Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ermittlungen zum Anschlag von Nizza: Drei Festnahmen, eine Freilass…
> Die französischen Sicherheitskräfte fahnden weiter nach Komplizen des
> Attentäters. Beweise für eine Beziehung zwischen ihm und der Terrormiliz
> IS fehlen weiterhin.
Bild: Weiter auf der Suche nach möglichen Komplizen: die französischen Sicher…
Nizza dpa/afp | Bei den Ermittlungen zum tödlichen Lastwagenattentat in
Nizza sind am Sonntag drei weitere Personen festgenommen worden. Unter
ihnen seien eine Frau und ein Mann, verlautete aus Kreisen der
Staatsanwaltschaft. Sie wurden nach Beamtenangaben verdächtigt, dem
mutmaßlichen Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel geholfen zu haben, an
eine Schusswaffe zu kommen, die in dem Lkw gefunden wurde. Bei dem dritten
Verdächtigen soll es sich um einen 37-Jährigen aus dem Umfeld des
mutmaßlichen Täters handeln.
Eine weitere der nach dem Anschlag von Nizza festgenommenen Personen aus
dem Umfeld des 31-jährigen Tunesiers Mohamed Lahouaiej-Bouhlel ist indes
wieder auf freiem Fuß. In einem Fall sei der Polizeigewahrsam aufgehoben
worden, hieß es am Montagmorgen aus Pariser Justizkreisen. Sechs weitere
Personen seien noch in Gewahrsam. Bereits am Sonntag war bekanntgeworden,
dass die zunächst ebenfalls vorläufig festgenommene Ex-Frau des 31-Jährigen
wieder freigelassen wurde.
Die Behörden versuchen zu klären, ob Bouhlel ein islamischer Extremist war.
Er soll am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen absichtlich
in eine Menschenmenge gerast sein und 84 Menschen getötet haben. Mehr als
200 wurden verletzt. Unter den Toten waren auch drei Deutsche, zwei Schüler
und eine Lehrerin aus Berlin. Der 31-jährige Bouhlel wurde von der Polizei
getötet.
Der französische Premierminister Manuel Valls hält es für möglich, dass die
Terrormiliz Islamischer Staat hinter dem Anschlag steckt. Valls sagte, die
Behörden wüssten inzwischen, dass sich der Täter „sehr schnell“
radikalisiert habe. Der IS ermutige Menschen, die den Geheimdiensten
unbekannt seien, zu Anschlägen, sagte Valls in einem Interview der Zeitung
Journal du Dimanche. „Das ist bei dem Nizza-Attentat zweifellos der Fall.“
18 Menschen schweben noch in Lebensgefahr
Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, die Vorgehensweise entspreche
vollständig den Aufrufen des Islamischen Staates. „Man kann nicht
ausschließen, dass eine aus dem Gleichgewicht gebrachte und sehr
gewalttätige Einzelperson – und es scheint, dass seine Psyche diese
Charakterzüge zeigt – sich in einer schnellen Radikalisierung an dieses
absolut grauenvolle Verbrechen gemacht hat.“
Am Samstag hatte sich der IS zum Anschlag bekannt und erklärt, der
Attentäter sei ein IS-Soldat gewesen. Allerdings haben weder die
französische Regierung noch der IS selbst bislang Beweise für eine
Beziehung zwischen der Terrormiliz und Bouhlel geliefert.
18 bei dem Attentat verletzte Menschen schwebten am Sonntag noch in
Lebensgefahr, darunter ein Kind, wie Gesundheitsministerin Marisol Touraine
sagte. Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft waren bis Sonntag erst
35 Leichen endgültig identifiziert.
Derzeit prüfen Ermittler vor allem, ob Bouhlel alleine handelte oder
Komplizen hatte. Bouhlels getrennt lebende Ehefrau, die Mutter seiner drei
Kinder, wurde nach Befragungen am Sonntag wieder freigelassen. Sie hatte
nach Angaben ihres Anwalts Jean-Yves Garino keinen Kontakt mehr zu Bouhlel.
Die Frau sei von ihrem Ehemann körperlich misshandelt worden und habe ihn
aus dem Haus geworfen, sagte Garino dem Sender BFM-TV.
## Papst Franziskus bittet Gott um Beistand
Bouhlel stammte aus Tunesien und lebte jahrelang in Nizza. Verwandte hatten
gesagt, es habe keine Anzeichen gegeben, dass er radikalisiert gewesen sein
könnte. Auch Ermittler betonten, Verbindungen des Mannes zu Extremisten
seien nicht bekannt.
Papst Franziskus sagte am Sonntag in Rom, er fühle sich den Familien und
ganz Frankreich nahe, die nun den Verlust von Menschenleben betrauern,
„sogar von vielen Kindern“. Er bat Gott um Beistand für die Verletzten und
Angehörigen und darum, weitere Terrorpläne zu vereiteln, „damit kein Mann
es mehr wagt, noch mehr Blut seines Bruders zu vergießen“.
Es war der dritte Anschlag in Frankreich nach den islamistischen
Terrorangriffen im Januar und November 2015 mit zusammen 147 Toten. Für den
Anschlag von Paris im November 2015 mit 130 Toten hatte der IS die
Verantwortung übernommen. Zu dem Überfall auf die Satirezeitung „Charlie
Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015 mit 17 Toten bekannte
sich Al-Kaida.
18 Jul 2016
## TAGS
Nizza
Attentat
„Islamischer Staat“ (IS)
Schwerpunkt Frankreich
Islamismus
Nizza
Nizza
Nizza
„Islamischer Staat“ (IS)
## ARTIKEL ZUM THEMA
Pariser Staatsanwalt legt Bericht vor: Kurz vor dem Anschlag radikalisiert
Vier Tage nach dem verheerenden Anschlag in Nizza mit 84 Ermordeten werden
weitere Hintergründe über den mutmaßlichen Attentäter bekannt.
Debatte Massenmord in Nizza: Ein Gebot der Vernunft
Auch nach dem Anschlag von Nizza beginnt wieder die reflexhafte Suche nach
rationalen Erklärungen. Aber was, wenn es die nicht gibt?
Wochenvorschau Berlin: Trauer um in Nizza Getötete
Die Trauer um die drei Berlinerinnen, die bei dem Attentat in Nizza
vermutlich ums Leben gekommen sind, überschattet den Beginn der
Sommerferien.
Attentäter von Nizza: „Ein übler Typ“, aber kein Religiöser
Zum Täterprofil des Attentäters von Nizza bleiben viele Fragen offen. Doch
die Regierung spricht von einer „schnellen Radikalisierung“.
Nach dem Anschlag von Nizza: Angeblich seit kurzem radikalisiert
Zwei weitere Personen wurden festgenommen. Der Attentäter hat den Tatort
vorher ausgekundschaftet. Frankreich mobilisiert für den Reservedienst.
Ermittlungen dem Anschlag von Nizza: Der IS beansprucht die Tat für sich
Vier Personen wurden von französischen Ermittlern festgenommen. Sie sehen
noch keine Verbindungen zum Islamismus. Der IS lässt anderes verlautbaren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.