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# taz.de -- Kommentar Russland und EM: Peinliches Mimimi
> Nach der Festnahme russischer Hooligans bei der EM bestellt Moskau den
> Botschafter ein. Die russische Regierung perfektioniert die Opferrolle.
Bild: Nach dem Vorrundenspiel in Marseille kam es zu Gewalt zwischen englischen…
Es hat ja so kommen müssen. Da ziehen wohltrainierte, fast paramilitärische
Trupps aus Russland durch Frankreich und ein paar Tage später wittert der
russische Außenminister Sergei Lawrow eine anti-russische Verschwörung.
Weil sich die französischen Behörden erlaubt haben, ein paar Menschen
festzuhalten, um herauszubekommen, wie es zu der Gewaltorgie von Marseille
kommen konnte.
Sogar der französische Botschafter in Russland wurde einbestellt. Es ist
ein peinliches „Mimimi“, das die russische Regierung da vorführt. Zwar
werden die Gewalttaten kritisiert, aber so richtig schuld sollen die
russischen Hooligans dann doch nicht gewesen sein, sie seien schließlich
von Engländern provoziert worden.
Wenn man sich zudem ansieht, um wen es sich bei den Festgesetzten handelt,
für die sich Lawrow auf höchster diplomatischer Ebene einsetzt, dann kann
einem beinahe schlecht werden. Einer von ihnen ist jener Alexander
Schprygin, der es trotz seiner notorisch rassistischen Äußerungen, trotz
seiner Nähe zur Neonazi-Metal-Band Korrosija Metalla zum offiziellen
Vertreter der russischen Fans gebracht hat.
Eigentlich müsste man sich lang und ausgiebig die Hände waschen, wenn einem
solch ein Typ mal die Hand geschüttelt hat. Wladimir Putin hat mit diesem
Kameraden keine Probleme. Er hat Schrygin schon oft empfangen.
## Kein unglücklicher Zufall
Ein anderer der in Marseille Festgehaltenen ist ein Fanklubanführer von
Lokomotive Moskau. Hooligans dieses Klubs sind in Marseille besonders
auffällig geworden. Warum es so viele Gewalttäter nach Frankreich geschafft
haben, obwohl den russischen Behörden die Hooliganproblematik aus
zahlreichen Schlachten im Liga-Alltag bekannt ist, das müssen die
französischen Ermittler jetzt herausfinden. Die Hilfe ihrer russischen
Kollegen könnten sie dabei gut gebrauchen. Stattdessen wird der Botschafter
einbestellt.
Der Schluss liegt nahe, dass die Russen die Ermittlungsergebnisse fürchten.
Niemand glaubt, dass es ein unglücklicher Zufall war, dass so viele
gewalttätige Fans den Weg nach Frankreich antreten konnten. Auf die Frage,
wie es sein kann, dass Hooligans, die in Russland mit härtesten Bandagen
von der Polizei bekämpft werden und sich deshalb für ihre Schlachten in den
Wäldern vor den Städten treffen, mit vom Fanverband organisierten
Reisegesellschaften bei der EM unterwegs sind, hätte man schon gerne eine
Antwort.
Die russischen Behörden werden bei der Beantwortung dieser Frage wohl nicht
helfen und igeln sich nun auch in Fußballfragen in ihrer gern gepflegten
Opferrolle ein. Dass sich darüber nun wirklich niemand wundert, zeigt, wie
groß das Problem mit Russland ist.
16 Jun 2016
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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