# taz.de -- Mehr Mieterschutz für Eimsbüttel: Verdrängung wird verboten | |
> Um die Umwandlung in Eigentumswohnungen und Mietervertreibung | |
> aufzuhalten, will die Stadt ganz Eimsbüttel unter Schutz stellen. | |
Bild: Hier erhält Hamburg Mietwohnungen: Die Dunkelgrünen Schutzzonen gibt es… | |
HAMBURG taz | Es wird die Größte ihrer Art: Über ganz Eimsbüttel und die | |
benachbarten Stadtteile Hoheluft-West und Stellingen-Nord will der Senat | |
eine soziale Erhaltungsverordnung verhängen. Damit sollen die Wohnungen der | |
63.100 EinwohnerInnen dieser Stadtteile weitgehend vor der Umwandlung in | |
Eigentumswohnungen geschützt werden. Aber auch Luxusmodernisierungen und | |
anschließende Mietsprünge nach oben können durch dieses Instrument | |
verhindert werden. | |
Denn alle baulichen Veränderungen sowie die Umwandlung von Mietwohnungen in | |
Eigentum sind in einem Erhaltungsgebiet genehmigungspflichtig. Während die | |
Umwandlung in Eigentum in der Regel von den Bauprüfern gar nicht erlaubt | |
wird, werden Modernisierungen nur erlaubt, wenn die Wohnungen auf | |
Normalstandard gebracht werden. | |
Und das in einem „beeindruckend großen Gebiet“, sagt Eimsbüttels | |
Bezirksamtsleiter Thorsten Sevecke (SPD). Die jetzt beschlossene Soziale | |
Erhaltungssatzung übertrifft die über Altona-Altstadt verhängte Verordnung, | |
die 28.000 MieterInnen schützen soll. Allerdings könnte das Schutzgebiet | |
noch etwas verkleinert und einzelne Mini-Quartiere wieder herausgenommen | |
werden. Denn in Kraft tritt die beschlossene Verordnung nur da, wo der | |
Vertreibungsdruck auf angestammte MieterInnen besonders groß ist. | |
Ob die Kriterien überall erfüllt sind, soll jetzt eine repräsentative | |
Umfrage bei 1.800 betroffenen Haushalten ergeben, die bis Frühsommer | |
kommenden Jahres ausgewertet sein soll. Die Erhaltungsverordnung könnte | |
dann noch vor der Sommerpause 2017 endgültig in Kraft treten. Zusammen mit | |
den bereits existierenden oder bereits auf den Weg gebrachten | |
Erhaltungsgebieten würden dann rund 195.000 Hamburger Mieter diesen | |
besonderen Schutz genießen. | |
Besonders im Fokus der SpekulantInnen, UmwandlerInnen und | |
MietpreistreiberInnen sind schon seit Jahren große Teile der Hoheluft, | |
allen voran das „Generalsviertel“. Hier, wo die Straßen nach preußischen | |
Generälen wie Albrecht von Roon oder Friedrich von Wrangel benannt sind, | |
zwischen Bismarckstraße und Eppendorfer Weg, dominieren gediegener | |
Jugendstil und Fassaden aus der Gründerzeit. | |
Aber auch die geschlossenen Altbauzeilen rund um die Osterstraße oder die | |
Jugendstilensembles am Eimsbüttler Weiher gehören zu den teuersten | |
Wohngegenden Hamburgs. Doch auch die nicht ganz so guten Eimsbüttler | |
Adressen gehören inzwischen zu Hamburgs Topp-Wohnlagen. Die meisten der | |
3.660 Wohnbauten in dem neuen Schutzgebiet entstanden hier zwischen 1890 | |
und 1910, rund 94 Prozent von ihnen sind älter als vierzig Jahre. | |
„Das Instrument hat sich bewährt“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Dorothee | |
Stapelfeldt (SPD) über die 1995 erstmals in Hamburg eingesetzte | |
Erhaltungsverordnung. Überall dort, wo sie Anwendung fand, seien | |
Mietexplosionen und die flächendeckende Umwandlung in Eigentumswohnungen | |
verhindert worden. | |
26 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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