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# taz.de -- AfD kuschelt mit Hells-Angels-Umfeld: Zweifelhafte Verbindungen
> Zwei Töchter des Walsroder Hells Angels Wolfgang Heer kandidieren für die
> AfD in Walsrode. Auch drei „Strohmänner“ stehen zur Wahl.
Bild: Neue wirtschaftliche Möglichkeiten für die Hells Angels? Das ist die So…
Bremen taz | Bettina Heer kandidiert bei der nächsten Kommunalwahl für die
AfD im niedersächsischen Walsrode. Das wäre an sich keine große Nachricht –
wäre sie nicht die Tochter der örtlichen Hells Angels- und Rotlichtgröße
Wolfgang Heer. „Mit meinem Papa hat das nichts zu tun“, sagt Frau Heer, die
in Walsrode ein Fitnesszentrum betreibt und erst seit vor kurzem Mitglied
der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland ist.
„Die Rocker haben ein starkes Eigeninteresse, sich als Law- and Order-Macht
aufzuspielen“, sagt Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke. „Arbeitet die
AfD mit Hells Angels zusammen?“ fragt die [1][Hannoversche Allgemeine].
„Nein“, antwortet Bettina Heer. Wie sie zu den Hells Angels stehe? „Gar
nicht“. Und überhaupt sei die Kandidatur für die AfD ihr eigener, freier
Entschluss. Ihre neue Partei wittert „Sippenhaft“ und distanziert sich in
der Presse von den Hells Angels. Für die taz war die AfD am Montag nicht zu
sprechen. Frau Heer selbst sagt: Ja, das Risiko, öffentlich für ihren Vater
vereinnahmt zu werden, „das war mir bekannt“.
Neben ihr kandidiert auch eine Adoptivtochter von Wolfgang Heer für die
Walsroder AfD. Und Bastian Dürfeld sowie zwei weitere Männer – die manche
in der Stadt als „Strohmänner“ von Heer bezeichnen. Namentlich genannt
werden wollen sie nicht. Heer selbst lässt ausrichten, dass er die drei
Herren nicht zu seinem näheren Umfeld zähle und mit der Politik auch sonst
nichts zu tun haben wolle. Er lasse sich auch nicht in die rechte Ecke
bugsieren, sagte er der Hannoverschen Allgemeinen.
Den Kreisvorsitzenden der Deutschen Gewerkschaftsbundes Karl-Heinz „Charly“
Braun überraschen derlei Dementi nicht. Auch er zählt Dürfeld und die zwei
anderen zum Geschäfts- und Freundeskreis von Wolfgang Heer. Bastian
Dürfeld, der sich „Meister für Schutz und Sicherheit“ nennt, ist mit Julia
Dürfeld verheiratet. Und die ist seit 2012 die Geschäftsführerin der Vegas
Security & Gastronomie GmbH, die heute für das Walsroder Bowlingcenter
„Coloseum“ verantwortlich ist. Das wird seit langem Wolfgang Heer
zugerechnet.
Es gebe da „eine brisante Verbindung von Politik und Geschäft“, sagt
Gewerkschafter Braun. Und das Dementi der Tochter, der AfD? „Muss man das
glauben?“ fragt Braun.
In der Heidestadt sorgen sich einige, dass sich über das Kommunalparlament
für den Rocker mit seinen vielseitigen Geschäften neue wirtschaftliche
Möglichkeiten ergeben könnten. Wolfgang Heer wolle sich wieder „im
bürgerlichen Milieu“ etablieren, sagt ein Insider. Da war er schon mal fest
etabliert.
2012 musste er sich mal wegen „ausbeuterischer Zuhälterei“ vor Gericht
verantworten. Vorher betrieb er zusammen mit Frank Hanebuth, ehemals
Präsident der Hells Angels in Hannover, eine Securityfirma, GAB Security
genannt. Auch sein Sohn Michel, ein ehemaliger Waldorfschüler, ist in diese
Branche eingestiegen. Die GAB Security – die auch einen vorbestraften
Neonazi beschäftigte – durfte bis 2011 beispielsweise die jährliche
Konzertreihe der Walsrodes Stadtmarketings bewachen oder den Fußballklub
„Germania Walsrode“.
Für den Sportverein spendete früher auch Wolfgang Heer, wie er gerne
öffentlich erklärte, genauso wie für den örtlichen Weihnachtsmarkt, die
Aktion Mensch, das SOS-Kinderdorf, Ärzte ohne Grenzen oder das Rote Kreuz.
Damit sei jetzt Schluss, sagte er im vergangenen Jahr der Hannoverschen
Allgemeinen. Schon 2011 musste der Rat der Kleinstadt Walsrode auf
öffentlichen Druck gegen die Hells Angels positionieren.
Die Diskussionen im Kommunalparlament und die Informationen aus der
Verwaltung könnten für Heers Geschäfte hilfreich sein, überlegt
Gewerkschafter Braun. Heers Argument, schon wegen seiner vielen Vorstrafen
wolle er nicht in die Politik gehen, ist für Braun gerade keine Argument,
das seine Befürchtungen entkräftet. Im Gegenteil: Im Rockermilieu werde
gern mal mit Strohmänner und -frauen gearbeitet, um unauffällig Geld zu
verdienen und Einfluss zu gewinnen.
25 Jul 2016
## LINKS
[1] http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Sorge-in-Walsrode-Arbei…
## AUTOREN
Jan Zier
Andreas Speit
## TAGS
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