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# taz.de -- Schule soll schließen: Eltern fühlen sich übergangen
> Die Grundschule in Berne wird nach den Sommerferien nicht mehr öffnen. Zu
> wenige Anmeldungen, zu marodes Gebäude. Der Bundeselternrat wundert sich
> sehr.
Bild: Schulwechsel: Für GrundschülerInnen in Berne wird der Weg nach den Feri…
HAMBURG taz | Am Mittwoch geht es für Hamburgs SchülerInnen in die
Sommerferien. Im Stadtteil Berne wird es auf dem Schulhof der Grundschule
nach den sechs Wochen still bleiben. Die Außenstelle der Grundschule
Karlshöhe wird aufgrund mangelnder Anmeldungen und hoher Renovierungskosten
geschlossen.
Monatelang protestierten Eltern gegen diese Entscheidung der Schulbehörde.
Das Klima der Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern der Schließung war
vergiftet – ein Problem, dass es oft gibt, meint der Bundeselternrat. „Die
Behörden müssen an ihrer Kommunikation arbeiten und die Eltern in
Entscheidungen besser einbinden“, sagt deren Sprecher Wolfgang Pabel.
„Die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr waren einfach zu gering“,
erklärt Schulleiterin Carola Studt. Und für die Renovierung des in den
1920ern erbauten Gebäudes wären einige Millionen Euro notwendig gewesen, da
habe sich der Erhalt nicht mehr gelohnt.
„Hier gibt es keinen richtigen Hausmeister, der ständig anwesend ist. Wenn
etwas kaputt ist, leidet sofort der Unterricht darunter“, sagt Studt. Die
Mehrbelastung für die LehrerInnen sei ebenfalls hoch. Neben dem Standort in
Berne besteht die Grundschule Karlshöhe noch aus zwei weiteren Standorten.
„Weniger Standorte verbessern einfach die Lehrmöglichkeiten“, sagt Studt.
„Hier wurde über Jahre hinweg nichts am Gebäude gemacht. Das war doch schon
von langer Hand geplant“, sagt Joachim Gillio von der Bürgerinitiative
gegen die Schließung der Grundschule. Sein Sohn geht hier in die erste
Klasse. Der gesamte Bezirksrat stellte sich gegen die Entscheidung der
Behörde. Überall im Stadtteil hingen Transparente gegen die Schließung. Die
Berner SPD-Vorsitzende schrieb ihrem Parteigenossen und Bürgermeister Olaf
Scholz einen wütenden Brief – es änderte alles nichts.
„Vor allem ist es die Art der Kommunikation seitens der Behörde, die uns
wütend gemacht hat“, sagt Gillio. Hilke Mellin, die auch der
Bürgerinitiative angehört, ergänzt: „Indirekt wurde uns deutlich gemacht,
dass wir ja das große Ganze nicht überblicken könnten. Wir seien ja so
wahnsinnig dumm mit unseren Argumenten.“
Der Bundeselternrat wunderte sich über die Standortschließung in Hamburg.
„Üblicherweise kennen wir Schulschließungen nur aus ländlichen Gebieten“,
sagt Pabel. Durch das kontinuierliche Wachsen der größeren Städte wie
Hamburg entstünden eher Platzprobleme.
Laut Kultusministerkonferenz wird es im Jahr 2025 zwar insgesamt 1,6
Millionen SchülerInnen weniger als 2011 geben, aber in Hamburg wird es
einen leichten Zuwachs an SchülerInnen geben – Zehntausende schulpflichtige
Geflüchtete noch nicht einberechnet. „Und Flüchtlinge, von denen viele
schulpflichtig sind, werden ja selten im ländlichen Raum untergebracht
werden“, sagt Pabel.
Der Bundeselternrat stellt sich nicht grundsätzlich gegen
Standortschließungen. „Es muss nicht immer ein Nachteil sein, wenn ein
Standort geschlossen wird“, sagt Pabel. Wenn die anderen Schulen, zu denen
die SchülerInnen im neuen Schuljahr wechseln, durch die Einsparungen besser
ausgestattet würden, entstünden bessere Lernbedingungen. „Aber für die
Entscheidung zur Schließung eines Standorts muss eine Qualitätsverbesserung
versprochen und aufgezeigt werden.“
Die künftig längeren Schulwege, die die Bürgerinitiative beklagt hatte,
könnten in Kauf genommen werden. „Wenn dann am anderen Standort Geld
bereitsteht – beispielsweise für die Anschaffung besserer technischer
Geräte zum Lernen –, werden viele Eltern überzeugt“, sagt Pabel. „Man m…
einfach miteinander reden.“
Ganz so einfach scheint das nicht zu sein. „Die Gründe für die Schließung
finde ich zum Teil verständlich“, sagt Melin von der Initiative. „Aber das
Vertrauen in die Behörden und in die Politik ist auf jeden Fall weg.“
17 Jul 2016
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Schule
Eltern
Staatsvertrag
Ties Rabe
Stadtteilschule
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