# taz.de -- Russland nach dem Nato-Gipfel: Dämonisierungs-Vorwurf an Bündnis | |
> Aufrüstung und Dialog: Das ist das Signal, das vom Nato-Gipfel in | |
> Warschau ausgehen sollte. In Moskau kommt nur die eine Seite an. | |
Bild: Michail Gorbatschow sieht die Nato auf einem Weg zu einem „heißen Krie… | |
Warschau/Moskau dpa | Russland hat die Aufrüstungsbeschlüsse des | |
Nato-Gipfels scharf kritisiert. „Die Allianz konzentriert ihre Kräfte | |
darauf, eine nicht existierende Gefahr aus dem Osten einzudämmen“, erklärte | |
das Außenministerium in Moskau am Sonntag. Es hielt der Nato eine | |
„Dämonisierung“ Russlands vor. Der russische Friedensnobelpreisträger | |
Michail Gorbatschow warf dem Militärbündnis Kriegstreiberei vor. | |
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) rechtfertigte hingegen | |
die Beschlüsse des Warschauer Gipfels, die unter anderem eine Verlegung von | |
rund 4000 Soldaten in die Mitgliedstaaten Polen, Litauen, Lettland und | |
Estland vorsehen. | |
Einen Meinungsaustausch zu den Spannungen soll es am kommenden Mittwoch bei | |
einem Treffen des Nato-Russland-Rats in Brüssel geben. „Das ist eine | |
Chance, in aller Transparenz die Entscheidungen von Warschau zu erläutern | |
und dann auch wieder einen ernsthaften und kontinuierlichen Dialog mit | |
Russland hinzubekommen“, sagte Steinmeier am Sonntag der Deutschen | |
Presse-Agentur zu dem Treffen auf Botschafterebene. | |
In der Abschlusserklärung zum Nato-Treffen heißt es mit Blick auf den | |
Ukrainekonflikt, Russlands aggressives Vorgehen fordere die Allianz heraus | |
und sei Quelle von Instabilität in der Region. Das Land stelle eine Gefahr | |
für ein freies und friedliches Europa dar. Gleichzeitig wird betont, die | |
Nato bleibe offen für einen regelmäßigen Dialog. | |
## Rhetorik wirkt wie Kriegserklärung an Russland | |
„Ich denke, es ist gelungen, aus Warschau die richtigen Signale zu senden“, | |
sagte Steinmeier. „Rückversicherung an unsere östlichen Partner und | |
Verteidigungsbereitschaft, aber nur zusammen mit Dialog und echter | |
Gesprächsbereitschaft“. | |
Als wichtig gilt ein Austausch mit Russland unter anderem wegen gemeinsamer | |
Interessen beim Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Nato soll | |
dabei künftig zusätzliche Aufgaben übernehmen. | |
Die 28 Staats- und Regierungschefs der Bündnisstaaten hatten bei ihrem | |
Gipfel dem Einsatz von Awacs-Radarflugzeugen zur Unterstützung der | |
Anti-IS-Koalition zugestimmt. Auch Bundeswehrsoldaten dürften daran | |
beteiligt sein. Das Militärbündnis kehrt zudem für einen Ausbildungseinsatz | |
in den Irak zurück und verlängert sein Engagement in Afghanistan. | |
Die Entscheidungen wurden innerhalb der Allianz als starkes Signal | |
gewertet. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem „sehr wichtigen | |
Nato-Gipfel“. US-Präsident Barack Obama erklärte: „In nahezu 70 Jahren war | |
die Nato nicht mit einer solchen Bandbreite von Herausforderungen auf | |
einmal konfrontiert. (…) Die Allianz ist geeint und auf die Zukunft | |
ausgerichtet.“ | |
Der ehemalige Sowjetpräsident Gorbatschow, der als einer der Väter der | |
deutschen Wiedervereinigung gilt, kommentierte hingegen: „Von einem Kalten | |
Krieg geht die Nato zu den Vorbereitungen für einen heißen (Krieg) über.“ | |
Die aktuelle Rhetorik wirke wie eine Kriegserklärung an Russland. | |
11 Jul 2016 | |
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