| # taz.de -- Kommentar Zivilschutzkonzept: Alkohol und Apokalypse | |
| > Die Zeit, in der wir uns existenzielle Krisen im eigenen Land nicht | |
| > vorstellen konnten, scheint vorbei zu sein. Was macht dieser Zustand mit | |
| > uns? | |
| Bild: Am Ende bleibt nur noch der Schnaps | |
| Manche posten bei Twitter [1][GIFs von süßen Hamstern], die sich Möhrchen | |
| in den Mund schieben. Einer schlägt „Lichtnahrung“ zum Überleben vor, | |
| besseres Karma inklusive. Ein anderer rechnet nach: 6 Weizenbier = 1 | |
| Mahlzeit, also ergeben 90 Biere 5 Tage Vorrat. Alkohol und Apokalypse, | |
| genau mein Humor. | |
| Die Bundesregierung befasst sich am Mittwoch mit einem überarbeiteten | |
| Zivilschutzkonzept, das dazu rät, sich für einen Katastrophenfall besser | |
| vorzubereiten. Das nimmt in der Netzöffentlichkeit niemand ernst. Bunker | |
| und Vorrat gab’s im Kalten Krieg. Die „Prepper“, also Leute, die in ihrem | |
| Privatbunker Konserven sammeln, waren bisher vor allem die Verrückten am | |
| Rande, über die hier und da mal geschrieben wurde. | |
| Aber jetzt sollen wir uns alle vorbereiten. Wie albern! Und vor allem: | |
| Wohin mit dem Zeug? Vorratskeller, das hatten die Großeltern, das haben | |
| vielleicht noch die Eltern, aber ganz sicher ist die Kammer in der Berliner | |
| Altbauwohnung längst zu einem Schlafplatz für Airbnb-Gäste umfunktioniert | |
| worden. | |
| Jetzt soll da also wieder Trinkwasser und Dosenfutter rein. Warum gerade | |
| jetzt? Parallel zu der „Konzeption zivile Verteidigung“ wurde auch das | |
| Weißbuch zur Sicherheitspolitik überarbeitet, das unter anderem | |
| Bundeswehreinsätze im Inneren vorsieht. Steht der Krieg also vor der | |
| eigenen Haustür? Und müssen wir uns deshalb darauf vorbereiten, diese nicht | |
| mehr öffnen zu können? | |
| Die Zeit, in der wir uns existenzielle Krisen im eigenen Land nicht | |
| vorstellen konnten, scheint vorbei zu sein. Die Zahl der Anträge auf | |
| Waffenscheine geht nach oben. Jetzt auch bald der Verkauf von | |
| Mineralwasser. Übertrieben! Andererseits: Beim Amoklauf in München waren | |
| die Bewohner_innen einige Stunden angehalten, ihre Wohnungen nicht zu | |
| verlassen. Ein paar Stunden – so schnell kann es gehen. Ausnahmezustand. | |
| Und dann? | |
| Besonders gefährdet seien wir durch Computerviren oder Sabotage, heißt es. | |
| Ja, genau. Wenn ich mir gerade vorstelle, dass ich plötzlich nicht mehr auf | |
| mein Bankkonto zugreifen könnte, würden mich meine derzeit 2,95 Euro in der | |
| Geldbörse nicht einmal über den restlichen Tag retten. Würde aus meinem | |
| Wasserhahn kein Tropfen mehr fließen, säße ich sofort auf dem Trockenen. | |
| Bis auf ein paar Schnäpse. Die kann ich dann allerdings sehr gut | |
| gebrauchen. Prost! | |
| 22 Aug 2016 | |
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| [1] https://twitter.com/ANmitJa/status/767324016076058624 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gottschalk | |
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