| # taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Die Wahl, das Rad und die Qual | |
| > Der BUND mischt sich in die Debatte um die Radpolitik ein. Viel bringen | |
| > wird das nicht – denn entschieden werden kann wegen des Wahlkampf nichts. | |
| Bild: So wird die Zukunft für Radler leider nicht aussehen | |
| So langsam wird es spannend beim Volksentscheid Fahrrad. Dass die | |
| Berliner RadlerInnen die Initiative im ersten Schritt massiv | |
| unterstützen würden, war klar. So sind die 105.000 Unterschriften | |
| höchstens in ihrer Vielzahl erstaunlich. Aber was kommt jetzt? | |
| Viel hängt von der Prüfung der Rechtmäßigkeit durch | |
| Noch-Innensenator Frank Henkel (CDU) ab. Nicht unbedingt, weil | |
| größere Zweifel daran bestehen. Sondern, weil danach sich Senat und | |
| Abgeordnetenhaus innerhalb von vier Monaten zu dem | |
| Gesetzesvorschlag äußern müssen. Und beide sind wegen der | |
| Parlamentswahl Mitte September de facto derzeit nicht | |
| handlungsfähig. Wann sie es wieder werden, ist völlig offen. | |
| Nun stehen erst mal Verhandlungen an zwischen Senat und Initiative. Am | |
| 18. Juli soll es ein erstes – und bisher einziges – Treffen geben, um | |
| vielleicht einen Kompromiss zu finden. Doch auch hier stellt sich wegen | |
| der Wahl, exakt zwei Monate später, die Frage: Wie soll der Senat eine | |
| Garantie geben, dass eine Einigung länger als bis zum 18. September | |
| Bestand hat? Und umgekehrt: Vielleicht könnte die Initiative bei | |
| einer denkbaren Nachfolgeregierung aus SPD, Grünen und Linken noch | |
| viel mehr rausholen? | |
| Am Dienstag hat sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in die | |
| Debatte eingemischt und einen möglichen Kompromiss skizziert: | |
| Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) solle schnell 25 Millionen | |
| Euro zusätzlich für den Radverkehr ausgeben, also insgesamt 40 | |
| Millionen, und rund 30 zusätzliche Stellen in Land und Bezirken | |
| einrichten – als Zeichen guten Willens. Tatsächlich hält Geisel | |
| diese Erhöhung für sinnvoll, allerdings muss das – derzeit pausierende | |
| – Parlament das Geld bewilligen. | |
| Anschließend, so der BUND, sollte die bestehende Radstrategie des | |
| Landes mit der von der Initiative geforderten Verbindlichkeit – | |
| also mit Gesetzeskraft – ausgestattet werden. Auf diese Weise könnte | |
| dann eine „nachhaltige Mobilitätspolitik“ umgesetzt werden, die | |
| auch die Belange von FußgängerInnen und öffentlichem Nahverkehr | |
| berücksichtigte. | |
| Der Vorschlag kommt eher dem Senat entgegen als der Initiative. | |
| Letztlich scheitern dürfte er indes vor allem daran, dass die | |
| Radlobbyisten sich nicht mehr mit Versprechungen abspeisen lassen | |
| wollen, wie Mitinitiator Heinrich Strößenreuther gegenüber der | |
| taz noch mal betonte. Und mehr als Versprechungen kann Geisel nicht | |
| geben. | |
| So wird der Sommer wohl ohne konkreten Fortschritt vergehen und das | |
| Thema entweder direkt in den Koalitionsverhandlungen nach der | |
| Wahl landen. Oder die BerlinerInnen dürfen Ende des Jahres wieder | |
| unterschreiben. Diesmal müssten 175.000 RadlerInnen das tun – was | |
| ebenfalls kein Problem sein wird. | |
| 2 Jul 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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