| # taz.de -- Aktion gegen Homosexuelle in Uganda: Polizei sprengt Pride | |
| > Ein lesbisch-schwuler Schönheitswettbewerb wird von der Polizei | |
| > zerschlagen. Bei den Gästen der Gay-Pride-Veranstaltung bricht Panik aus. | |
| Bild: Besser anonym: Homosexuellen-AktivistInnen in Uganda | |
| Kampala taz | Die Party war in vollen Gange. Auf dem Laufsteg im | |
| schummrigen Nachtclub stelzten Transvestiten in traditionellen ugandischen | |
| Frauenkleidern – die erste Runde im lesbisch-schwulen Schönheitswettbewerb | |
| „Mr & Miss Pride“ –, als Polizisten das Gebäude stürmten. | |
| Der Venom-Nachtclub, in welchem die Privatparty am Donnerstagabend | |
| stattfand, liegt in Kabalagala, dem Rotlichtviertel der ugandischen | |
| Hauptstadt Kampala. Die Party lief im Rahmen der Gay Pride. Doch | |
| Homosexualität zu fördern oder gar zu feiern ist in Uganda illegal. Das | |
| Thema wird im Land seit Jahren heftig debattiert. Ein von einem | |
| christlichen Parlamentarier eingebrachtes „Anti-Homosexuellen-Gesetz“ sah | |
| in einem ersten Entwurf die Todesstrafe vor, bevor es 2013 in | |
| abgeschwächter Form verabschiedet wurde. | |
| „Die Polizisten warfen uns vor, wir würden hier eine Schwulenhochzeit | |
| feiern und das sei illegal“, berichtet Pepe Onezima vom Lesben-und- | |
| Schwulen-Verband Ugandas (SMUG). Die ganze Woche lang hat SMUG Aktionen in | |
| Kampala geplant, „um zu feiern, wer wir sind“, wie er erklärt. Aber auch um | |
| wieder neues Bewusstsein zu schaffen: „Ich bin wirklich wütend und so | |
| traurig, denn wir haben zehn Jahre lang daran gearbeitet, die Einstellung | |
| gegen uns in Uganda zu ändern“, sagt er. Es sei nicht das erste Mal, dass | |
| er festgenommen wurde, doch: „Wie die Polizei mit uns umging, beweist, dass | |
| es so viel Hass gibt.“ | |
| Mit einer kleinen Einheit stürmte die Polizei den Nachtclub und schien dann | |
| überrascht über die Anzahl der Partygäste, die sie vorfand – bis zu 500, so | |
| die Schätzung einiger Teilnehmer. Es brach Chaos und Panik aus. Die | |
| Polizisten nahmen erst einmal rund zehn SMUG-Mitglieder fest, darunter den | |
| Vorsitzenden Frank Mugisha, der die Veranstaltung organisiert und den Club | |
| privat gemietet hatte, um eine Anmeldung bei der Polizei zu umgehen. | |
| ## Panik bei den Gästen | |
| Die Partygäste wurden für rund eine Stunde festgehalten, indem Polizisten | |
| das Hoftor verbarrikadierten. Im Gewühl versuchten Teilnehmer, ihre | |
| Transvestiten-Outfits abzulegen, die Schminke zu entfernen, um nicht auch | |
| festgenommen zu werden. Jemand sprang vom Balkon, um zu entkommen, und | |
| brach sich das Bein, er musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die | |
| Veranstalter von SMUG wurden abgeführt. | |
| „Als wir auf der Polizeistation ankamen, wollten die Polizisten uns | |
| ausziehen“, berichtet Onizema der taz. „Sie lachten und sagten, sie müssten | |
| doch wissen, ob sie uns in eine Frauen- oder Männerzelle stecken. Als sie | |
| mich in die Zelle führten, haben sie den Mitgefangenen, die dort schon | |
| saßen, gesagt, sie sollen sich um mich kümmern.“ Er sei mehrfach geschlagen | |
| worden, sagt er. | |
| Gegen drei Uhr am Freitagmorgen kamen alle Festgenommenen wieder frei, ohne | |
| Anklage, bestätigt Ugandas Polizeisprecher Fred Enaga und erklärt der taz: | |
| „Wir hatten Informationen, dass eine Veranstaltung mit bis zu 1.000 Leuten | |
| stattfindet. Eine solche Party muss laut Gesetz angemeldet werden, um | |
| Sicherheit zu garantieren.“ Die Polizei habe lediglich „die Veranstalter | |
| beraten wollen, solche Events besser vorher mit uns abzusprechen“. | |
| 5 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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