICC nicht | |
| zuständig, weil Syrien kein Mitglied ist und der UN-Sicherheitsrat nicht | |
| tätig werden wird. Dabei ist der Artikel des ICC-Statuts, der jetzt im | |
| Timbuktu-Prozess zur Anwendung kommt, wie geschaffen zur Aufarbeitung des | |
| syrischen Krieges. Er verbietet „vorsätzliche Angriffe auf Gebäude, die dem | |
| Gottesdienst, der Erziehung, der Kunst, der Wissenschaft oder der | |
| Wohltätigkeit gewidmet sind, auf geschichtliche Denkmäler, Krankenhäuser | |
| und Sammelplätze für Kranke und Verwundete“. Also genau all das, was die | |
| Assad-Regierung seit Jahren tut. | |
| Die Prozesse des Internationalen Strafgerichtshofs werden oft dafür | |
| kritisiert, dass sie lediglich gegen Afrikaner geführt werden. Das ist | |
| korrekt, bedeutet aber umgekehrt, dass Afrika zum Vorreiter wird bei der | |
| internationalen Ahndung von Kriegsverbrechen. Das Timbuktu-Verfahren sollte | |
| den Rest der Welt an all die anderen Verbrechen erinnern, die ungesühnt | |
| bleiben – nicht nur im kulturellen Bereich. | |
| 22 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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